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2002 - Einsatz für Bully

Titel: 2002 - Einsatz für Bully Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Stollen ist zugeschüttet worden.
    Die Kolonne hielt an. Goa Zefferphaun prallte gegen Yala und klammerte sich wie ein Ertrinkender an ihr fest. Das Knistern einer energetischen Ladung war zu hören, dann hatte die Steuerpositronik den Energielevel des Deflektors wieder im Griff.
    Goa bewegte die Lippen und redete auf sie ein. Er schien vergessen zu haben, daß die Funkgeräte ausgeschaltet waren. Sie legte ihren Helm an seinen und hörte das dumpfe Murmeln seiner Stimme.
    „...mir wirklich leid. Wieso geht es nicht weiter? Ist da vorne schon Schluß?"
    Sie zuckte mit den Achseln und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
    Hoffentlich verlor er nicht vollends die Nerven.
    Die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung. Nach und nach verschwanden die Männer und Frauen aus dem Blickfeld der Telepathin.
    Sekunden später stand sie selbst am Ende des Stollens. Unter ihr gähnte ein fünf Meter tiefer Abgrund. Irritiert starrte sie in das Halbdunkel hinab.
    Die Mündung des Stollens im Nichts und der Verlauf des Korridors da unten - beides stimmte nicht mit ihrem Wissen über das Innere des Palastes überein. Die Topsider hatten bauliche Veränderungen vorgenommen und brachten vermutlich unabsichtlich ihre Pläne durcheinander.
    Yala sprang hinab. Sie ließ sich zur Seite fallen und rollte sich ab. Goa folgte ihr hastig. Er sprang mit angewinkelten Armen und machte erst gar nicht den Versuch, die Balance zu halten. Bevor seine Füße den Boden berührten, drehte er sich um die eigene Achse, verwandelte sich in ein schnell rotierendes Bündel, kullerte zwei, drei Meter über den Boden und kam schwankend auf die Beine.
    Alles in Ordnung, signalisierte er.
    Erleichtert schloß sie zu ihrem Vordermann auf.
    Der Korridor entpuppte sich als Teil eines Labyrinths. Im Abstand von drei bis vier Metern gab es Abzweigungen. Die meisten waren Blindgänge und führten zu Waffenlagern. In dem Irrgarten fand sich außer den Topsidern selbst vermutlich niemand zurecht.
    Aus den Wänden ragten links und rechts kleine Plattformen mit bis zu fünf Metern Breite. Sie waren in unterschiedlichen Höhen angebracht. Im Licht eines aufflammenden Helmscheinwerfers entdeckte Yala Kratzspuren, die auf die Funktion der Sockel hindeuteten. Die Echsenwesen benutzten sie offensichtlich zur Fortbewegung, indem sie sich von Plattform zu Plattform schnellten.
    All das stellte sich Yala in einem Gemisch aus Schwarz und unterschiedlichen Graustufen dar. Die Mikropositronik übernahm es, ihr und Goa die Farben bei Bedarf jeweils in Spektrallinien-Muster umzusetzen.
    Die Luftfeuchtigkeit nahm zu. Sie schlug sich als dünner Film auf den Helmscheiben nieder und behinderte ihre Sicht. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als regelmäßig mit den Händen über die Helme zu wischen. Die Ventilatoren und Heizungen der Kampfanzüge kamen nicht in Frage. Die Aggregate erzeugten Wärmeemissionen und Streustrahlungen. Vor allem erstere ließen sich mit jedem billigen Infrarotmesser feststellen.
    Yala schloß die Augen. Nicht vollständig, aber so, daß sie ihren Vordermann sah, die Umgebung jedoch nicht wahrnahm. Sie lauschte in sich hinein und versuchte, Gedanken aus dem großen Gebäude zu empfangen.
    Der Auftrag des Einsatzteams lautete, so schnell wie möglich einen Hinweis auf Reginald Bull und seine Delegation zu erhalten. Gelang es ihnen, diese aufzuspüren und in das Versteck zu bringen, war schon viel gewonnen.
    Enttäuscht ließ die junge Frau von ihrem Vorhaben ab. Es mangelte ihr an Konzentration. Sie war zu aufgeregt.
    Und da war dieses unterschwellig vorhandene Gefühl einer permanenten Bedrohung, das sie in sich spürte.
    Ach was! versuchte sie sich zu beruhigen. Goa macht mich schon ganz verrückt. Hier ist nichts, was uns gefährlich werden könnte.
    Khan ließ die Gruppe halten und schickte zwei Späher voraus. Sie untersuchten alle Abzweigungen auf den nächsten fünfzig Metern, bis sie den richtigen Weg gefunden hatten.
    Yala prägte sich alles ein. Die Zahl der Blindgänge nahm ab. Das ganze System folgte einer mathematischen Reihe, die irgendwo voraus am Eingang begann. Erst folgte ein Blindgang auf eine richtige Abzweigung, dann zwei, dann drei, vier und so weiter. Je tiefer man in das Labyrinth vordrang, desto größer wurde ihre Zahl.
    Wer von dieser Regel wußte, konnte sich nicht verirren.
    Erste Fremdgeräusche drangen an ihre Ohren. Es waren schrille Schreie, manchmal unterbrochen von einem häßlichen Kreischen und dem Plätschern von Wasser.

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