200 - Die Suche beginnt
hast, lass mich rufen, damit ich unterschreiben kann. Die Arbeit ruft.« Sie drehte sich um und lief zur Tür.
Rebekka zog den Vorhang zur Seite und wollte den Raum verlassen, doch wie aus dem Nichts tauchten zwei Männer mit Helmen und Gesichtsmasken vor ihr auf und stießen sie um. Sie fiel auf den Rücken.
»Hände hoch und keine falsche Bewegung!«, schrie einer. Sechs schwer bewaffnete Leibgardisten des Premiers sprangen über sie hinweg und stürzten sich auf das Trio am runden Tisch. Ein siebter und ein achter warfen sich auf sie, drehten sie auf den Bauch und fesselten ihr die Hände auf den Rücken.
Kein einziger Schuss fiel, innerhalb von zehn Sekunden war es vorbei. Moses Jackson, Henner Miller, Noah Miller-Jackson und Rebekka lehnten gefesselt gegen die Wand. Die Läufe von acht klobigen Laserblastern richteten sich auf sie. Rebekka starrte die monströsen und verstaubten Gewehre an und konnte es nicht glauben, dass sie gefesselt war.
Ein neunter Mann trat durch die Türöffnung zu Jacksons Privaträumen – groß, hager, kahlköpfig, mit weißem Schnurrbart und tief in den Höhlen liegenden Augen.
Paul Canterbury senior.
Sein Gesicht war rot, seine wenigen verbliebenen Zähne schwarz, er trug eine rote Toga über einem weißen Leinenanzug. Auf der rechten Handfläche balancierte er einen aufgeklappten Palmtop.
»Einer eurer Männer war so freundlich, einen Sender in euer Gerät einzubauen.« Er deutete zum runden Tisch, wo einsam der Palmtop mit den verschwörerischen Notizen auf dem Display stand. Mit grimmiger Miene und triumphierend leuchtenden Augen schritt Nummer Eins die Reihe der Verschwörer ab. »Jedes Wort konnte ich mitlesen. Auch zwei eurer Bewaffneten sind mir treu ergeben. Die anderen haben wir mit Elektroschockern außer Gefecht gesetzt. Ihr seid erledigt. Alle.«
Er wandte sich an einen seiner Gardisten. »Fahren Sie mit Jackson Fünf und Jackson Vier zum alten Flugplatz hinaus, Nummer Drei. Nehmen Sie Nummer Vierzig fest und bringen sie Richards und die geborgenen Panzer zurück.« Er deutete auf die Gefangenen. »Und diese hier schafft in den Hochsicherheitstrakt! Sobald mein Enkel in Ketten liegt, wird allen der Prozess gemacht!«
***
Der Mammutwaran gewöhnte sich an sie, und sie gewöhnten sich an ihn. Von Stunde zu Stunde kamen sie schneller voran. Chira hielt immer mindestens zwanzig Schritte Abstand von der Echse.
Am zweiten Tag zogen sie am östlichen Rand eines Salzsees vorbei. Die Gegend war öde und trocken. Matt lag in hohem Fieber. Er klapperte mit den Zähnen und zitterte, und wenn er einmal nicht mit den Zähnen klapperte und zitterte, warf er sich hin und her und lallte und stöhnte im Fieberkoma. Rulfan hörte den Namen Aruula aus seinem Gestammel heraus, und seinen eigenen Namen auch. Er und Mauricia begnügten sich mit einem halben Liter Wasser am Tag, damit sie den Schwerkranken ausreichend tränken konnten.
Im Lauf des dritten Tages tauchte am nördlichen Horizont ein dunkler Streifen auf, der sich rasch verbreiterte. Es war das Gebirge, in dem die Ruinen der Stadt Hermannsburg liegen mussten. Kein weiterer Schüttelfrost plagte den bewusstlosen Matt Drax mehr.
Das Fieber sank. »Bald steigt es wieder«, orakelte die Heilerin, während sie ihm ihre Medizin einträufelte.
»Wir haben eine unruhige Nacht vor uns, glaub mir, Rulfan von Britana.«
Ihr Pessimismus erwies sich als unbegründet: Maddrax schlief tief und fest. Zwar hatte er noch Fieber am nächsten Morgen, aber es war lange nicht mehr so hoch wie in den Tagen zuvor und stieg auch nicht mehr.
Mauricia runzelte die Stirn; die Heilerin traute dem Frieden nicht.
Seit sie den Salzsee passiert hatten, schwirrten Insekten um den Mammutwaran herum. Rötlich-grüne Stechfliegen mit schillernden, halbtransparenten Flügeln und so lang und groß wie der Mittelfinger eines ausgewachsenen Mannes. Rulfan hatte den Eindruck, dass es immer mehr wurden, je weiter sie kamen. Zuerst glaubte er, der Geruch der Riesenechse hätte sie angelockt. Doch bald merkten sie, dass der Schwarm der Stechfliegen sich auf den bewusstlosen Maddrax konzentrierte. Sie wechselten sich an seiner Seite ab, um die Fliegen von ihm fernzuhalten.
»Es ist die Wundsalbe«, sagte Mauricia. »Ihr Geruch lockt die Schillys an.«
»Schillys?«, fragte Rulfan erstaunt.
»So nennen die Bewohner der Ruinenstädte an der Ostküste die Stechfliegen«, erklärte Mauricia.
»Woher weißt du das?«
»Weil ich einen Winter lang dort gelebt
Weitere Kostenlose Bücher