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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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zuzwinkerte, Juri, der ihn rechtzeitig vor den sinistren Plänen Sebulons gewarnt hatte.
    Edgar zwang sich dazu, sich von seinen Kollegen abzuwenden und nur nach vorn zu schauen.
    Igor brachte man als Letzten. Zwei einfache Inquisitoren gingen neben ihm her und begleiteten ihn schweigend zu dem vergitterten Kreis mit einem Durchmesser von drei Metern in der Mitte des Saals.
    Entweder war in diesen Kreis keine besondere Magie eingeflochten oder Edgar spürte sie nicht. Und auch der Mechanismus, mit dem man das Gitter im Handumdrehen herunterklappen und den Angeklagten so in den tiefen Kellerschacht schicken konnte, machte den Eindruck, als sei er seit langem eingerostet und werde schon ewig nicht mehr benutzt. Trotzdem dürfte es nicht sonderlich angenehm sein, auf diesem Kreis zu stehen.
    Igor achtete jedoch gar nicht darauf. Er stellte sich in die Mitte des Kreises, die Hände vor der Brust verschränkt.
    »Im Namen des Großen Vertrages...«
    Aus der Gruppe der Inquisitoren löste sich einer, der keinen grauen Kittel trug. Vitezslav, der Höhere Vampir.
    »Wir sind die Anderen. Wir dienen unterschiedlichen Kräften...«
    Mechanisch wiederholte Edgar die Worte des Vertrages und versuchte dabei, sich vorzustellen, womit Vitezslav anfangen würde. Und wie er selbst aus all dem bloß mit heiler Haut davonkommen sollte...
    »Heute muss sich das Europäische Tribunal der Inquisition mit der Klage der Nachtwache Moskaus, Russland, gegen die Tagwache Moskaus, Russland, befassen«, erklärte der Vampir, nachdem der Vertrag verlesen worden war. »Die Gegenklage der Tagwache Moskaus gegen die Nachtwache Moskaus ist Teil dieses Prozesses. Gegenstand der Verhandlung ist das Duell zwischen dem Lichten Magier Igor Teplow und der Dunklen Hexe Alissa Donnikowa...«
    Bis jetzt war alles ohne Überraschung verlaufen ... Edgar bemerkte, wie er sich an das dunkle, kühle Holz des Stehpults geklammert hielt und sich mit aller Willenskraft zur Ruhe zwang. Schließlich war er ein erfahrener Jurist. Was unterschied eine Gerichtsverhandlung der Menschen schon von einer der Anderen?
    Vielleicht die Art des Urteils...
    »Der Prozessablauf wird jedoch leicht abgeändert«, fuhr Vitezslav fort. »Das Tribunal hat noch über zwei Fragen zu befinden, die mit der Hauptklage im Zusammenhang stehen. Die erste betrifft die Sekte der Dunklen, die sich selbst die Regin-Brüder nennt und des Überfalls auf das Depot der Inquisition, den Raub der Kralle des Fafnir, der unerlaubten Einfuhr dieses Artefakts nach Russland und des Widerstands gegen die Moskauer Nachtwache für schuldig befunden ist. Man führe die Angeklagten herein.«
    Zwei weitere junge Inquisitoren brachten die vier Finnen herein. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf den Gesichtern aller Anderen ab - es war einfach unmöglich, sich ein noch stärker an eine Karikatur gemahnendes Quartett vorzustellen.
    »Es besteht vermutlich keine Notwendigkeit, die Umstände des betrüblichen Zwischenfalls zu wiederholen«, sagte der Vampir. »Alle Anwesenden sind mit den von der Inquisition zu diesem Fall zusammengetragenen Materialien vertraut. Jetzt ist es an der Inquisition, das Urteil zu sprechen. Ein gerechtes, sachliches und strenges Urteil.«
    Die Gesichter der vier ließen darauf schließen, dass sie nicht auf Nachsicht hofften.
    »Ein derart schweres Verbrechen wie der Überfall auf die Mitarbeiter der Inquisition und der Raub eines hochgefährlichen Artefakts aus ihrem Depot kann nicht anders als mit bedingungsloser Dematerialisierung bestraft werden«, verkündete der Vampir. Er machte eine Pause. Seine nächsten Worte ließen die Köpfe der Finnen hochschnellen: »Aber ... aber die Angeklagten waren nicht unmittelbar in den Vorfall von Bern verwickelt. Wie aus den Prozessunterlagen erhellt, hat die Leitung der Sekte, die bedauerlicherweise bei der Verhaftung gestorben ist, die vier jungen Magier gezwungen, als Kuriere tätig zu werden. Insofern qualifiziert die Inquisition ihr Verhalten nur als Schmuggel und Widerstand gegen die Moskauer Nachtwache. Mildernde Umständen sind gleichfalls zu berücksichtigen: die tiefe und aufrichtige Reue, die Hilfe bei der Aufklärung nach der Verhaftung, die Jugend der Angeklagten sowie die bisherige Unbescholtenheit. Wenn die Moskauer Nachtwache weitere mildernde Umstände vorbringt und die persönliche Anklage gegen die Dunklen Magier fallen lässt, hat die Inquisition das Recht, ein weniger strenges Urteil zu fällen.«
    Auf Seiten der Lichten erhob

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