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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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gedanklichen Konstrukte meines Kollegen sind ausgesprochen kurzweilig«, fing er an. »Wir erleben hier den Versuch, einen Verbrecher zu entlasten ...«
    »Einspruch!«, sagte Anton rasch.
    »Den Angeklagten zu entlasten«, korrigierte sich Edgar. »Igor Teplow ist des Mordes an der jungen Hexe Alissa Donnikowa schuldig. Was jedoch das Schlimmste ist: die ihn von ganzem Herzen geliebt hat! Aber das ist noch nicht alles! Igor Teplow hat im Zuge seiner manischen Leidenschaft nebenbei auch noch den Jungen Makar Kanewski umgebracht. Er hat ein Kind getötet. Ein Menschenkind, das ebenfalls ein Recht auf Leben hatte! Doch auch das ist noch nicht alles! Als Folge des umfänglichen Kraftabzugs bei den Kindern, die im Artek Ferien gemacht haben, kam es bei sieben von ihnen im Laufe der darauf folgenden drei Monate zu nächtlichen Angstzuständen! Es sind zwei Fälle von hartnäckigem nächtlichen Bettnässen bekannt geworden! Der neunjährige Jurik Semezki aus Moskau ist einen Monat nach seiner Rückkehr aus dem Artek an Erstickung gestorben, als er sich in der Badewanne verschluckt hat. Und bis heute ist noch nicht geklärt, ob nicht auch das eine Folge des Tuns von Igor Teplow... des Lichten Magiers Igor Teplow ist!«
    Er sah den Angeklagten an. Igors Miene war wie gemeißelt. Nicht zu durchdringen. Ausdruckslos.
    »Die Lichten können so viele grundlose Anklagen vorbringen, wie sie wollen«, sagte Edgar. »Ohne Beweise, ohne eine vernünftige Erklärung, weshalb die Tagwache Moskaus eine junge und viel versprechende Mitarbeiterin opfern sollte, die bereits mehrfach von der Leitung gelobt worden ist, nur um einen insgesamt talentlosen Lichten Magier Dritten Grades zu beseitigen ... Das ist eine Frage ihres Gewissens. Wir bitten die tion nur, die Sachlage unvoreingenommen zu betrachten und den Schuldigen für die Verletzung des Großen Vertrages zu bestrafen.« Edgar holte Luft und formulierte seine abschließenden Worte. »Uns ist schon oft zu Ohren gekommen, dass die Lichten Magier, die sich in ethisch nicht zu gerechtfertigender Weise verhalten haben, sich selbst dematerialisieren. Unter der Last ihrer Scham ins Zwielicht eingehen... Wir haben viel davon gehört. Aber ich beispielsweise habe dergleichen noch nie gesehen. Igor Teplow dürfte den Mord an der in ihn verliebten Frau ebenso wie den Tod und das Leid unschuldiger kleiner Menschenkinder doch wohl kaum als eine Tat erachten, die ethisch einwandfrei ist!«
    Er verstummte.
    Die Inquisitoren sahen einander an. Dann ergriff Vitezslav das Wort. »Kann die jeweilige Seite Beweise für ihre jeweilige Wahrheit vorbringen?«
    Geser schwieg.
    »Verzeihen Sie«, fragte Sebulon verwundert, »aber welche Beweise könnte ich vorbringen, dass ich kein Kamel bin? Sollen doch die ein Fantasiegespinst beweisen, die es in Umlauf gebracht haben!«
    »Die Inquisition hat die Meinung beider Seiten vernommen«, sagte der Vampir. »Angeklagter, wollten Sie dem etwas hinzufügen?«
    »Ja.« Igor Teplow nickte. »Ich gebe zu, dass meine Handlungen nicht völlig gerechtfertigt waren ... und ich mich ihrer Folgen schäme. Ich ... ich bin sehr ...« Er verhaspelte sich, sprach dann aber schnell weiter. »Mich verband mit Alissa Donnikowa eine sehr gute Beziehung. Aber dass sie sich als Dunkle herausgestellt hat, ließ mich im Affekt handeln. Ich bitte nicht um Gnade. Auch das Urteil über mich habe ich gefällt. Aber ...« Abrupt drehte er sich Sebulon zu. »Der Mörder bist du! Du hast Alissa zum Tode verurteilt! Und genau deshalb bin ich gezwungen zu leben ... gezwungen, damit deine Gemeinheit dir nichts bringt!«
    Sebulon breitete nur die Arme aus und seufzte schwer.
    »Haben Sie dafür Beweise?«, fragte der Vampir.
    Igor schüttelte den Kopf.
    »Das Tribunal versteht die Bedeutung dieses Falls«, sagte Vitezslav. »Ungeachtet dessen, dass keine Seite Beweise hat vorbringen können, erkennt das Tribunal die Notwendigkeit an, den wahrhaft Schuldigen zu ermitteln. Insofern...«
    Edgar sah, wie sich mit einem Mal Sebulons Gesichtsausdruck veränderte. Einfror, als sich seine Lippen halb zu einem traurigen Lächeln verzogen hatten.
    »Insofern setzt die Inquisition die Vernehmung der Zeugen fort. Alissa Donnikowa wird einer temporären Rematerialisierung unterzogen.«
    »Einspruch!« Sebulon erhob sich. »Der vorliegende Fall ist nicht von solcher Bedeutung, dass man die Ruhe der Toten stören müsste.«
    »Einspruch abgelehnt. Die Inquisition bittet Anna Lemeschewa, die auf Weisung der

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