200 - Die Hölle stirbt!
war machtlos dagegen, erholte sich zwar davon, aber so schleppend, daß er Cardia bestimmt nicht würde retten können.
Jene Hexe, die sich in die Hölle denken konnte, verschwand, und als sie wiederkam, hatte sie eine entsetzliche Nachricht für ihre Schwestern: »Asmodis ist tot!«
Die Hexen brachen in Heulen und Wehklagen aus. Sie warfen sich auf den Boden und wälzten und krümmten sich in ihrem Schmerz.
Doch sie erfuhren noch mehr.
Etwas Unvorstellbares geschah im Reich des Bösen. An Asmodis' Sterbebett hatte es seinen Anfang genommen und breitete sich nun rasch aus – unaufhaltsam, unabwendbar.
Die Hölle starb.
Ein unheimliches Nichts, schwärzer noch als Asmodis' Seele, breitete sich aus. Die Hölle zerfiel, löste sich auf. Mit dem Tod des Höllenfürsten verging auch sein Reich.
Das hatte niemand vorhersehen können. Asmodis war die Verkörperung des Bösen, der Kopf, ohne den nichts existieren konnte. Loxagon hatte ihn abgeschlagen und damit auch sich selbst vernichtet.
An Flucht war nicht mehr zu denken. Denn die Magie des Bösen war erloschen, und alle Pforten in andere Dimensionen und Welten hatten sich auf immer geschlossen. Nur wer – wie jene Hexe – Kraft seines Geistes reisen konnte, hatte noch eine Chance, der Vernichtung zu entkommen.
Loxagon und der Höllenadel versuchten verzweifelt, die Hölle zu retten. Sie hatten ihre Kräfte vereinigt, um der Auflösung Einhalt zu gebieten, doch auch all ihre zusammengenommene Macht reichte bei weitem nicht an die von Asmodis heran. Der magische Zirkel war in der Schwärze verschwunden, und niemand vermochte zu sagen, ob Loxagon noch lebte.
Auch konnte niemand das wahre Ausmaß der Katastrophe ahnen. Würde sich die Apokalypse nur auf die Hölle selbst beschränken, oder würden auch andere Welten davon befallen werden – Coor, das Reich der grünen Schatten oder Haspiran?
Und was würde mit den Höllenwesen geschehen, die sich jetzt noch auf der Erde aufhielten? Sie würden nie zurückkehren können. Aber würden sie ihre Macht behalten?
Fragen, die nur die Zeit beantworten konnte.
Die Hexen waren blind und taub vor Kummer und Schmerz.
Das Elixier für Asmodis wurde nicht mehr gebraucht, dennoch fiel es den Hexen nicht ein, Cardia das Leben zu schenken. Die Reisende sollte trotzdem sterben. Wenn es auch ein nutzloser Tod war, was machte das schon? Warum sollte man sie verschonen?
Sammeh sah eine Chance für seine Mutter. Er kroch aus dem Skelett, ohne daß sich eine der Hexen um ihn gekümmert hätte.
Asmodis' Tod überschattete alles.
Die Teufelsbräute waren zu sehr mit ihrer Trauer um den Höllenfürsten beschäftigt. Sie wanden sich in hysterischen Krämpfen, zerrten sich an den strähnigen Haaren, rissen sich die Kleidung vom Leib. Sammeh lief zu dem großen Kessel.
Metal trotzte nicht nur dem Feuer, es gelang ihm auch, die brennenden Fesseln zu sprengen und den Scheiterhaufen zu verlassen.
Die ersten Schritte waren noch mühsam für ihn. Er bewegte sich steif, stolperte und wäre beinahe zwischen die heulenden Hexen gestürzt, die keinerlei Notiz von ihm nahmen. Aber allmählich fiel die Starre von ihm ab.
Er sprang über die Hexenleiber, die sich im Staub wälzten, und rannte zu Cardia und Sammeh.
»Raus aus dem Kessel, Cardia, solange diese Hysterie anhält. Wenn sie zu sich kommen, müssen wir weg sein. Ich habe eine Seele für dich. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät, denn dann ist sie nicht mehr zu brauchen.«
Metal streckte der Reisenden seine starken Arme entgegen und hob sie aus dem dunkelgrünen Gebräu. Sammeh strahlte, glücklich, seine Mutter nicht verloren zu haben.
Eine der Hexen erholte sich und richtete sich auf. Wut und Haß verzerrten ihr Gesicht.
Cardia, Sammeh und Metal sollten nicht entkommen. Sie hob die Hände und spreizte die Finger, aus deren Spitzen grelle Blitze sausten.
Sie trafen Sammeh!
Der Kleine schrie auf, stolperte, stürzte – und ging in Rauch auf. Cardia blieb das Herz stehen.
»Sammeh!«
Metal fuhr herum. Aus seinen Augen rasten Feuerlanzen, die die Hexe durchbohrten und augenblicklich töteten, doch damit konnte der Silberdämon Sammehs Tod nicht ungeschehen machen. Für Cardia bedeutete das mehr, als ihren Sohn verloren zu haben. Sie hatte dadurch auch ihre Seele verloren.
Und ohne die Nähe ihrer Seele konnte sie nur ganz kurze Zeit überleben!
Sammehs Tod war auch ihr Tod. Wenn sie nicht schnellstens eine Seele bekam.
Kleshdanas Seele!
Die Seele der Teufelin war für
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