200 - Die Hölle stirbt!
um Nasenlänge geschlagen. Das reichte. Nun wollte ich vor ihm zum Zug kommen. Sharon Tennant war keine verdächtige Person aufgefallen. Ihre Beobachtungsgabe schien nicht besonders ausgeprägt zu sein.
***
»Niemand kann Asmodis töten«, hatte der Höllenfürst gesagt. »Asmodis war immer und wird immer sein!«
Loxagon glaubte das nicht. Sein Vater bildete sich ein, die Hölle zu sein.
»Du bist ja noch größenwahnsinniger als ich!« stieß Loxagon grinsend hervor. »Endlich weiß ich, von wem ich das geerbt habe.«
Die Hölle, Heimat der Hexen, Geister, Ungeheuer, Teufel und Dämonen, die Basis alles Bösen, konnte nicht sterben – niemals. Von hier aus wurden die Welten und das Leben dort bedroht. Von hier aus wurden grausige Geschicke gelenkt, Katastrophen heraufbeschworen. Und es war egal, ob der Herrscher nun Asmodis, Loxagon oder sonstwie hieß.
Die Hölle würde ewig Bestand haben, Asmodis hingegen nicht. Der war erledigt.
Loxagon lachte gehässig. »Du hast einen letzten Versuch unternommen, deine Haut zu retten. Aber darauf falle ich nicht herein, das hättest du dir gleich denken können. Mit Asmodis stirbt die Hölle nicht. Mit deinem Tod befreit sie sich von alten Zwängen. Dein Ende wird ihr neues Leben geben. Das Böse, das von mir ausgeht, wird alle Reiche und Dimensionen überfluten und das Gute ertränken…«
Loxagon unterbrach seine flammende Rede. Asmodis hörte ihn nicht mehr. Der Herr der Hölle war tot.
Der Teufelssohn stieß die Fäuste hoch und stimmte ein wildes Triumphgeheul an.
Es war endlich soweit.
Asmodis war tot!
Loxagon ging hinaus, um es zu verkünden.
***
Das trockene Holz fing sofort Feuer, und die Flammen wurden von Hexenkraft genährt und gestärkt. Dennoch verhinderte Metals Silberschutz, daß das lodernde Feuer ihn auffraß. Cardia sah ihn im Zentrum der hochsteigenden Flammen stehen und weinte verzweifelt Für sie stand fest, daß sie den Silberdämon, der ihr so viel bedeutete, nun verlieren würde. Sie drehte sich um, denn sie konnte diesen quälenden Anblick nicht ertragen. Ihre heißen Tränen fielen auf Sammehs Kopf und versickerten in seinem zerzausten Haar.
Der Kleine drückte ihre Hand. »Nicht weinen«, flüsterte er.
»Nicht weinen.«
Aber sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Ihre Zeit mit Metal war nicht besonders lang gewesen, aber sie war die glücklichste ihres Lebens gewesen.
Sie hätte das Metal noch gern gesagt, aber nun würde der Silberdämon ohne dieses Wissen sterben. Cardia glaubte nicht, daß der Silberschutz lange halten würde. Die Hexenflammen würden ihn nach und nach zerstören und zu Metals Lebenskern vordringen.
Die Hexen entzündeten auch das Feuer unter dem großen Kessel, und dann holten sie Cardia. Sie schlitzten die unsichtbare Haut auf, die sie über das Mammutskelett gespannt hatten.
Sammeh klammerte sich zitternd an seine Mutter. Cardia wollte sich von ihm lösen, doch er ließ sie nicht los. »Es hat keinen Zweck, Sammeh«, sagte sie mit belegter Stimme. »Du mußt jetzt tapfer sein.«
»Ich will nicht, daß sie dich töten!« schrie der Kleine verzweifelt. »Ich will es nicht!«
»Bitte, mach es mir nicht noch schwerer, Sammeh«, flehte Cardia.
Mehrere Hexen traten in das Gerippe und rissen die Reisende und ihren Sohn brutal auseinander.
Der Kleine schrie mit schriller Stimme. Die Hexen brachten ihn mit harten Schlägen zum Schweigen.
»Schlagt ihn nicht«, sagte Cardia traurig. »Ihr habt mich. Genügt euch das nicht?«
Die Weiber zerrten sie aus dem Skelett und führten sie zu dem Kessel, über dessen Unterseite das Feuer leckte. Sie hoben Cardia in die dunkelgrüne Flüssigkeit und umtanzten den Kessel, wobei sie obszöne Lieder kreischten.
Metal sah es – und konnte nichts tun. Sammeh lag auf dem Boden und weinte herzzerreißend, doch niemand außer Metal hatte Mitleid mit ihm.
»Stirb! Stirb!« schrien die Hexen. »Asmodis braucht, was in dir ist. Gib es ab! Stirb!«
Langsam erhitzte sich der Kesselinhalt und begann zu dampfen. Cardia hatte mit ihrem Leben abgeschlossen.
Verzweifelt preßte sie die Augenlider zusammen.
Sie konnte weder zu Sammeh noch zu Metal hinsehen. Das wäre einfach über ihre Kräfte gegangen. Sie hoffte, daß sie nicht lange würde leiden müssen.
Ein schneller Tod – das war alles, was sie sich jetzt noch wünschte.
Metal kämpfte verbissen gegen die Wirkung des geballten Hexenzaubers an. In dieser konzentrierten Form hatte ihn Hexenkraft noch nie getroffen. Er
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