2 ½ Punkte Hoffnung
meinen Augen und über meine Stirn weiterwanderte. Danach stellten diese Schmerzen sich häufiger ein, manchmal mit einer kleinen Vorwarnung, dann wieder aus dem Nichts heraus. Ich saß in der Klasse, dachte an die Mathestunde, und
Wham.
Das Hämmern im Kopf setzte ein, während ich die Meilen zwischen Seattle und San Francisco berechnete. Die Zahlen verschwammen und nichts ergab noch einen Sinn. Oder der Schmerz fing hinter meinen Augen an, als ob jemand sie mit festen Knoten angebunden hätte und jetzt versuchte, sie tief in meinen Kopf zu ziehen. Sogar meine Zähne taten weh. Jawohl, meine Zähne. Oben und unten, als ob ich zehn Tage hintereinander zehn Streifen Kaugummi gekaut hätte.
Wenn ich mich über die Schmerzen beklagte, gab Mom mir zwei Aspirin und sagte, ich dürfe in meinem Alter noch gar keine Kopfschmerzen haben. Schlafen half zuerst, aber dann erwachte ich schon morgens mit Kopfschmerzen. Wie, bitte, kann man vom Schlafen Kopfweh bekommen?
Höhen und Tiefen. Weihnachten war beides. Ich stand auf, freute mich über die schönen Lichter und die Musik, das Schulfest und das besondere Fernsehprogramm. Wir schmückten das Klassenzimmer und wollten ein Fest mit Fliederbeergrog und Eiscreme machen, mit Plätzchen und Spielen und Wichteln.
Das Tief war, dass meine Mom so auf Weihnachtsbasteln stand. Ihr kennt doch das Lied
Morgen, Kinder, wird’s was geben
? Na, in unserem Haus gab es ziemlich viel, und zwar mindestens zwölf Säcke aus dem Bastelladen, vollgestopft mit Kissenmustern, Quasten, Einfassbändern, Pailletten und Stapeln von grünem und rotem Stoff, bedruckt mit Rentieren, Schneemännern und Nikoläusen.
Ich hatte ja auch Lust auf die Weihnachtsbasteleien, aber ich hatte das SCHNAPPEN satt. Wenn jemand findet, dass du etwas falsch machst und dir zeigen will, wie es
richtig
geht
,
dann schnappen sie sich ungefragt das, woran du gerade arbeitest, und sagen: »Du musst das so machen.«
(
Punkte insgesamt:
Schnappen
+
du musst
+
Unterbrechen
+
dumm vorkommen = 385).
Ich machte seit Jahren einen Bogen um die Bastelwerkstatt im Esszimmer, aber der Kram lag im ganzen Haus herum – halb vollendete Dinge und frisch angefangene Sachen, und für unsere eigenen Dekorationen war da kaum noch Platz.
Das größte Problem war, dass Mom immer gereizter wurde, je näher Weihnachten rückte, weil nichts fertig war. Die meisten Leute feiern Fröhliche Weihnachten – bei uns sind es Gereizte Weihnachten.
In diesem Jahr aber war Weihnachten gar nicht so schlimm. Wir saßen in Bademänteln und Pantoffeln um den Plastikweihnachtsbaum herum, tranken heiße Schokolade und öffneten Geschenke. Ich bekam von Tyler einen Basketball, von Mom Handschuhe, Wandersocken und ein Perlenset sowie fünfundzwanzig Dollar von meiner Oma. Ich schenkte Mom einen warmen roten Schal, der noch nie getragen worden war. Ich bin nicht sicher, ob er ihr gefiel.
Es gibt noch ein Weihnachtshoch: Und zwar den zweiten Weihnachtstag – Moms Lieblingstag im ganzen Jahr. Sie sagt das sogar selbst. Sie ist immer fröhlich, lächelt und tanzt zu Weihnachtsliedern durch das Haus, isst Karamelbonbons und ihre berühmten Zuckerplätzchen und lungert mit einem neuen Buch von Lydia auf der Couch herum.
Nächstes Jahr werde ich ihr mein Geschenk wohl am 26. Dezember geben.
KAPITEL 17
Regen oder Sonnenschein?
»Zusammenbeißen.« Ich schloss meinen Mund.
»Jetzt aufmachen.« Ich öffnete ihn wieder.
»Hmmmm … mal sehen. Eijeijei.« Dr. McKillip untersuchte meine Zähne mit seinem winzigen Spiegel. Dann legte er den Spiegel auf ein Tablett, das hinter mir hing, und griff mit seinen Händen um meinen Kiefer herum, bewegte ihn, auf und ab, hin und her, und drückte gegen meine Schläfen. »Tut das weh?«
»Nein.«
Er richtete sich auf seinem Stuhl auf und verschränkte die Arme über seinem weißen Kittel. »Na, junge Dame, ich würde ja gern sagen, dass du zu Weihnachten zu viele Zuckerstangen geknabbert hast. Und dass das sehr schnell zu beheben ist. Aber offenbar knirschst du mit den Zähnen. Und darunter leiden deine Backenzähne.« Er deutete auf den hinteren Teil seines eigenen Mundes, dann wandte er sich an meine Mutter, die am Türrahmen lehnte. »Davon tun ihr natürlich die Zähne weh, und es kann auch die Kopfschmerzen verursachen.« Er drehte sich wieder zu mir um und sah mir in die Augen. »Hope«, sagte er leise, als ob wir allein in der Praxis wären. »Wie geht es dir?«
Eine seltsame Mischung aus Panik und Stolz überkam
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