2001 Himmelsfeuer
die ich sehr verliebt bin und die ich für den Rest meines Lebens an meiner Seite haben möchte. Bitte sag, dass du meine Frau werden willst. Wie soll ich denn ohne deine Hilfe eine Farm aufbauen? Ohne dich, die auf den Wind hören wird, der ihr sagt, was sie tun soll?«
Und wie konnte sie ihm antworten, da er sie unvermittelt so leidenschaftlich küsste?
»Hallo? Jemand da? Hallo?«
Sie wandten sich um zu der fremden Gestalt in der offenen Tür. Es war ein Weißer in Hirschleder und Pelzmütze. »Man sagt mir, ihr Leute sucht nach einem Franzosen namens D’Arcy. Ich kann euch hinbringen, wenn ihr wollt.«
Es sollte eine lange Reise werden. Sie kauften Packesel und Ausrüstung für den Winter, dann zogen sie gen Norden. Unterwegs machten sie Halt in American Fork und gaben sich vor dem Friedensrichter das Jawort. Als sie hoch im Norden D’Arcys Grab erreichten, bedeckte Neuschnee die Erde.
Angelique kniete nieder und sprach ein Gebet. Dann schlang sie ihren Rosenkranz um das Holzkreuz. Es war der Rosenkranz, den sie zur Erstkommunion von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.
Der Trapper, der sie hergeführt hatte, sagte zu Angelique: »Da drüben ist die Squaw, mit der Ihr Dad gelebt hat.«
Hinter den Bäumen entdeckte Angelique eine Indianerin in Hirschleder, die langen grauen Haare zu Zöpfen geflochten.
»Haben nie geheiratet«, meinte der Trapper. »Aber Jack hat sie geliebt.« Er schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Wird hart für sie werden. Kein Mann, der sie beschützt.« Er zuckte die Schultern. »Na ja, kann man nichts machen. Von ihrer Sorte ist kaum noch jemand da.«
Sie blickten einander wortlos an, die Frau aus den Wäldern und die Frau aus der Stadt. Beide mit langen Zöpfen und dunklen, mandelförmigen Augen. In der winterlichen Stille war dieser Moment von einem kurzen Zauber erfüllt. Dann wandte sich die Ältere um und verschwand zwischen den Bäumen.
Angelique schob ihre Hand in die von Seth. »Ich möchte nach Los Angeles zurück. Ich möchte wissen, ob es die Hacienda noch gibt und ob Großmutter Angela noch lebt.«
»Wir gehen auf der Stelle, mein Herz. Wir werden unsere Farm in Licht und Sonnenschein aufbauen und nie wieder in Dunkelheit leben.«
Kapitel 15
E rica musste ständig an Jareds Kuss denken.
Es war so unerwartet geschehen und so erregend gewesen, dass sie einen Moment lang geglaubt hatte, sie würde anfangen zu glühen und gleich explodieren. Und dann war sie ohnmächtig geworden. Sauerstoffmangel, hatten die Sanitäter gemeint. Weil sie so lange in der Höhle verschüttet war.
Nur daran konnte sie denken, selbst noch nach der sensationellen Entdeckung dieses Morgens, als sie das letzte Geröll von dem Erdrutsch beseitigt hatten. Selbst dann noch, als sie den geheimnisvollen Beutel aus Öltuch geöffnet und seinen Inhalt erkannt hatte, selbst als sie ihren Fund Jared gezeigt und seine spontane Reaktion gesehen hatte, ja selbst nachdem ihr die Tragweite dieses neuen Fundes erst richtig bewusst geworden war – sie konnte nur noch daran denken, wie Jared sie aus der Höhle gezogen und geküsst hatte.
Die Polizei hatte Charlie ›Kojote‹ Braddock gefasst. Er gestand, den Sprengstoff am Höhleneingang deponiert zu haben, um weitere Ausgrabungen zu verhindern. Und nachdem durch diesen Vorfall die Debatten bei allen Beteiligten neu angeheizt wurden – von denen, die die Höhle versiegeln wollten, bis zu jenen, die eine zukünftige Touristenattraktion darin sahen –, hatten Erica und Jared noch eiliger versucht, das höchstwahrscheinliche Eigentumsrecht an dem Skelett herauszufinden. Und es sah so aus, als ob der Beutel aus Öltuch, den Erica am Morgen in Schicht III gefunden hatte, ihnen einen entscheidenden Hinweis geben könnte.
Der Beutel enthielt ein Stück Pergament, vermodert, aber immer noch lesbar, das sich als Landzuweisung für ein Grundstück namens Rancho Paloma herausstellte, ausgestellt auf jemanden mit Namen Navarro. Die auf dem Dokument eingetragenen Grenzzeichen –
la cienegas
(die Marschen),
la brea
(der Teer),
El Camino Viejo
(die Alte Straße) – markierten einen Bezirk im Zentrum von Los Angeles aus der Gründerzeit, der heute noch existierte. Seit der Ansiedlung der Spanier hatte El Camino Viejo einige Namensänderungen erfahren – Orange Street, Sixth Street, Los Angeles Avenue und Nevada Avenue –, bis er seinen heutigen Namen erhielt: Wilshire Boulevard.
Und so saßen Erica und Jared nun im Stadtarchiv von Los
Weitere Kostenlose Bücher