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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ihr eigenen Sprache, erklärte etwas, schien es jedenfalls zu versuchen. Gestikulierte. Deutete irgendetwas auf seiner Haut an und dass sie wohl etwas gekocht und ihm auf die Gliedmaßen gestrichen hätte.
    »Was sagst du da, Mädchen? Dass du Pocken heilen kannst?« Seine rotgoldenen Brauen zogen sich zusammen. »Deshalb haben sie mich nämlich im Meer ausgesetzt. Weil ich krank wurde und der Kapitän und die Mannschaft dachten, das sei ansteckend und könnte sie alle umbringen. Ich bin Chronist, musst du wissen, ich fuhr mit Cabrillo zur See. Nach einem Zwischenstopp in einer von hier aus südlich gelegenen Bucht, wo wir Wasser fassen wollten, überzog sich meine Haut mit einem pockenartigen Ausschlag, und die Seeleute, diese syphilitischen Hurensöhne, schmissen mich über Bord, unweit einer dieser verfluchten Inseln, auf denen solche wie du leben. Keiner hatte Erbarmen mit mir. Nicht eine einzige christliche Seele war darunter.«
    Er hielt inne, rieb sich das Kinn. »Ich weiß noch, dass ich im Wasser rumschwamm«, sagte er leise, »und meine Vaterunser und Ave Marias betete. Und dass das Schiff den Anker lichtete und in See stach und ich auf einem Stück Holz von der gnadenlosen Flut von den Inseln abgetrieben wurde. Meine entzündete Haut brannte wie Feuer. Ich hab mich gefragt, ob ein Mensch elender zugrunde gehen kann als so. Und dann …« Er lauschte in sich hinein, versuchte sich zu erinnern. »Ich bin wohl ohnmächtig geworden vor Durst. Durst – das ist das Letzte, was ich noch weiß. Und jetzt …«
    Das Mädchen hörte mit großen, furchtlos blickenden Augen und, wie er fand, geduldig wie eine Nonne zu, so als hätte sie ihn verstanden. Natürlich hatte sie das nicht. »Wie hast du das zuwege gebracht? Nicht mal unser Schiffsarzt konnte mir helfen.«
    Anhand seiner Gesten begriff sie schließlich seine Frage. Sie bedeutete ihm zu warten und eilte aus der Hütte. Das gab Godfredo Zeit, Strümpfe und Kniehosen zusammenzusuchen und seine Blößen so gut wie möglich zu bedecken. Das Mädchen kam mit einem Stein zurück, auf dem ein Zweig lag, plapperte wieder in ihrer komischen Sprache.
    »Ich verstehe kein Wort«, sagte er und griff nach dem Zweig. Sie schrie auf und wich zurück. Dann erklärte sie lachend und gestenreich, dass dies die Pflanze sei, die die Reizung auf seiner Haut verursacht habe. Mit zu Schlitzen verengten Augen musterte er die aggressiven, in Büscheln zu dreien angeordneten Blätter mit den kleinen grünlichen Blüten. Trotz seiner umfassenden botanischen Kenntnisse, auf die er mit Recht stolz sein durfte, war er sich sicher, dass diese Spezies in Europa unbekannt war.
    Es gelang ihm zu rekonstruieren, was passiert war: Die Pflanze war hier heimisch und überall anzutreffen. Den Gesten des Mädchens zufolge machte sie auch ihrem Volk nicht selten zu schaffen, aber sie besaßen ein entsprechendes Heilmittel. Als Fremder wusste er natürlich nichts von den giftigen Eigenschaften dieses Gewächses, mit dem er in Berührung gekommen sein musste, als er und die Mannschaft in der Bucht im Süden an Land gegangen waren.
    Sie reichte ihm einen Korb mit langen, von einer rötlichen Schale umgebenen Stängeln mit dunkelgrünen Blättern und zahlreichen bräunlich gelben Blüten, die er auf Anhieb als Beifuß erkannte, der so genannten Mater Herbarum, der Mutter aller Kräuter, die man in ganz Europa zur Linderung von allerlei kleineren Leiden verwendete, auch als Tee und zum Würzen von Speisen.
    »Demnach hatte ich nur einen ganz gewöhnlichen Ausschlag?«, meinte er schließlich. »Einen, den selbst Kinder und Alte zu behandeln wissen? Und dieses Lumpengesindel hat mich
deshalb
im Meer ausgesetzt?«
    Erst schien sie verwirrt zu sein, dann lächelte sie, lachte schließlich lauthals los angesichts der Entrüstung und des aufgestauten Zorns eines Mannes, der sich dem Tode nahe geglaubt hatte und jetzt erfuhr, dass es nur eine juckende Hautreizung gewesen war.
    »Du albernes Ding«, knurrte er und sah sich verärgert in der Grashütte nach seinen übrigen Kleidern um. »Warum findest du das alles so komisch?«
    Er wollte sich sein Hemd überstreifen, aber sie packte ihn am Arm und schüttelte energisch den Kopf.
    »Warum denn nicht? Das sind meine Sachen, und ich habe nicht vor, so nackt wie du rumzulaufen!«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. Unwillkürlich verglich er ihr langes flatterndes Haar mit den Schwingen eines Raben. Sie strich ihm über die Arme und deutete dann von Kopf bis Fuß

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