2002 - Einsatz für Bully
Ertrinkender mit den Armen.
Einer der Topsider im Knäuel stieß kurze, abgehackte Laute aus. Er hatte etwas gemerkt. Mit aller Kraft versuchte er, sich aus der Umarmung der Artgenossen zu lösen, aber sie ließen es nicht zu. Ihr Knäuel verwandelte sich in ein über den nassen Boden rollendes Rad. Es schlitterte unaufhaltsam zum übernächsten Becken und schlug mit einer Gischtfontäne in das Wasser.
Yala wunderte sich, daß Gucky nicht telekinetisch eingriff. Viel zu spät fielen ihr Khans Warnungen vor den Para-Fallen der Arkoniden ein, mit denen sie rechnen mußten. Wenn auch nur eine einzige von ihnen zuschnappte, waren die Invasoren gewarnt.
Eisiger Schrecken durchzuckte sie. Sie war mit ihrem Versuch, die Gedanken der Bewohner des Palasts zu lesen, vermutlich nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschlittert.
Die Telepathin kniete sich an den Beckenrand und streckte Goa die Arme entgegen. Er strampelte wild und rutschte immer wieder ab. Die nächsten Topsider waren keine zwei Meter von ihm entfernt. Sie wandten ihm den Rücken zu und verfolgten das Schauspiel mit dem Körper-Rad. Andernfalls hätten sie sich wohl ziemlich über das wogende und plätschernde Wasser in ihrem Becken gewundert.
Eine Gestalt tauchte neben Yala Reyes auf. Cistolo Khan!
Gemeinsam zogen sie den Suggestor an Land und schleppten ihn davon. Zefferphaun strampelte weiter und riß sich los. Er hetzte davon, geradewegs auf einen der Vorhänge zu.
Nein! schrien Yalas Gedanken. Was immer die Arkoniden hinter den Vorhängen trieben, sie durften nichts von der Anwesenheit Unsichtbarer erfahren.
Auf der anderen Seite des Beckens tauchte ein Topsider auf. Sein Blick war auf den Boden gerichtet.
Dort zeichneten sich Spuren von Goas Stiefeln im Wasser ab. Sie hielten sich nicht lange, vielleicht zwei, drei Sekunden. Aber sie bewegten sich vorwärts. Das Echsenwesen folgte ihnen zum Vorhang.
Khan hielt plötzlich an, als sei er gegen eine Wand gelaufen. Er ballte die Fäuste und schlug sie gegeneinander. Yala entdeckte etwas wie Verzweiflung in seinem Gesicht.
Zefferphaun klammerte sich wie ein Ertrinkender an den Vorhang und riß ihn herunter. Die Arkoniden dahinter saßen beim Garrabo, einem Strategiespiel, dem terranischen Schach vergleichbar. Es waren Arbtanen, einfache Raumsoldaten, unter dem Kommando eines Unteroffiziers. Ohne Ausnahme trugen sie in ihren Haaren die hauchdünnen Gespinste der PsIso-Netze. Eines deutlicheren Beweises, daß sie mit einem Angriff von Mutanten rechneten, bedurfte es wirklich nicht.
Sie sprangen auf, nahmen die Waffen hoch und entdeckten den einzelnen Topsider, der soeben den Vorhang an sich zog.
Mit mehreren Schüssen streckten sie ihn nieder. Anschließend schwärmten sie aus und umringten die Wasserbecken.
„Hinterhältiges Volk!" rief der Kommandeur auf interkosmo. „Das war ein Angriff! Ist das der Dank dafür, daß wir wie Brüder zu euch sind?"
Er gab wahllos mehrere Schüsse in die Becken ab. Tödliche Stille trat ein. Yala half Khan, Goa Zefferphaun davonzuzerren. Sie bogen ihm die Arme auf den Rücken und bugsierten ihn zum Ausgang.
Die Schwingtür stand offen. Draußen warteten die übrigen Mitglieder des Einsatzkommandos.
Das war gerade noch mal gutgegangen.
Unter dem Blick, den Khan ihr und ihrem Partner zuwarf, schlug Yala die Augen nieder.
„Ich habe Wasser im Anzug", sagte Goa leise. Niemand reagierte.
Drinnen in der Halle entstand Lärm. Die Arkoniden trieben die Topsider aus den Becken zum Ausgang.
Für das Einsatzkommando war es höchste Zeit zu verschwinden.
*
Er hatte es geahnt, eigentlich sogar gewußt. Es mußte schiefgehen. Es war der erste TLD-Einsatz mit jungen Monochrom-Mutanten. Sie hatten sich zuvor nirgends beweisen können und besaßen keinerlei Erfahrung.
Schon allein aus diesem Grund und wegen der meist allen Mutanten eigenen psychischen Labilität hatte es zwangsläufig zur Katastrophe kommen müssen. Zefferphaun hatte völlig die Nerven verloren.
Es war zu riskant, die Jungmutanten in einen Einsatz der Sicherheitsstufe Eins zu schicken. Das Argument, daß der TLD keine andere Wahl hatte, besaß zwar noch immer Gewicht, aber wer konnte schon sagen, was in den nächsten Stunden alles auf sie zukam.
Cistolo blickte in die Runde. Wie Sardinen standen sie in der engen Kammer und warteten darauf, daß die Arkoniden draußen endlich verschwanden.
„Damit das ein für allemal klar ist", flüsterte er. „Wir sind hier bei jedem Schritt in
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