2 Die Rinucci Brüder: Mein zärtlicher Verrführer
die Bedingungen und hast dich darauf
eingelassen“, erinnerte sie ihn.
„Wahrscheinlich habe ich gehofft, du würdest einsehen, dass du auf dem Holzweg bist. Außerdem glaube ich nicht, dass es eine einseitige Sache ist. Sieh mir in die Augen. Kannst du ruhigen Gewissens behaupten, du würdest für mich nichts empfinden?“
„Nein, nach dem heutigen Abend kann ich das nicht mehr. Doch ich werde nicht zulassen, dass mehr daraus wird, denn ich weiß, wohin so etwas führt.“
„Du weißt nur, wohin es mit deinem Exmann geführt hat. Heute Abend hast du gesehen, was aus ihm und seiner Frau in der Zeit ihres Zusammenlebens geworden ist. Sei froh, dass du rechtzeitig von ihm weggekommen bist.“
„Natürlich bin ich im Nachhinein froh darüber. Ich habe die ganze Sache längst überwunden, wie dir sowieso klar war.“
„Ja, das stimmt. Aber du wolltest es nicht wahrhaben. Du hast versucht, ein schlechtes Bild von dir zu vermitteln …“
„Damit du begreifst, wie ich wirklich bin“, unterbrach sie ihn hitzig. „Ich bin hart, kalt …“
„Beim Tanzen in meinen Armen warst du keineswegs kalt und hart.“
„So etwas wird nicht wieder vorkommen. Dafür werde ich sorgen.“
„Hör auf, so zu reden.“ Er packte sie an den Armen. „Ich verbiete es dir.“
„Du kannst mir nichts verbieten.“
Ohne zu zögern, zog er sie an sich und küsste sie beinah ungestüm.
Sekundenlang versteifte Olympia sich. Sie konnte kaum glauben, mit welcher Leichtigkeit er es schaffte, sie zu verzaubern und in seinen Armen dahinschmelzen zu lassen.
„Siehst du ein, dass ich es dir verbieten kann?“, flüsterte er an ihren Lippen.
„Ja“, erwiderte sie genauso leise und küsste ihn liebevoll. Er spukt in meinen Träumen herum, und es gelingt mir nicht, ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen, gestand sie sich ein. Sie müsste die Sache beenden, solange sie es noch schaffte. Sie befürchtete aber, dass es längst zu spät war. Immer wieder küsste sie ihn, und jedes Mal nahm sie sich vor, es würde das letzte Mal sein.
„Wie kannst du etwas beenden, was so schön ist?“, fragte er rau.
„Gerade weil es so schön ist, muss ich es beenden.“
„Das heißt, du läufst davon wie ein Feigling, der Angst vor dem Leben hat“, erklärte er verächtlich. Es klang hart und grausam, doch das konnte er nicht ändern. Die Zurückweisung schmerzte viel zu sehr. „Mag sein“, gab sie zu. „Aber ich will das alles nicht noch einmal durchmachen, Jack. Du machst mir Angst, denn du löst etwas in mir aus, was ich lieber nicht erleben möchte.“
„Wenn wir zusammen wären …“
„Nein, das werde ich nicht zulassen.“
Er löste sich von ihr. „Warte bitte“, forderte er sie brüsk auf, ehe er die Wohnung verließ und aus dem Haus eilte.
Draußen vor der Tür zog er sein Handy hervor und rief Cedric Tandy an.
„Cedric, ich weiß, wie spät es ist, aber ich muss Sie um einen Gefallen bitten.“ Primo erklärte ihm, um was es ging, und beendete das Gespräch mit den Worten: „Sie haben mich gerettet, Cedric. Jetzt lasse ich Sie weiterschlafen.“
Anschließend rief er Enrico an, der sich ärgerte, im Schlaf gestört zu werden, und ihm dennoch versprach zu helfen. Eine halbe Stunde später betrat Primo wieder Olympias Apartment und war froh, dass sie ihn indirekt gezwungen hatte, eine Entscheidung zu treffen.
„So, ich habe alles geregelt“, verkündete er. „Ich habe mit den zuständigen Leuten über dich gesprochen, und ich soll dich mitbringen, damit sie dich kennenlernen.“
„Und dann?“
„Du wirst eine Zeit lang in Neapel arbeiten, und nach einigen Monaten kannst du dich entscheiden, was du machen willst. Du kannst zurückkommen und Geschäftsführerin von Curtis werden. In dem Fall wäre es natürlich von großem Vorteil, dass du im Hauptsitz des Konzerns gearbeitet hast. Wenn du jedoch lieber in Neapel bleiben möchtest, kannst du dort an verantwortlicher Stelle tätig sein.“ „Und du? Was wirst du machen?“
„Ich fliege mit dir nach Neapel, werde aber nicht im Hotel wohnen, sondern in meinem eigenen Apartment. Ich werde dir in jeder Hinsicht helfen, bis du dich eingearbeitet hast und ohne mich zurechtkommst.“
„Irgendwie begreife ich das alles nicht. Wer wird denn Curtis während meiner Abwesenheit leiten?“ „Cedric. Wir haben mit ihm vereinbart, dass er, falls er es wünscht, noch ein halbes Jahr in der Firma bleiben kann, ehe er die Abfindung erhält und in den Ruhestand geht.“
„So?
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