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20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

Titel: 20 - Im Reiche des silbernen Löwen I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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also!“
    „Schon?! O Sihdi, ich hätte mich so gern noch länger mit dir unterhalten. Meine Hanneh …“
    „… ist die beste der Frauen und wünscht, daß du von ihr träumst; also schlaf!“ fiel ich ihm in die Rede.
    „Und Kara Ben Halef …“
    „… ist der beste aller Söhne, und der Traum wird dir ihn vielleicht zeigen; schlaf also!“
    „Gut, ich gehorche! Du bist ein Tyrann geworden gegen mich und dich. Deine Emmeh …“
    „… will, daß ich alle Tage richtig ausschlafe; also: Gute Nacht!“
    „Sihdi, ich bin gar nicht mit dir einverstanden, werde dir aber trotzdem gehorchen. Ich hätte dir noch viel, sehr viel zu sagen, doch weil du es nicht anders willst, so sage ich nur noch: Gute Nacht!“
    Er drehte sich um und gab sich nicht vergeblich Mühe, einzuschlafen, denn es dauerte nicht lange, so hörte ich an seinen regelmäßigen Atemzügen, daß er in den Armen jenes wohltätigen Gottes lag, welcher von den Beduinen nicht Morpheus, sondern Nohm genannt wird.
    Ich fiel gar bald in dieselben Arme, und als ich mich am Morgen ihnen entwand, war es bereits vollständig hell. Halef schlief noch, und ich weckte ihn. Wir führten unsere Pferde nach dem Wasser und sahen nach unseren Gefangenen. Sie hatten sich alle Mühe gegeben, loszukommen, doch vergeblich. Welch einen Anblick bot der ‚Vater der Gewürze‘! Die beiden Schwielen waren dick angeschwollen und dann aufgesprungen. Er hatte jedenfalls nicht geringe Schmerzen auszustehen, und ich will gestehen, daß ich ihn jetzt bedauerte. Später freilich, als ich ihn besser kennenlernte, sah ich ein, daß dieses Mitgefühl sehr überflüssig gewesen war.
    Seine Augen waren tief gerötet, und seine Stimme klang heiser zischend, als er mich anfuhr:
    „Hund, binde mich los! Wir müssen fort!“
    Da ich auf diese Beleidigung schwieg, antwortete Halef an meiner Stelle:
    „Wenn du in dieser Weise mit meinem Effendi sprichst, lassen wir euch die Fesseln, und ihr werdet hier liegen bleiben, bis ihr verschmachtet!“
    „Wir haben euch nichts getan!“
    „Allah scheint dir nicht wohlgesinnt zu sein, da er dir ein so schlechtes Gedächtnis gegeben hat.“
    „Was ich sagte, geschah nur, weil ihr mich reiztet. Hättet ihr euch nicht für die Beherrscher von Ustrali und Yängi Dunya ausgegeben!“
    „Das taten wir als wohlverdiente Antwort darauf, daß du dich Kaßim Mirza nanntest.“
    „Ich heiße wirklich so!“
    „Nein!“
    „Beweise es, daß mein Name ein anderer ist!“
    „Mach dich nicht lächerlich!“
    „Wenn ich euch wieder treffe, wirst du mich wohl nicht lächerlich finden!“
    „Du drohst uns also? Wir binden euch also nicht los!“
    Er setzte sich zu mir und nahm sein Frühstück zur Hand. Da schlug der Perser einen andern Ton an. Er erklärte, daß er das Geschehene als ungeschehen betrachten wolle, nur möchten wir ihn losbinden, denn er müsse unbedingt fort. Seine Wut war jedenfalls so groß, daß sie gar nicht größer werden konnte. Wenn es ihm trotzdem gelang, sie so zu beherrschen, so mußten es sehr zwingende Gründe sein, welche ihn den Fluß abwärts riefen. Ich überließ es Halef, weiter mit ihm zu sprechen. Dieser gab seinen Entschluß dahin kund:
    „Du hast uns belogen, beleidigt und beschimpft; darum haben wir dir gezeigt, daß wir Männer sind, welche sich das nicht unbestraft gefallen lassen. Wir haben euch gebunden und nehmen die Riemen nur dann von euch, wenn du die Beleidigungen zurücknimmst, welche du ausgesprochen hast.“
    „Ich nehme sie zurück.“
    „Und uns um Verzeihung bittest!“
    „Ich bitte darum.“
    „Und uns versprichst, es nie wieder zu tun!“
    „Allah verbrenne dich! Du darfst nicht allzuviel von mir verlangen!“
    „Ganz wie du willst. Ihr bleibt also liegen!“
    „Beim Barte meiner Ahnen, du bist der grausamste Mensch, den ich gesehen habe!“
    „Mein Herz ist so weich und mild wie fließende Butter, wenn man tut, was ich verlange.“
    „So stärke mich Allah! Ich werde also tun, was du gesagt hast.“
    „Was?“
    „Ich verspreche, euch nicht wieder zu beleidigen.“
    „Schön! Wir werden dich also losbinden.“
    „Aber gleich!“
    „Wann und wie wir es tun werden, das kommt auf den berühmten Emir Hadschi Kara Ben Nemsi hier an.“
    „Du hast gesagt, du seist ein Scheik; also hast du wohl zu bestimmen!“
    „Der Effendi ist ein noch viel größerer Scheik als ich. Er zählt seine Pferde nach Hunderten, seine Kamele nach Tausenden, und sein Harem wimmelt von schönen Frauen, welche

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