2 Die Connor Boys: Lieb mich hier und jetzt
Schlüssel." Aber sie war nicht abgeschlossen, sie ließ sich nur sehr schwer öffnen, nachdem sie so viele Jahre nicht benutzt worden war. Als sich Seth mit der Schulter dagegenwarf, ging sie auf.
„Himmel", hauchte Samantha.
Selbst Seth musste zugeben, dass die Aussicht atemberaubend war. Man konnte sehen, soweit das Auge reichte. Die Fenster rundherum gaben einen Blick frei auf den dunklen Himmel, den schimmernden Ozean und die Lichter von den meilenweit entfernten Häfen. Die
Wellen unten, die gegen die Küste schlugen, sahen unkontrollierbar wild aus. Hier oben auf dem Leuchtturm hatte man das Gefühl, sich in einer anderen Welt zu befinden.
„Kannst du es dir nicht auch vorstellen? Das Nebelhorn ertönt, der Regen klatscht gegen die Fenster, und der Wind heult. Der Leuchtturmwärter kämpft darum, das Feuer in Gang zu halten. Er ist völlig durchnässt. Und ein Klipper durchschneidet die gewaltigen Wellen mitten im Sturm und wird natürlich gegen die Felsen krachen, wenn er nicht wie durch ein Wunder gerettet wird."
Seth lächelte amüsiert. Ihre Phantasie ging wieder mit ihr durch. Samantha war wieder ganz die alte. „Du glaubst also, dass es so ge wesen ist?"
„Ja", sagte sie, und ohne Luft zu holen und ohne sich zu ihm umzudrehen, fuhr sie fort: „Seth, ich muss dir etwas sagen. Im Grunde muss ich dir sogar zwei Dinge sagen. Am besten beides gleichzeitig und schön schnell, okay?"
„Okay." Seth erwartete, dass sie ihm noch eine romantische Ge schichte auftischen würde, diesmal vielleicht eine von Errol Flynn in seiner besten Piratenrolle.
Doch dann sagte sie: „Ich bin in dich verliebt." Und gleich darauf: „Ich reise ab."
Sie hatte es in einem Atemzug gesagt, und vielleicht ergab es für sie auch einen Sinn, diese beiden Aussagen miteinander zu verbinden. Seth jedoch fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Immer noch sah sie ihn nicht an, sondern hielt den Blick in die Ferne gerichtet, als wäre dort das einzig Interessante in diesem Moment.
„Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich dir das überhaupt sagen sollte", fuhr sie dann hastig fort. „Dass ich dich liebe, meine ich. Weil dann der andere sich immer verpflich tet fühlt, etwas darauf zu erwidern. Und ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Aber ich möchte, dass du weißt, wie unglaublich liebenswert du bist, Connor. Übrigens, es gab nichts, was du hättest tun können, um es zu verhindern. Wie hättest du aufhören können, etwas Besonderes zu sein? Ich weiß nicht, wie du auf die Idee kommst, dich für gewöhnlich zu halten, deshalb wurde es Zeit, dass dir ein mal jemand sagt, dass das nicht stimmt. Du bist alles andere als gewöhnlich. Siehst du, und wenn ich jetzt gegangen wäre, ohne dir das zu sagen..."
„Samantha, du redest so schnell, dass ich nicht mehr mitkomme. Kannst du vielleicht eine Sekunde mal still sein? Nur eine Sekunde?"
„Okay."
Doch dann, als sie schwieg, wusste Seth auf einmal nicht mehr, was e r hatte sagen wollen. Er umfasste ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. Sie hob den Kopf und sah ihn an. Frech und mit dem typischen ironischen Lächeln auf den Lippen, mit dem sie andeuten wollte, dass sie es verstand, wenn er ihre Liebe nicht erwi derte. Nur der Puls an ihrem Hals verriet ihm, dass sie Angst vor ei ner Zurückweisung hatte.
„Siehst du, ich hab' mir ja gleich gedacht, dass ich dich durch mein Geständnis in Verlegenheit bringen würde. Tut mir leid", entschuldigte sie sich, als ihr sein Schweigen zu lange anhielt.
Sie weiß es nicht, dachte Seth betroffen. Sie weiß nicht, was ich für sie empfinde. Sie weiß nicht, wie wunderschön sie ist. Weiß nicht, wie reizvoll sie ist, wie phantastisch und begehrenswert... ein bisschen verschroben viel leicht, aber unwiderstehlich. So etwas musste man einfach gern haben.
Schließlich dämmerte ihm, dass sie noch immer auf eine Antwort wartete. „Du reist ab? Meinetwegen?" Etwas Besseres war ihm im Moment nicht eingefallen.
„Ja. Und zwar meine ich es diesmal wirklich ernst. Es ist kein Scherz. Sehr untypisch für mich, nicht wahr?" Sie lächelte zaghaft. „ Ich fürchte, ich mache dir nur das Leben schwerer, je länger ich hier bleibe. Warum es also noch unnötig hinauszögern? Ich werde schon nicht an Liebeskummer sterben. Mein Herz ist nicht gebrochen. Aber es fällt mir nicht leicht, meine Gefühle für mich zu behalten. Ich bin schon immer so spontan gewesen. Schrecklich, nicht wahr?"
„Wirklich schrecklich", stimmte
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