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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Sebulons: »Schlaukopf...«
    Dann kehrte Sebulon wieder zum Kreis zurück.
    »Und das zweite Bild?«, fragte Vitezslav.
    »Reine Sentimentalität«, erklärte Sebulon. »Durch diese Regin-Brüder ist in meiner Seele einiges aufgewühlt worden. Ich habe mich an Fafnir erinnert... und beschlossen, mir zum Gedenken an ihn sein Porträt anfertigen zu lassen...«
    »Sie haben nicht geplant, ihn wieder ins Leben zu rufen?«, hakte Vitezslav noch einmal nach. Und diesmal antwortete Sebulon sehr ernst und, wie es schien, völlig aufrichtig. »Nicht eine Sekunde. Es gibt einfachere Wege, um ans Ziel zu gelangen.«
    Die Inquisitoren sahen einander an.
    »Großer Magier Sebulon«, sagte Vitezslav. »Die Inquisition hat nichts gegen Sie vorzubringen, Sie können sich wieder an Ihren Platz begeben. Wir erinnern freilich noch einmal daran, dass Ihre Handlungen in ihrer Gesamtheit höchst zweideutig und gefährlich wirken...«
    »Ja doch, das habe ich verstanden«, murmelte Sebulon, der bereits den Kreis verließ. »Schon bald wird es verboten sein, sich ohne Erlaubnis in der Nase zu bohren...«
    Edgar sah zu Geser hinüber. Ob der alte Intrigant vor Wut schäumte?
    Nein. Geser war nicht wütend. Es hatte den Anschein, als habe er die Worte Sebulons mit echtem Interesse vernommen. Folglich musste er zwar hundertprozentig davon überzeugt gewesen sein, dass sich das Haupt der Dunklen aus dieser Sache herauswinden würde, interessierte sich aber für das Wie.
    Sie beide hatten all das von Anfang an gewusst!
    Verzweifelt ordnete Edgar seine sich überschlagenden Gedanken. Also ... Swetlana sollte tatsächlich die Mutter eines Messias des Lichts werden ... der weiblichen Geschlechts war, was eine echte Überraschung darstellte! Sebulon hintertrieb das, aber ... aber nicht, indem er einen Antichrist aus Fleisch und Blut schuf ... Dabei handelte es sich nur um ein Ablenkungsmanöver, auf das er, obwohl kein dummer Dunkler Magier, wie ein kleiner Junge hereingefallen war!
    Worum ging es dann?
    »Die Inquisition kommt jetzt zur Behandlung der Hauptfrage des heutigen Tages, die für Licht und Dunkel von herausragender Bedeutung ist«, verkündete Vitezslav und beantwortete damit gleichsam die unausgesprochene Frage Edgars. »Der Fall Igor Teplow, Magier dritten Grades der Moskauer Nachtwache. Sie alle sind mit den Prozessunterlagen vertraut?«
    Niemand sagte etwas. Alle kannten das Material seit langem...
    »Das Wort hat der Vertreter der Anklage, Anton Gorodezki!«
    Der Edgar gegenüberstehende Lichte hob den Kopf. Er bedachte Vitezslav mit einem knappen Nicken. »Ich fasse mich kurz. Der Kern unserer Klage ist einfach: Der hier anwesende ehrenwerte Magier Sebulon hat Alissa Donnikowa mit Bedacht ins Artek geschickt, da er wusste, dass Igor Teplow sich dort zwecks Erneuerung seiner Kraft aufhielt. Vermutlich hat Sebulon sich die Wahrscheinlichkeitslinien angesehen und erkannt, dass unter den gegebenen Umständen zwischen Igor und Alissa unweigerlich etwas ... unweigerlich Liebe entstehen würde. Eine tragische und hoffnungslose Liebe, da die beiden Beteiligten unterschiedlichen Kräften angehören. Eine Liebe, die mit einem Duell enden würde, bei dem entweder Igor oder Alissa sterben und der überlebende Gegner von der Inquisition verurteilt werden würde. Wir klagen Sebulon der bewussten und zynischen Beseitigung ... des Versuchs der Beseitigung«, verbesserte er sich, »des Mitarbeiters der Moskauer Nachtwache Igor Teplow an. Im Zusammenhang damit bitten wir die Inquisition, die Klage gegen Igor Teplow auf Verletzung des Großen Vertrages und Mord an Alissa Donnikowa fallen zu lassen.«
    »Ist das alles?«, fragte Vitezslav nach kurzem Schweigen.
    »Nein. Ferner bitten wir darum, den Tod eines jungen Menschen, der nicht zu den Anderen gehört und infolge dieses Duells gestorben ist, hier zu behandeln. Da das Duell von Sebulon inszeniert worden ist...«
    »Einspruch«, sagte Sebulon klirrend.
    »Einspruch stattgegeben«, bestätigte der Vampir.
    »Da wir glauben, das Duell sei von Sebulon inszeniert worden, muss ihm der Tod des Jungen ebenfalls zur Last gelegt werden, wohingegen Igor Teplow nicht dafür zur Verantwortung gezogen werden kann. Das ist alles.«
    Vitezslav richtete den Blick auf Sebulon. »Können Sie auf den Kern der Frage eingehen?«
    »Ich werde mich nicht dazu äußeren, den Grund habe ich bereits genannt«, erwiderte Sebulon kalt.
    »Das Wort hat der Vertreter der Verteidigung.«
    Edgar seufzte. »Die hier vorgestellten

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