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20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

Titel: 20 - Im Reiche des silbernen Löwen I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm den Pillaw und den gebratenen Hammel bereiten. Wende dich also an ihn!“
    Das war dem Perser denn doch zuviel. Er schwieg. Ich beeilte mich mit dem Frühstück und machte mich dann über die Feuerwaffen der Gefangenen her: Ich schoß ihre Pistolen und Flinten ab – die letzteren mußte Halef von dem Lagerplatz der Perser holen, – und warf dann ihre Pulverbeutel in das Wasser.
    „O wehe, wehe!“ schrie der Pädär-i-Baharat da auf. „Warum vernichtest du das einzige Pulver, welches wir noch haben?“
    Ich antwortete noch immer nicht. Er konnte es sich doch denken, daß ich es aus Vorsicht tat; es mußte diesen Leuten die Möglichkeit, auf uns zu schießen, genommen werden, sonst wären wir schon gleich nach ihrer Entlassung nicht vor ihnen sicher gewesen. Als ich in dieser Weise für uns gesorgt hatte, schafften wir die Pferde auf das Floß, auf welchem ich blieb, während ich Halef aufforderte, den Gefangenen, welcher Aftab genannt worden war, loszulassen. Es war das derselbe, dessen Messer und Pistole ich in das Wasser geworfen hatte. Der kleine Hadschi ging zu ihm hin und sagte:
    „Du hast gehört, daß ich dich losbinden soll; eigentlich bist du das gar nicht wert; aber ich will Gnade walten lassen und dir die Freiheit wiedergeben. Du kannst dann deine prachtvollen Kameraden befreien, aber ja nicht eher, als bis wir fort sind, sonst bekommst du eine Kugel in den Kopf, hast du das gehört?“
    „Ja“, nickte der Gefragte.
    „Und wenn dein Herr, oder was er ist, darüber klagen sollte, daß die wohltuende Empfindlichkeit seines Gesichts ihm das Herz mehr als gewöhnlich erquicke, so reibe ihm die beiden Karawanenwege, welche ich quer über sein edles Antlitz gelegt habe, mit Salz und Pfeffer ein; das wird seine Wonne verdoppeln und die holdseligen Gefühle seines Daseins stärken!“
    Der Pädär-i-Baharat, welcher diese Worte gehört hatte, wartete, bis Halef sich wieder bei mir auf dem Floß befand, und rief uns dann in grimmigem Ton zu:
    „Fahrt in die Hölle, ihr räudigen Anhänger der Zauberer, ihr Räuber und Diebe der Ringe, welche ihr uns abgenommen habt! Hütet euch, uns wieder zu begegnen! Der Tag an welchem mein Auge euch zum zweitenmal erblickt, wird der letzte eures Lebens sein, denn meine Kugel wird euch die Pforte öffnen, hinter welcher es nur einen Weg gibt, und der führt zur Hölle hinab, wo ihr die Peitschenhiebe mit ewiger Verdammnis bezahlen werdet!“
    Es fiel mir nicht ein, ihm eine Antwort zu geben; aber Halef, der stets sprachfertige und redelustige, erwiderte ihm:
    „Du warnst uns vor dem Wiedersehen, ich aber freue mich darauf, denn ich habe die sehnsuchtsvolle Steppe deines Gesichtes ausgemessen und dabei gefunden, daß es da Platz für noch mehr solche Kamelpfade gibt. Sobald Allah deinen Weg wieder vor unsere Augen führt, werde ich nicht unterlassen, dir die Seligkeit dieser letzten Nacht durch einige neue Hiebe in das Gedächtnis zurückzurufen. Bis dahin aber denke zuweilen an uns, die wir deine besten und treuesten Freunde sind und sich immer gern an Kaßim Mirza, den erleuchteten Schahzahdä, erinnern werden!“
    Während dieser Rede hatte ich das Floß losgebunden; wir stießen vom Ufer und ruderten es hinaus in den Tigris, in dessen Strömung es dann abwärts schwamm. Wir hatten die hinter uns erschallenden Verwünschungen der Perser bis zum Ausgang der Bucht vernommen. Für heut war ihre Wut eine ohnmächtige; später aber hatten wir uns bei einer etwaigen Wiederbegegnung sehr in acht zu nehmen. Als ich Halef eine darauf bezügliche Bemerkung machte, fragte er:
    „Du hältst es also für möglich, daß wir sie wiedersehen?“
    „Nicht nur für möglich, sondern sogar für sehr wahrscheinlich.“
    „Warum?“
    „Weil sie auch nach Bagdad wollen.“
    „Sie kommen dort später an als wir!“
    „O nein. Ihr Floß ist kleiner als das unserige, und sie haben sechs Hände zum Rudern, also zwei mehr als wir. Es steht zu erwarten, daß sie uns schon heut überholen.“
    „Das ist freilich nicht vorteilhaft für uns, denn wenn sie uns überholen, können sie in Bagdad auf uns warten und unsere Ankunft sehen, ohne daß wir es bemerken. Wenn sie uns dann folgen, sind wir in ihre Hände gegeben.“
    „Du siehst, wie vorsichtig wir sein müssen, aber nicht nur in Bagdad, sondern schon vorher, denn ich bin überzeugt, daß sie uns schon heut beobachten werden. Es handelt sich dabei nicht nur um uns, sondern auch um unsere Pferde.“
    „Du meinst, daß sie es auch

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