2 Heaven
war. Aber - das war es doch irgendwie gewesen! Vor allem für Dämon! Der Schock saß sehr tief in ihm und hatte einen Teil seiner gelassenen Heiterkeit unter einem großen Schutthaufen begraben. Es würde sicher Monate dauern, bis er darüber hinwegkam. So lange, wie es brauchte, bis seine Haare nachgewachsen waren und ihn nicht mehr daran erinnerten.
Und Charly wollte ihm gern dabei helfen, mit diesem Erlebnis klarzukommen, wie sie festgestellt hatte. Sie wollte es, und sie wusste, dass sie Dämon glücklich machen konnte. Wenn er das wollte ... Sie hatte lange darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass sie sich ein Leben mit Dämon vorstellen konnte.
„Die ganze Sache gibt ein ziemliches Spektakel. Die unerlaubten Versuche, die eingefrorenen Leichen. Sie wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen." Dämon klang noch ein wenig müde. „Dass J. den alten Kershaw gekillt hat, haben sie schon als Notwehr anerkannt. Die anderen sind ja bei der Explosion in die Luft geflogen."
„Ja." Charly seufzte. „Ich bin froh, dass ich meine Aussage schon hinter mir habe. Bis zum Prozess bin ich dann auch wieder zurück."
„Du fährst also mit Gwen und Jason in den Urlaub?" Charly nickte. „Wir haben sofort gebucht, als klar war, dass sie England verlassen darf. Wir müssen hier einfach mal raus. Etwas Abstand zu der ganzen Sache kriegen." Sie lächelte.
„Jason wird das gut tun!"
„Und - was ist mit Doc Marsberg?"
Er hatte mitbekommen, dass Terry Marsberg sehr um Charly bemüht war. Der hatte nach Dämons Krankenhausaufenthalt auch dessen medizinische Versorgung zu Hause übernommen und war daher öfter mit Charly zusammengetroffen. Er hatte sich wohl sofort in sie verliebt, aber bisher war sie merkwürdig zurückhaltend ihm gegenüber.
Sie zog fragend die Augenbrauen nach oben. Doch diese Ahnungslosigkeit wollte Dämon ihr nicht abnehmen. „Du weißt doch, dass er Interesse an dir hat ..." „Hm, ja, Terry ist sehr aufmerksam, aber ..." Sie zögerte, suchte offenbar nach Worten. „Ich bin mir einfach nicht sicher, was ich möchte. Ich hatte eigentlich gedacht ... gehofft, dass ..." Sie seufzte, weil er es ihr so schwer machte. „ ... dass ich dir mehr bedeute ... Cris hatte mir erzählt, dass es auch deine Idee war mit dem Ring ..."
Verlegen sah sie zu Boden. Jetzt war es raus! Wie würde er auf ihr Geständnis reagieren? Sie hatten doch so schöne -unglaubliche - Momente erlebt! Er hatte sie verführt, und sie spürte, dass er sie mochte.
Dämon humpelte zu ihr hinüber und nahm sie sacht in den Arm.
„Charly", sagte er ernst und nicht ohne Bedauern, „Ich bin nicht der richtige Mann für dich. Ich wäre dir niemals treu." Er lächelte sie offen an. „Außerdem dachte ich, du würdest Crispin den Vorzug geben?! Ich wäre doch eh nur zweite Wahl gewesen für dich ..."
Einen Moment war Charly wie erstarrt. Dann seufzte sie wieder und überlegte angestrengt, wie sie diese Niederlage wegstecken sollte. Ihr Geständnis war ihr schrecklich peinlich. Hatte Dämon wirklich gedacht, sie würde noch immer seinen Bruder vorziehen? Und warum hatte er nicht bemerkt, wieviel ihr an ihm lag? - Dass sie mit Cris nicht glücklich werden konnte, das wusste sie seit einiger Zeit. Er hatte sich nie mehr für sie interessiert als ein guter Freund. Im Prinzip war er ihr fast so fremd wie zu Anfang ihrer Bekanntschaft. Aber ein Leben mit Dämon hätte sie sich vorstellen können. Das war ihr in den letzten Tagen klar geworden. Er war jemand, bei dem man sich anlehnen konnte. „Ach, Charly, mach doch nicht so ein Gesicht." Er hielt sie ein wenig auf Abstand, damit er sie ansehen konnte. „Du wirst immer bei uns willkommen sein." Sie lächelte ein wenig kläglich. Ein schwacher Trost.
„Terry Marsberg, das ist der richtige Mann für dich – davon bin ich überzeugt. Gib ihm eine Chance."
„Ja, vielleicht hast du Recht. Er ist wirklich sehr nett. Ich mag ihn auch, aber ..."
„Was, aber?"
„Er hat nicht dein Feuer!", sagte sie trotzig, grinste aber dabei - sie war einigermaßen tapfer. Es würde schwer werden, sich damit abzufinden.
„Feuer?" Dämon lachte. „Das fasse ich mal als Kompliment auf. Momentan fühle ich mich allerdings alles andere als feurig."
„Das ändert sich sicher wieder", warf Crispin ein. Unbemerkt hatte er den Raum betreten.
„Na, das hoffe ich doch!" Er löste sich von Charly. „Willson ist hier. Er wurde heute entlassen." Dämon nickte. „Ich komme."
Auf seine Krücke
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