Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
zu Sebulon um. Einen Augenblick nur. Und unter ihrem Blick verstummte das Haupt der Dunklen.
    »Sebulon, erinnerst du dich noch, was du mir gesagt hast, als ich dich gerufen habe, schon halb ertrunken?«
    »Du dumme, rachsüchtige kleine Idiotin«, sagte Sebulon schon ruhiger.
    Alissa schüttelte den Kopf. Dann sah sie wieder Igor an. »Was hat denn Rache damit zu tun ...«, sagte sie sehr spöttisch. »Die Liebe ist auch eine große Kraft, Sebulon.«
    »Die Inquisition hat keine weiteren Fragen«, sagte Vitezslav rasch. »Meine Herren... ich glaube, es wäre eines Anderen nicht würdig ... diese Szene weiter fortzusetzen. Die Klage auf Verletzung des Großen Vertrages gegen Igor Teplow wird fallen gelassen. Alissa Donnikowa kann... kann... zurückkehren.«
    Wie im Traum sah Edgar, wie Geser sich erhob. Der triumphierende, siegreiche Geser. Und gekrümmt auf der Bank: Sebulon. Der besiegte Sebulon.
    Erst als sich auf den Gesichtern dieser beiden Großen Magier erneut ein verwirrter Ausdruck abzeichnete, richtete Edgar den Blick wieder auf die Mitte des Saals.
    Alissa Donnikowa verschwand. Ihr Körper veränderte sich, zerfloss, tauchte als leichter, körperloser Schatten ins Zwielicht ein. Die Lemeschewa, auf alle viere gefallen, kroch Sebulon vor die Füße.
    Aber auch Igor Teplow verschwand.
    Ging ins Zwielicht ein.
    Edgar hatte nicht gelogen. Er sah wirklich zum ersten Mal, wie ein Lichter Magier sich dematerialisierte. Freiwillig. Ohne Kampf, ohne Geschrei, ohne Kraftausstoß.
    Als Igor Teplow sich schon fast in einen körperlosen Schatten verwandelt hatte, wandte er sich noch einmal für einen Augenblick zurück, um seine Gefährten anzusehen. Irgendwie schuld-bewusst. Danach - sah er nur noch Alissa an.
    Und verschwand.
    Das Zwielicht schloss sich. Die Luft im Saal war eiskalt, die Wände mit weißen Raureifzweigen bewachsen - als seien es Trauerbänder in einem Zimmer. Auf Sebulons Gesicht kehrte langsam das triumphierende Lächeln zurück. Geser blickte schwermütig und traurig auf den leeren Gitterkreis.
    »Nun?«, schrie Sebulon. »Und jetzt? Wo ist dein Hauslehrer jetzt? Wo ist derjenige, der Einzige, der den Messias des Lichts erziehen kann?«
    Er brach in prustendes Gelächter aus und tätschelte der vor ihm knienden Lemeschewa den Kopf. »Ja, in der Tat, das war eine Operation der Tagwache«, sagte er, indem er sich an die Inquisition wandte. »Die jedoch innerhalb der Grenzen des Großen Vertrages lag. Der Austausch zweier ebenbürtiger Figuren, Alissa Donnikowa für Igor Teplow. Haben Sie noch weitere Fragen an uns?«
    »Seitens der Inquisition gibt es keine weiteren Fragen ...«, sagte der Vampir zögernd. Er wischte sich das Gesicht mit der Hand ab. »Unter Berücksichtigung aller Umstände ... wird die Inquisition über die Frage der vorzeitigen Wiederherstellung der Kraft Swetlana Nasarowas beraten. Aber das erst ... später. Das war's... Alle können den Saal verlassen.«
    Als Erste stand Swetlana auf. Sie ging zu Sebulon. Eine Sekunde lang stand sie vor ihm und sah ihm ins Gesicht. Mit einem Mal begriff Edgar - begriff es mit stockendem Herzen -, dass die Zauberin den Magier jetzt schlagen würde.
    Doch sie sagte ihm nur etwas. Dann drehte sie sich um und ging rasch weg.
    Edgar stakste mit steifen Knien vom Stehpult weg. Beinah wäre er gegen Geser gestoßen, den nachdenklichen, niedergedrückten, in seine Grübeleien versunkenen Magier. Im selben Moment sprang Anton, Edgar zur Seite stoßend, auf Geser zu. »Was heißt das...?«, schrie er. »Swetlanas Tochter kann eine Andere sein, braucht aber trotzdem nicht zum Messias der Lichten heranzuwachsen?«
    Geser nickte.
    »Wie das?«, fragte Anton begriffsstutzig. »Kann denn nicht Swetlana selbst...«
    »Eine Große Zauberin zu sein und eine Große Zauberin zu erziehen sind zwei ganz unterschiedliche Dinge ...«, sagte Geser müde. »Leider. Ich ... ich sehe momentan keine Figur, die Igor gleichwertig wäre. Ich ... ich wusste nicht, dass er diese Hexe so sehr liebt! Dann hätte ich einen andern Weg gesucht.«
    »Wessen Tochter wird es sein?«, fragte Anton unvermittelt. »Swetlanas und...«
    »Wessen?« Geser sah Anton mit einem Mal verärgert an. »Wenn du hier nicht wie ein Idiot rumstehst und einen alten Dummkopf anstarrst, sondern zusiehst, dass du zu deiner Frau kommst, dann deine!«
    Anton deutete ein Nicken an. Und stürzte aus dem Saal. Edgar hätte Geser auch gern ein paar Fragen gestellt... aber er fing den Blick des Lichten auf und zog

Weitere Kostenlose Bücher