2 - Wächter des Tages
zwingen, Mutter eines Lichten Messias zu werden?«
Im Saal senkte sich Stille herab.
»Präzisieren Sie die Formulierung, Vitezslav«, bat Geser sanft. »Ansonsten nehme ich sie übel.«
Der Vampir bleckte die Zähne zu einem Lächeln. »Beantworten Sie den Kern der Frage, Großer Magier Geser.«
»Gut«, nickte Geser. »Ich habe eine solche Anklage nicht erwartet, aber... ich werde dem Tribunal alles erklären.«
Du hast sie erwartet, dachte Edgar bei sich. All das hast du erwartet, du alter Intrigant...
»Eine derartige Manipulation ist grundsätzlich unmöglich. Selbst für mich«, erläuterte Geser bescheiden.
Vitezslav schien das zu irritieren. »Lichter Magier Geser, aber das Schicksalsbuch von Swetlana Nasarowa...«
»... zeigt, dass sie Mutter einer der größten Lichten Zauberinnen wird oder, um es einmal poetisch auszudrücken, eines Messias des Lichts.« Geser lächelte fröhlich. »Das freut die Moskauer Nachtwache sehr... ach, nicht nur uns, sondern alle Lichten! Aber die verehrte Inquisition muss eins verstehen: Solche Dinge schreibt man nicht in das Schicksalsbuch. Mit keinen Mitteln. Auf keine Weise. Selbst mit dem Ihnen bekannten Artefakt nicht, das rechtmäßig der Nachtwache gehört.«
Der Vampir gab nicht nach: »Aber es ist doch eine Manipulation an dem Schicksalsbuch von Swetlana Nasarowa vorgenommen worden?«
»Ja.« Geser nickte. »Wie alle wissen ... oder fast alle ..., ist es möglich, einen neuen Eintrag im Schicksalsbuch vorzunehmen, was sich jedoch unmittelbar auf das Gleichgewicht von Licht und Dunkel auswirkt. Es ist recht einfach, belanglose Veränderungen im Schicksal eines gewöhnlichen Menschen herbeizuführen. Etwas schwieriger ist es, unbedeutendere Änderungen im Schicksal eines Anderen vorzunehmen. Und je stärker dieser Andere und je gewichtiger die Veränderung ist, desto empörter werden Licht und Dunkel dagegen protestieren. Können Sie, verehrte Mitglieder des Tribunals, sich vorstellen, welche Folgen es hätte, wenn im Schicksalsbuch einer Großen Zauberin ein Eintrag eingefügt würde, dass sie die Mutter eines Messias wird?«
Niemand antwortete.
»Jeder von uns ... ja, alle Anderen zusammengenommen, würden allein bei dem Versuch, etwas derart Schändliches zu tun, dematerialisiert werden!«, rief Geser laut. »Zu Staub zerfallen! Die Welt würde einstürzen! Und Sie klagen mich einer solchen Tat an!«
»Lichter Magier Geser, welche Veränderungen haben Sie denn nun im Schicksalsbuch der Swetlana Nasarowa vorgenommen?«
»Nichtigkeiten!« Geser breitete die Arme aus. »Ich bin doch wohl verpflichtet, für meine Mitarbeiter Sorge zu tragen, oder? Eine Reise zu einem Ferienort in Italien ... die Fahrschule ... dies und das... Ich kann Ihnen eine detaillierte Liste vorlegen, wenn Sie das wünschen. Nichts von Bedeutung. Kleine Freuden des menschlichen Lebens!«
Vitezslav dachte nach. »An welcher Stelle haben Sie die Einträge vorgenommen?«, hakte er nach. »Vor oder nach dem Eintrag zur Geburt einer Großen Lichten?«
»Ich glaube vor...«, meinte Geser lächelnd.
»Folglich haben Sie den Zeitpunkt dieses Ereignisses korrigiert.« Vitezslav fragte nicht, er überlegte. »Sie haben die maximale Wahrscheinlichkeit dafür geschaffen, dass die zukünftige Tochter Swetlanas ein Messias des Lichts wird...«
»Das kann sein«, räumte Geser ein. »Was werfen Sie mir eigentlich vor? Schließlich habe ich doch nur versucht, das Leben meiner Mitarbeiterin angenehmer zu gestalten.«
»Aber hätten Sie für eine Verschönerung der Lebensumstände von Swetlana Nasarowa nicht andere Möglichkeiten gehabt? Eine kostenlose Reise? Eine Geldprämie? Ein freundschaftlicher Rat?«
Geser sah jetzt ehrlich verletzt aus. »Ich habe die Möglichkeiten ausgeschöpft, die mir zur Verfügung standen. Die Inquisition hat das Recht, sich darüber zu wundern, warum ich Nägel mit einem Mikroskop einschlage, ja ... Aber sie kann mich deswegen nicht anklagen!«
Die Inquisitoren sahen einander an. Dieses Mal dauerte die wortlose Beratung fast eine Minute. Edgar merkte, wie ein Strom kalten Schweißes über seinen Rücken rann. Was sollte das alles?! Wenn die Inquisition Geser anklagte ... einen Großen Magier dematerialisierte ... Der war schließlich ein andres Kaliber als die vier Finnen, mit denen man ohne weiteres fertig werden konnte...
»Das fällt nicht in unsere Zuständigkeit«, sagte Vitezslav schließlich. »Großer Magier Geser, nachdem die Inquisition Ihre Erklärungen
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