2009 - komplett
, also wirklich!
Ian war zornig und wollte es nicht glauben. Er packte Juliana bei der Hand und zog sie hinter sich her, während er auf die Tür zusteuerte.
Erst als sie beide draußen allein auf den Stufen waren, wagte Ian, stehen zu bleiben und sie anzusehen. Ein schöner Weihnachtstag ist das, wo Dinge eine so beklagenswerte Wende nehmen, dachte er finster. Künftig würde Julianas guter Name beschmutzt sein.
Sie starrte ihn mit großen Augen an und biss sich auf die Lippen.
„Du wirst ihre Verachtung nicht lange ertragen müssen“,versicherte er ihr grob.
„Sobald der Schnee schmilzt, werde ich dich in das Kloster deiner Wahl bringen.“
„Was meinst du mit Kloster ?“, fragte sie.
„Du hast mir doch erzählt, dass du gerne in ein Kloster eintreten möchtest, dass sie dich ohne Mitgift aber nicht aufnehmen würden.“ Er griff in seine Tunika, zog die lederne Börse mit den Münzen hervor und drückte sie ihr in die Hand. „Hier ist mein Geschenk für dich. Jetzt werden sie dich willkommen heißen und das auch noch freudig. Selbst ein reicher Orden wird das hier nicht ablehnen.“
„Du bist von Sinnen!“, erklärte sie. „Ich kann den Schleier nicht nehmen.“
„Solange du für deinen Lebensunterhalt zahlst, wird es sie nicht interessieren, ob du Jungfrau bist oder nicht.“
„Ich glaube, es wird sie sehr interessieren“, widersprach sie, und ihre Stimme wurde laut vor Zorn.
Ian warf verärgert die Hände in die Luft. „Warum widersprichst du, wo ich dir doch nur deinen Herzenswunsch erfüllen will?“
Ihr blieb der Mund offen stehen. Als sie sich von ihrer Verblüffung erholt hatte, boxte sie ihm wütend mit der Faust gegen die Brust. „Du Narr! Wie kannst du glauben, mich in ein Kloster einkaufen zu können, wenn ich im dritten Monat mit deinem Kind schwanger bin?“
Ian stieß die Luft aus. „Heilige Mutter Gottes! Ein Kind?“
Juliana straffte sich und wandte sich von ihm ab. „Ich denke nicht, dass wir sie für diese Verwicklungen verantwortlich machen können“, meinte sie mit einer Stimme, die vor Selbstironie triefte. „Kits Bitte, dass Unsere Liebe Frau eingreifen möge, kam ein wenig zu spät, um ihr irgendeinen Anteil an dieser Sache zuzugestehen. Das habe ich allein fertiggebracht. Und du.“
Ohne auf den Schnee zu achten, setzte Ian sich fassungslos auf die Stufen und stützte den Kopf in die Hand.
„Meiner Treu, ein Kind!“, flüsterte er ungläubig.
6. KAPITEL
Ungeduldig wartete Juliana, bis Ian sich wieder erholt hatte. Es musste ein Schock für ihn sein. Eigentlich hatte sie ihm die Neuigkeit nicht auf diese Weise mitteilen wollen, oder so früh. Die zornigen Worte waren ihr einfach so herausgerutscht. Jetzt bereute sie sie schmerzlich.
Auf jeden Fall würde er sie jetzt heiraten; dafür würde Alan schon sorgen. Ob er es freiwillig getan hätte, blieb jedoch dahingestellt. Also ist es kein Grund zum Feiern, dachte sie. Ian hatte beschlossen, dass sie in ein Kloster gehörte. Nun, die Antwort auf ihre Frage, ob er sie noch wollte, hatte sie gefunden.
Ian würde ihr schließlich ihre schamlose Tat vergeben, die ein Kind und eine erzwungene Hochzeit zur Folge hatte. Immerhin war er auch nicht ganz unschuldig an dem Ganzen, und Juliana wusste, dass er fair genug war, das einzugestehen. Sie beschloss, dass sie ihm jetzt auch noch den Rest ihrer Neuigkeiten erzählen konnte.
Das mochte es Ian wenigstens etwas leichter machen, die bittere Medizin des Ehestands zu schlucken.
Sie schlang die dünn bekleideten Arme um sich und trat von einem Fuß auf den anderen. „Alan hat versprochen, mich mit einer Mitgift auszustatten“, erklärte sie und rieb sich die kalten Arme.
Dabei bemerkte sie, dass die Schnüre der schweren Börse, die Ian ihr gegeben hatte, sich um ihre Finger gewickelt hatten. Juliana schleuderte das entsetzliche Ding auf die Stufen neben Ian. Für sie war es das Symbol seines Versuchs, sie loszuwerden.
„Du kannst das genauso gut wieder wegstecken. Ich werde es nicht benutzen.“
Ian hob den Beutel Münzen hoch, stand auf und wischte sich den Schnee von den Kleidern. „Diese Münzen waren mein Geschenk an dich, Juliana. Du hast von dem Kloster gesprochen, als würdest du gerne ...“
„In einem Kloster leben? Wohl kaum! Das war nur ein schlechter Scherz, den ich über mich gemacht habe. Kannst du dir wirklich vorstellen, dass ich als Nonne lebe?“
Sie konnte ein bitteres Lachen nicht unterdrücken. „Und da wir gerade von Geschenken
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