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2003 - Blockadegeschwader

Titel: 2003 - Blockadegeschwader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seines Zellaktivators belastete und ihn fast umbrachte, konnte allerdings die Biokomponenten der Chipteilchen abtöten.
    In einem zweiten Schritt folgte dann, während Mike in einem Regenerationstank schwebte, die mühsame Beseitigung der verbliebenen Reste. Hierzu war es notwendig gewesen, neuartige Antikörper aus künstlichen und körpereigenen Bestandteilen so zu erschaffen und zu programmieren, daß sie die Mikromaschinen als körperfremd erkannten und diese im Zuge der normalen Stoffwechselprozesse schließlich ausgeschieden wurden.
    Was sich so einfach anhörte, durchzuckte es Perry Rhodan, wurde zu einer qualvollen, nicht enden wollenden Prozedur!
    Fast sieben Jahre hatte sein Sohn im Regenerationstank verbringen müssen, bis sichergestellt war, daß sämtliche Chip-Reste wirklich komplett beseitigt waren. Unerträglich lange Jahre im künstlich aufrechterhaltenen Koma, denn mit der Beseitigung der Mikromaschinen alleine war es nicht getan gewesen. Die Behandlung zuvor hatte derart tiefgreifende zelluläre beziehungsweise genetische Schäden zur Folge gehabt, daß sogar der Zellaktivator allein sie nicht beseitigen konnte. Ohne die medizinische Versorgung, die mehrfache Organtransplantationen mit Nachzüchtungen aus eigenem Gewebe notwendig gemacht hatte, wäre Mike längst gestorben.
    Genaugenommen hatte sein Körper nahezu komplett „rekonstruiert" werden müssen, bis der in der Schulter implantierte Zellaktivator den Rest erledigte.
    Sooft es sein Amt als Resident zuließ, hatte Perry Mike besucht, vor allem, als die eigentliche Reha-Phase begann. Zwar nicht mehr vom Chip beeinflußt und körperlich zunehmend wiederhergestellt, bestand das psychische Trauma fort: Zweihundert Jahre hatte Mike als „Torric" gelebt, war zu einem eiskalten Tyrannen geworden, der ohne Skrupel über Leichen ging. Er hatte Hunderte und Tausende in den Tod geschickt, nur um das von Shabazza programmierte Ziel, die Erweckung und Befreiung Jii'Nevevers, zu erreichen.
    Perry war dabeigewesen, als Mike erstmals wieder zu sich kam. Noch nie hatte er einen derart entsetzten Blick gesehen, ein furchterregendes, sich selbst hassendes, vor Ekel geschütteltes Stieren, das schließlich in einen gellenden, scheinbar nicht abbrechenden Schrei überging. Am grauen, plötzlich uralt wirkenden Gesicht seines Sohnes hatte Perry erkannt, daß Mike fast an der Last zu zerbrechen drohte, daß sich sein Verstand umnachtete, daß ihn Wahnsinn packte...
    Ich nahm ihn in die Arme und wiegte ihn wie ein kleines Kind, dachte er und schüttelte sich. Sein fiebriger Blick schien nichts und niemanden mehr wahrzunehmen; er lallte, Speichel tropfte aus seinem Mund. Er zog sich in sich selbst zurück, war nicht ansprechbar, mußte wie ein Baby versorgt und gefüttert werden...
    Monate vergingen, bis Mike langsam sein psychisches Schneckenhaus ein wenig verließ. Die behandelnden Ärzte stuften ihn als hochgradig suizidgefährdet ein; mehrmals versuchte er später in der Tat, sich selbst umzubringen - jedesmal wurde er gerettet, vom aufmerksamen Pflegepersonal oder der Wirkung seines Zellaktivators. Hunderte Therapiesitzungen schlossen sich an, die Heilung machte kaum Fortschritte.
    Sieben Jahre hatte es gedauert, um den Körper wiederherzustellen - wie lange es jedoch beanspruchen würde, die Psyche zu stabilisieren, wagte niemand einzuschätzen. Und ob er jemals wieder ganz der alte werden konnte, stand völlig in den Sternen.
    Für Jahre war Mike kaum mehr als ein Wrack, von Selbstvorwürfen und Schuldkomplexen zerfressen, unfähig, mit den Bildern und Erinnerungen fertig zu werden, die ihn Tag und Nacht plagten. Mehrfach mußten lange Heilschlafphasen eingeschoben werden, gefolgt von weiteren Einzel- und Gruppentherapien.
    Nach Ansicht der Mediziner hat ihn mein Anblick beim ersten Erwachen vermutlich mehr entsetzt als alles andere - es half zwar, die Torric-Persönlichkeit vollständig abzuschütteln, und war in diesem Sinne hilfreich, aber im zweiten Schritt wurde ihm die Verantwortung für seine Handlungen um so mehr bewußt. Und das hat ihn förmlich zerschmettert. Oh, Mike!
    Nie hatte er es in den Folgejahren fertiggebracht, in Perrys Augen zu sehen. Stets schweifte sein unsteter Blick umher, nestelten die Finger nervös an der Kleidung. In den letzten beiden Jahren hatte sich Mike zunehmend abgekapselt, wurde einsilbiger, reagierte ungehalten auf Perrys Besuche. Einmal sagte er, zitternd, in Tränen aufgelöst, einem Nervenzusammenbruch nahe: „Der

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