200 - Die Hölle stirbt!
witterte, sperrte sie sich, und dann würde es entweder sehr schwierig oder sogar unmöglich sein, ihre Seele zu bekommen. Der Silberdämon dachte an Cardia, die mit ihrem kleinwüchsigen Sohn hinter jenem Wasserfall auf seine Rückkehr wartete. Wenn er zu lange fortblieb, würde sie die Höhle verlassen, und das konnte gefährlich werden.
Niemand konnte sich auf Haspiran richtig sicher fühlen. Es gab auf diesem Inselkontinent die mannigfaltigsten Gefahren – wie eigentlich auf vielen Welten.
Frieden fand man kaum, und Cardia war keine kriegerische Amazone. Sie haßte es, zu kämpfen, ergriff lieber die Flucht, wenn Gefahr drohte.
Wenn sie aber von jenem Ort floh, an dem Metal sie zurückgelassen hatte – wo sollte er sie dann suchen? Der Gedanke, sie verlieren zu können, beunruhigte ihn, und er fragte sich, ob er es nicht schon wagen konnte, heimlich mit seinen Vorbereitungen zu beginnen.
Er entschied sich dagegen, beschloß, einen weiteren Tag zu warten, aber dann mußte getan werden, was er sich vorgenommen hatte.
Kleshdana war sehr wißbegierig. Nachdem sie ihm viel von sich erzählt hatte, mußte er ihr alles über sich erzählen. Metal bog sich die Wahrheit so zurecht, daß Kleshdana daran Gefallen finden mußte.
Er sprach von der Hexe Cuca, seiner Mutter, die schon vor einiger Zeit in die Hölle gegangen war. »Wohin, das weiß ich nicht«, sagte er, und das stimmte.
Er hatte wirklich keine Ahnung, wo Cuca war, aber es interessierte ihn auch nicht. Er stand nicht mehr auf derselben Seite wie sie. Es war besser, wenn er ihr nie mehr begegnete.
»Hast du vor, sie zu suchen?« fragte Kleshdana.
Metal schüttelte den Kopf. »Sie lebt ihr Leben, ich meines. Uns verbindet nichts.«
»Wer ist dein Vater?« wollte die schöne Teufelin wissen.
»Mr. Silver, ein starker Silberdämon. Er lebt auf der Erde.«
»Warum ist Cuca nicht bei ihm?«
»Niemand kommt mit Cuca aus. Es ist für alle besser, wenn sie allein bleibt.«
»Warst du bei deinem Vater auf der Erde?« fragte Kleshdana.
»Eine Zeitlang, aber mir hat es da nicht gefallen«, log Metal.
»Deshalb erwachte in mir der Wunsch, in der Hölle, dem Zentrum der schwarzen Macht, zu leben.«
Kleshdana nickte zustimmend. »Das wirst du – sobald Asmodis tot ist.«
***
Zweimal hatte Loxagon schon geglaubt, es wäre soweit, Asmodis' Herz hätte aufgehört zu schlagen, doch gleich darauf mußte er enttäuscht feststellen, daß sein Vater immer noch lebte.
»Ich hätte nicht gedacht, daß du so zäh bist«, sagte er grinsend.
Der Höllenfürst lag mit geschlossenen Augen vor ihm und regte sich nicht. Ein Schatten seiner selbst war Asmodis geworden. Seine Wangen waren eingesunken, wie altes Pergament lag die Haut über den Gesichtsknochen, die Augenhöhlen waren tiefe, dunkle Gruben.
Kaum vorstellbar, daß er einst über alle schwarzen Wesen geherrscht hatte, daß sogar Loxagon ihm gehorchen mußte.
Diese Zeit war vorbei und würde nicht wiederkehren. Asmodis'
Leben hing nur noch an einem ganz dünnen Faden, aber der wollte und wollte nicht reißen.
Lange hatte Loxagon sich in Geduld gefaßt, doch nun war es ihm fast nicht mehr möglich. Er wollte endlich die Macht an sich reißen – und nicht nur Stellvertreter seines sterbenden Vaters sein.
»Warum stirbst du nicht endlich?« knurrte der kriegerische Teufelssohn haßerfüllt. »Wie lange soll ich noch warten?«
Ob er Asmodis' Ableben beschleunigen konnte, wenn er ihm erzählte, daß er an seinem Zustand schuld war? Würde das den Höllenfürsten umbringen?
»Vater«, sagte Loxagon hart. »Wach auf, ich habe dir etwas zu sagen!«
»Ich schlafe nicht«, kam es dünn über die schlaffen Lippen des Höllenfürsten. »Ich höre alles, was du sagst.«
Loxagon bleckte die Schakalzähne. »Es ist keine Krankheit, an der du zugrunde gehst, Vater, sondern ein seltenes Gift, das ich dir in kleinen Dosen verabreichte. Inzwischen ist das nicht mehr nötig. Von einem bestimmten Augenblick an setzte das Gift sein vernichtendes Werk selbständig fort. Es frißt dich auf, nimmt dir zuerst die Kraft und dann das Leben. Spürst du's? Wie lange willst du noch widerstehen? Wann tust du endlich den letzten Atemzug, auf den ich schon so ungeduldig warte?«
»Es wäre besser gewesen, dich nie zu zeugen«, flüsterte Asmodis. »Du bist das Leben nicht wert, das ich dir gegeben habe.«
Loxagon lachte höhnisch. »Aber ich bin da, und dich wird es bald nicht mehr geben.«
»Du und dein krankhafter Ehrgeiz. Du
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