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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Inquisition anwesend ist, in die Mitte des Saals zu gehen. Ihr Körper wird der temporären Materialisierung von Alissa Donnikowa dienen.«
    Die Lemeschewa winselte auf. Doch schon im nächsten Moment geleiteten zwei einfache Inquisitoren sie, die leicht zappelte, in die Mitte des Saals.
    »Alle Energieausgaben dieses Vorgangs werden der Moskauer Nachtwache berechnet, eine Entschädigung erfolgt nicht, unabhängig davon, wie der Prozess endet«, fuhr Vitezslav fort. »Großer Magier Geser, verfügen Sie über den erforderlichen Kraftvorrat?«
    »Ja.« Geser erhob sich. »Das tue ich.«
    Edgar begriff, dass er den Faden der Ereignisse endgültig verloren hatte. Was war denn so wichtig an ihm, diesem Igor Tep-low, dass Sebulon seinetwegen seine Geliebte geopfert hatte und Geser eine ungeheure Menge Kraft abgeben würde?
    »Man führe die Rematerialisierung durch«, ordnete Vitezslav an. »Jeder Versuch des Widerstands wird mit dem unverzüglichen und unwiderruflichen Tod bestraft.«
    Einige der Magier der Inquisition rückten etwas vor, Geser seufzte und ging zur Lemeschewa. Die winselte erneut - und verstummte dann, um mit starren Augen auf den Lichten Magier zu starren.
    Edgar musste die Augen zusammenkneifen.
    In der Mitte des Saals brodelte eine solch ungeheure Energie, dass er einfach nicht hinsehen konnte. Er spürte, wie die Inquisitoren eine magische Barriere nach der nächsten um Geser und die Lemeschewa herum errichteten. Er spürte, wie die Barrieren unter dem Druck einer undenkbaren Kraft einstürzten. Wie das Zwielicht zusammenzuckte, zerfetzt wurde, in allen Schichten, die Edgar kannte, und in allen, von denen er nicht einmal etwas geahnt hatte. Wenn das eine temporäre Remate-rialisierung war, wie sähe dann eine permanente aus?
    Der Sturm legte sich. Geser trat langsam zurück.
    In der Mitte des Saals blieben drei Personen zurück: der Inquisitor Vitezslav, der Lichte Magier Igor Teplow und die Dunkle Hexe Alissa Donnikowa.
    Eine zitternde, hustende, ihre Kehle umklammernde Alissa.
    Edgar schreckte zusammen. Er wusste nicht, was mit Anderen passiert - dort, im Zwielicht. Und wenn er ehrlich war, wollte er es auch gar nicht wissen. Doch jetzt kam Alissa in dem Augenblick zu sich, in dem ihr menschliches Dasein geendet hatte. Sie kam mit schmerzzerrissenen Lungen ins Leben zurück, schluckte noch Meerwasser, versuchte verzweifelt, sich aus der »Presse« zu befreien, mit der der Lichte sie herunterdrückte.
    »Alissa Donnikowa«, sagte der Vampir. Selbst ihm zitterte die Stimme. Die temporäre Rematerialisierung war eine seltene Prozedur, eine sehr seltene ... »Sie unterliegen der temporären Rematerialisierung und befinden sich im Gebäude des Europatribunals der Inquisition in Prag. Verstehen Sie meine Worte?«
    Alissa Donnikowa richtete sich auf, hatte ihr Röcheln bereits unter Kontrolle und sah Igor Teplow an. Nur ihn.
    »Verstehen Sie meine Worte?«, wiederholte Vitezslav.
    »Warum ... in Prag?«, fragte Alissa. Sie atmete schnell und tief, als könne sie nicht genug Luft einatmen - und sei es diese feuchte Luft eines Kellergewölbes.
    »Das ist nicht wichtig, Alissa Donnikowa. Sie sind als Zeugin in unsere Welt gerufen worden. Von Ihren Worten hängt viel ab.«
    »Kann ... kann ich hier bleiben? Wieder? Für immer?«, fragte Alissa.
    Doch sie sah nur Igor an.
    »Nein«, antwortete der Inquisitor ehrlich. »Werden Sie freiwillig auf unsere Fragen antworten?«
    Alissa nickte. Mit verzweifeltem Stolz. »Ja, das werde ich, Inquisitor. Fragen Sie.«
    Doch sie sah nur Igor an.
    »Die Fragen betreffen Ihr Duell mit dem hier anwesenden Lichten Magier Igor Teplow. Sind Sie den Regeln entsprechend zum Duell herausgefordert worden?«
    »Ja.«
    »Hatten Sie die Möglichkeit, das Duell auszuschlagen und zu gehen?«
    »Ja.«
    »Sagen Sie, Alissa, machen Sie Igor Teplow für Ihren Tod verantwortlich?«
    Alissa lächelte. Sie fuchtelte mit der Hand - drehte sich nicht um, zeigte aber zielsicher auf Sebulon.
    »Nein.«
    Sie sah nur Igor an.
    »Legen Sie ... Ihrem Gegner etwas zur Last?«
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    »Alissa Donnikowa, können Sie jemanden der hier Anwesenden beschuldigen, die traurigen Ereignisse herbeigeführt zu haben, die zu Ihrem Tod geführt haben?«
    »Sebulon«, sagte Alissa absolut gleichgültig. »Das ist seine Operation.«
    »Feige Idiotin!«, schrie Sebulon. »Du wirst trotzdem nicht rematerialisiert werden! Was machst du bloß, du Hexe!«
    Und erst da wandte sich Alissa Donnikowa

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