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2009 - komplett

2009 - komplett

Titel: 2009 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3 Romane
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sie nicht dasselbe fühlen? Die Vernunft ließ ihn schweigen und unterdrückte den Drang, sie für sich zu beanspruchen. Denn selbst wenn sie antworten würde, dass sie ihn über alles liebte, was dann?
    Ein erwartungsvolles Gemurmel erhob sich in der Menge, die sich um die nahe am Feuer aufgebaute Krippe versammelt hatte. Ian war stolz auf die Figuren aus Eichenholz, die er selbst geschnitzt hatte. Er fand, dass es ein angemessenes Geschenk für einen Paten an seinen jungen Schützling war.
    Für Kits erste Weihnachten hatte er zwei Monate an der Heiligen Maria und dem Kind gearbeitet. Seitdem hatte er jedes Jahr der fast lebensgroßen Gruppe eine Figur hinzugefügt. Erst letzte Woche hatte er den dritten König mit Wachs eingerieben, damit er seinen Glanz erhielt, und den massigen Melchior hatte er an den Sattel seines neuen Kriegspferdes gebunden nach Byelough mitgebracht.
    „Wie schön sie sind“, flüsterte Juliana ehrfürchtig. „Honoria muss sie aus Frankreich mitgebracht haben, als sie heiratete.“
    Ian sagte nichts, denn die Kinder von Byelough standen auf ihren Plätzen vor der nachgestellten Szene, um ihre Gaben zu überbringen. Als die jugendlichen Stimmen sich in dem Lied „Christ war um Mitternacht geboren“ zusammenfanden, lächelte Ian wehmütig über die hohe, klare Süße ihres auswendig gelernten Lateins.
    All das hier würde er schrecklich vermissen. Aber nicht annähernd so sehr wie die Frau, die neben ihm stand und der eine Träne der Ehrfurcht über die weiche Wange rollte. In diesem Moment sah sie zu ihm auf. Langsam hob er die Hand an ihr Gesicht und fing den kleinen Tropfen mit dem Daumen auf.
    Die Erkenntnis, die ihn in diesem Augenblick traf, ging über das körperliche Verlangen hinaus. Ian kannte jetzt die Liebe, die reine und beständige Liebe. Die immerwährende Liebe. Verdammt dazu, unerfüllt zu bleiben.
    Der feierliche Moment endete mit einem gesungenen Amen .
    Ian räusperte sich, trat zurück und richtete seinen Blick wieder auf die Kleinen, die sich um die Krippe versammelt hatten. Als die Kinder von Lord und Lady Byelough würden Adam und Kit als Erste der Jungfrau ihre Gaben darbringen, um den anderen so ein Beispiel zu geben. Später würden dann die Geschenke im Namen des Jesuskindes an jene verteilt, denen es weniger gut ging als den Spendern.
    Honoria trug den zappelnden Adam nach vorne und half ihm, eine Goldmünze vor die Statue zu legen. Sie zündete an seiner Stelle eine der Kerzen an, die zu diesem Zweck dort aufgestellt waren. „Heilige Mutter, im Namen meines Sohnes flehe ich zu dir, schenke unseren Leuten im kommenden Jahr gute Gesundheit. Wir danken dir demütig für deine große Gnade. Amen.“
    Als sie beiseitetrat, kam Kit. Sie presste ein kleines Lederbuch an ihre Brust. Bevor sie es in ihrer kleinen, rundlichen rosa Hand hochhielt, drehte sie sich noch schnell um und lächelte in Ians Richtung.
    Er erkannte den Gegenstand augenblicklich und fühlte sich durch ihre Wahl geehrt.
    Sie und Honoria hatten die kleinen Zeichnungen, die er ihr bei jedem Besuch mitgebracht hatte, in eine Hülle gebunden. Er hoffte nur, dass derjenige, der sie erhalten würde, genauso viel Freude an ihnen haben würde wie er selbst, als er sie zeichnete und Kits Geschichten hörte, die sie für jede der kleinen gemalten Figuren erfand. Er nickte zustimmend.
    Sie kniete nieder und legte das Buch vor die Statue. Sorgsam nahm Kit den Anzünder von ihrer Mutter entgegen und hielt ihn an den Docht einer Kerze. Mit gefalteten Händen und gebeugtem Köpfchen begann sie mit klingender Stimme ihre Bitte.
    „Gesegnete Mutter, schöner Engel, höre mein Flehen. Ich flehe nicht um Frieden, denn dafür sorgt schon mein Vater.“
    Etliche Leute, einschließlich Alan, ließen ein unterdrücktes Lachen hören, während das Kind fortfuhr. „Auch nicht um Reichtum, denn damit hast du uns schon gesegnet.“
    Allgemeines Nicken und leises Murmeln begrüßte diese Feststellung.
    „Ich wünsche etwas für Onkel Ian“, verkündete sie. „Es ist kalt, und er braucht eine Frau, die ihm das Bett wärmt. Tante Jules kann das auch auf Dunniegray tun, wenn du dafür sorgst, dass sie ihm gehört. Ich danke dir von ganzem Herzen. Amen.“
    Nach einem allgemeinen Luftschnappen erfüllte tiefe Stille die Halle.
    Ian starrte Alan und dann Honoria an. Gab es denn keine Geheimnisse auf Byelough?
    Wusste denn jede Seele hier auf der Burg, dass Juliana an Michaelis in sein Bett gekommen war? Ihm das Bett wärmen

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