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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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mit Farbaufnahmen von heiligen Stätten im Südwesten in verschiedenen Stadien von Vernachlässigung, Verfall und Vandalismus. »Weil niemand sie beschützt hat«, meinte er bekümmert. »Mein Volk ist arm, und wir sind zahlenmäßig nicht viele. Dies waren einst unsere Kirchen.« Mit zitternder Hand hob er das Foto eines Gesteinshaufens hoch, auf dem mystische Petroglyphen mit obszönen Worten übersprayt worden waren. »Die Höhle in Topanga war unsere Kirche. Die steinernen Wände, der Lehmboden, die dort verewigten Symbole, all das ist uns heilig. Wir möchten unsere Kirche zurückhaben.«
    Jared ergriff das Wort. Die von ihm vertretenen Indianer bestünden auf Einstellung des Projekts, um ihre Vorfahren würdig und in aller Form auf einem Indianerfriedhof bestatten zu können. Was er verteilte, waren ein Gesuch mit Tausenden von Unterschriften sowie Briefe von Stammesoberen, mit denen sie an das Gewissen aller religiösen Menschen, Indianer wie Weiße, appellierten.
    »Wie einige von Ihnen wissen«, sagte er eindringlich, »wurde die Kommission zur Wahrnehmung von Besitzansprüchen der Indianer im Jahre 1976 ins Leben gerufen, um der Forderung kalifornischer Ureinwohner zu entsprechen, ihre Begräbnisstätten offiziell unter Schutz zu stellen. Menschliche Überreste aus längst vergangener Zeit, von Arbeitern beim Bau von Siedlungen und Straßen freigelegt, hatte man achtlos in der Sonne liegen lassen. Dann bemächtigten sich Archäologen und Andenkensammler dieser sterblichen Überreste, ohne Rücksicht auf die Gefühle oder die religiöse Einstellung der Indianer. Zusätzlich zu der sinnlosen Zerstörung von Begräbnisstätten wurden menschliche Überreste von Archäologen für künftige Forschungsprojekte in weit verstreute Magazine eingelagert.«
    Seine dunklen Augen glitten über die Gesichter seiner Zuhörer, verweilten für den Bruchteil einer Sekunde länger auf Erica. »Der eigennützige Umgang mit diesen Überresten entspricht dem Verhalten der Weißen gegenüber den Indianern zwischen 1850 und 1900 , einer Zeit, in der neunzig Prozent der indianischen Bevölkerung Kaliforniens durch Krankheit, Hunger, Gift oder Gewehrschüsse ausgerottet wurden. Ob lebendig oder tot – die kalifornischen Ureinwohner wurden nicht mit gebührender Achtung behandelt.
    Ich bin hier, um dafür Sorge zu tragen, dass mit der Frau von Emerald Hills nicht ebenso verfahren wird. Wir möchten, dass sie unverzüglich aus der Höhle geholt wird, damit sie auf einem dafür vorgesehenen Indianerfriedhof beigesetzt werden kann.«
    Erica spürte, wie ihr Körper und ihr Herz auf seinen Anblick und seine Worte reagierten. Als Frau begehrte sie ihn; verstandesmäßig jedoch lehnte sie ihn ab. Sie kam sich vor wie in einer Berg-und-Talbahn der Gefühle, auf einer Fahrt, auf die sie sich nie wieder einlassen wollte. Das hatte sie sich vor langer Zeit geschworen.
Die Pflegemutter, die Erica lieb zu gewinnen gewagt hatte und die da sagte: »Wir möchten dich adoptieren, Erica. Mr. Gordon und ich möchten, dass du unsere Tochter wirst.« Umarmungen und Küsse und Tränen und Versprechungen. Und die elfjährige Erica, die ihren Träumen nachhängt und sich alles Mögliche zusammenphantasiert und ihren Wunschvorstellungen Flügel verleiht, weil sie weiß, bald und endlich einer richtigen Familie anzugehören, mit einem Brüderchen und einem Hund und einem eigenen Zimmer. Schluss mit den Terminen beim Vormundschaftsgericht, Schluss mit dem Versuch, sich auf die Sozialarbeiter einzustellen, die sich schneller abwechselten als die Jahreszeiten. Und dann: »Tut mir Leid, Erica, jetzt wird doch nichts daraus. Und weil wir dich nicht adoptieren können, halten es Mr. Gordon und ich für das Beste, dich in einem anderen Pflegeheim unterzubringen.«
    Für Erica gab es nur eine Erkenntnis: Hochfliegende Hoffnungen, etwa darauf, sich zu verlieben, waren die bitteren Enttäuschungen nicht wert. Denn die folgten unweigerlich. Das wusste sie.
    Der letzte Redner war Sam. Mit eigenen Graphiken und Zahlenreihen zeigte er die Kosten auf, die bei einer Fortsetzung der Ausgrabungen auf den Steuerzahler zukämen, und stellte den finanziellen Aufwand dem Gewinn an historischen Erkenntnissen gegenüber. »Von den Kosten her ist das ein Fass ohne Boden.« Er sah einen Teilnehmer nach dem anderen an. »Ein Fass ohne Boden«, wiederholte er, so als hätte er endlich den passenden Vergleich gefunden.
    Erica starrte ihn an. Seine Worte bestätigten ihren Verdacht

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