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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Quarzgestein, Messer aus Feuerstein, ein Feueranzünder und verschiedene der Heilung dienende Fetische. Sie griff nach einem Stein, der als lebendig erachtet wurde, weil er mit Kräutern, denen ungeahnte Energie innewohnte, umwickelt, anschließend in Kolibriblut und Öl von einem Aal getaucht und dann in weiße Daunen gehüllt worden war. Diesen Stein legte sie dem Fremdling auf die Stirn. Daraufhin bedeckte sie seine Brust mit einem Halsschmuck aus Adler- und Falkenknochen, ungeachtet seines eigenen Halsschmucks, der aus einem unbekannten schimmernden Material gefertigt war, fast identisch mit der Farbe seines Haars, und an dem etwas hing, das aussah wie zwei winzige gekreuzte Stäbe und daran die ebenso winzige Gestalt eines Mannes.
    Jetzt holte sie aus einem ihrer vielen Körbe eine Hand voll getrockneter Keime, tunkte sie in heißes Wasser, ließ den Sud abkühlen und betupfte dann die entzündeten Stellen seines Körpers. Er wachte kurz auf, murmelte apathisch »Pocken, Pocken« und versuchte, sie wegzustoßen. Zur Behandlung der Schürfwunden, die er sich auf der hölzernen Planke und in der rauen See zugezogen hatte, bereitete Marimi aus verkochten Blättern und Zweigen einen Brei zu, den sie ihm als Umschlag auflegte. Die Blätter verwendete sie auch für einen Tee, den sie ihm zur Stärkung einflößte.
    Was sie faszinierte, war sein Haaransatz. Er verlief nicht wie bei ihr quer über die Stirn, sondern in Form einer Pfeilspitze von einem Punkt weiter hinten aus, und das erinnerte sie an einen Adler, den sie einmal in den Bergen, auf dem Weg zur Höhle der Ersten Mutter, gesehen hatte. Seine buschigen rötlichen Augenbrauen unterstrichen das Adlerhafte zwar noch, aber wenn er in seiner Ohnmacht immer mal wieder kurz die Augen aufschlug, sah Marimi, dass dies nicht die Augen eines Vogels waren. Göttin des Mondes, sie hatten die Farbe des Himmels! Hatte er zu lange dort hinaufgeschaut und sich angesteckt?
    Sein zweites Paar Augen wagte sie nicht zu berühren. Dies zu tun war möglicherweise tabu.
    Allmählich erlaubte es ihm sein Zustand, zwischendurch ein paar Happen zu sich zu nehmen. Marimi flößte ihm eine stärkende Suppe aus Eicheln und Kaninchenfleisch ein. Wenn er den Blick auf sie richtete, schaute er durch sie hindurch – so lange war er auf dem Meer getrieben und so lange ohne Trinkwasser gewesen, dass seine Sinne noch immer gestört waren. Aber sie konnte ihn füttern und seinen Durst stillen und die entzündeten Gliedmaßen in kühlem Kräutertee baden. Als dann nach und nach die Farbe in sein Gesicht zurückkehrte und sein Atem ruhiger ging, wusste sie, dass er sich auf dem Weg der Besserung befand.
     
    Das Erste, was er wahrnahm, als er wieder zu sich kam, waren zwei pralle braune Brüste. »Heiliger Klabautermann!«, rief er aus. Dann bemerkte er, dass er nackt war. »Heilige Mutter Gottes!«, stieß er aus, sprang auf, um sich gleich darauf benommen am Kopf zu fassen.
    Als der Schwindelanfall nachließ und er einigermaßen klar denken konnte, sah er das Mädchen mit der bronzefarbenen Haut an, das da, einen Korb Blätter auf dem Schoß und mit nichts weiter als einem Grasrock bekleidet, mitten in der Hütte hockte und ihn verwundert anstarrte.
    »Wo sind meine Kleider?«, herrschte er sie an und griff nach der Pelzdecke, um sie sich um die Hüften zu wickeln. »Wo ist meine Mannschaft?« Und dann erstarrte er. »Moment mal. Ich war dem Tod nahe.« Er untersuchte seine Arme und Beine, an denen nur noch Spuren des Ausschlags zu erkennen waren. »Keine Pocken mehr. Und gestorben bin ich auch nicht.«
    Zu seiner Verwunderung fing das Mädchen an zu kichern, lachte dann hinter vorgehaltener Hand derart hemmungslos, dass er nur noch ungehaltener wurde. »Was hast du denn? Bist du übergeschnappt? Und bei allen Heiligen und Engeln – wo bin ich eigentlich?«
    Er begab sich zur Öffnung der Unterkunft und schaute hinaus ins trübe Morgenlicht. Nebelfetzen waberten über den Boden, und die Luft war durchdrungen vom Salzgeruch des Meeres. Durch den Dunst erblickte er weitere Hütten, ebenso rund wie die, in der er sich befand, sowie Menschen, die um Kochstellen hockten.
    Als er einen Klaps auf seiner Schulter spürte, drehte er sich um und stand fast in gleicher Augenhöhe dem Mädchen gegenüber. Himmel, wie groß sie war! Nur dass sie jetzt nicht mehr kicherte, sondern mal hier, mal dort seine Arme berührte, ganz zart, so als huschten Schmetterlinge über seine Haut. Dazu plapperte sie in der

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