2010 - Morkheros Prophet
einzudringen.
Das war alles, was Kellmi wollte, in diese Grotte eintauchen und dann vergehen.
Die Civa registrierte seine Bereitschaft, mit ihr im Tode zu verschmelzen, mit ihren Instinkten, und sie öffnete sich vollends für ihn.
Da schleuderte Kellmi die Wurfaxt mit voller Wucht ins Zentrum des Blütenkelches. Etwas platzte, und eine klebrige Flüssigkeit quoll heraus. Die Verzauberung fiel von Kellmi ab, die Civa war für ihn nun wieder nichts als eine gefährliche Fleischfresserin. „Eindringen will ich in dich!" schrie Kellmi in wilder Wut. „Aber mit meinem Speer!"
Er hatte den Speer längst aus dem Rückenschaft gezogen und stieß damit immer wieder in die Wunde der Civa, die die Axt geschlagen hatte. Die Blätter des Kelches verloren ihre leuchtende Farbe und auch ihre Lebenskraft. Sie fielen wie welk in sich zusammen, und auch der Würgegriff der Schlingarme lockerte sich.
Kellmi konnte sich nach einigem Kampf daraus befreien und suchte schleunigst das Weite. Denn der Todesduft der Civa würde andere Nachträuber und Aasfresser anlocken. Seine Axt mußte er bei seiner überstürzten Flucht im Herzen der Civa zurücklassen.
Kellmi kam nun bereits in sumpfigeres Gelände. Von ferne drangen Geräusche zu ihm, die nicht zur Nacht gehörten, und über den Bäumen hatte sich der Himmel rötlich verfärbt.
Das Nesselgift der Civa war immer noch in seinem Körper. Es war ihm zu Kopf gestiegen und gaukelte ihm seltsame Bilder vor, die ihn erregten und zugleich erschreckten. Er mußte sich immer wieder vorsagen, daß lange noch nicht Shruum war. Alles andere als das!
Die Geräusche, die nicht zur Nacht gehörten, wurden lauter. Aus dem undefinierbaren Einerlei drangen deutlich zu unterscheidende Schreie von Tieren hindurch. Dazwischen Kampfgeräusche, und über allem lag ein an- und abschwellendes Pfeifen und ein Brodeln, als sei irgend etwas am Kochen.
Was für eine unheimliche Geräuschkulisse! Auch das flackernde Leuchten wurde stärker.
Doch die Furcht vor dem Unbekannten klärte immerhin Kellmis Sinne. Die Trugbilder aus seinem Kopf waren verschwunden, er konnte die Wirklichkeit wieder deutlich sehen.
Und er erkannte die tödliche Falle. Das ferne Leuchten warf einen unwirklich fahlen Schein auf seine Umgebung, der alles auf eine nicht zu beschreibende Art verfremdete. Aber manches enthüllte er auch. Vor Kellmi erstreckte sich eine Lichtung mit sumpfigem Boden, aus der sich schlammige Inseln mit den morschen Stümpfen abgestorbener Stauden erhoben, Doch das unwirkliche Licht enthüllte, daß es sich nicht um tote Pflanzenstümpfe handelte, die da aus den Schlamminseln ragten, sondern um flinke Zither, die reglos verharrten.
Wenn du genau hinsiehst, kannst du ihre kleinen gierigen Augen funkeln sehen.
Kellmi wich dieser Gefahr in großem Bogen aus. Das war sein Glück, denn nun brach die wilde Horde über diesen Landstrich herein. Aus Richtung Morrwo-Morrwo kamen zuerst ein paar vereinzelte Tiere herangeprescht. Aber das Beben des Bodens kündigte eine weit größere Herde an, Und dann tauchte die gemischte Horde auch schon auf und walzte alles nieder, was ihr unter die stampfenden Beine kam., Die lauernden Zither waren nicht flink genug, diesem Ereignis zu entkommen, das mit elementarer Wucht über sie hinwegfegte.
Es handelte sich um Sumpfbewohner aller erdenklichen Gattungen, die in wilder Panik Morrwo-Morrwo entflohen. Und mitten unter ihnen Tiver, die mit leidenschaftlicher Freßlust in der Herde der Sumpfbewohner wüteten. Aber die Tiver kamen gar nicht zum Fressen. Sie rissen die Tiere einfach wahllos, die in wilder Flucht vor ihnen davonstoben.
Kellmi konnte sich glücklich schätzen, daß er vor den Zithern in unwegsameres Gelände ausgewichen war, denn so ging die Stampede der Sumpfbewohner an ihm vorbei. Er erreichte unbeschadet die Sumpflandschaft von Morrwo-Morrwo. Dort sah er nun den herabgefallenen Stern und was er alles angerichtet hatte.
Der Sumpf kochte, und alles, was sich nicht rechtzeitig aus der brodelnden Brühe in Sicherheit bringen konnte, wurde gesotten. Eine wirbelnde Dampfwolke lag über der feuchten Oberfläche und verbreitete einen rötlichen Schein. Kellmi sah Wasserfontänen aufspritzen und wieder in sich zusammenfallen. Schlamm wurde hochgewirbelt und spritzte nach allen Seiten.
Aus dem nebeligen Rot schälten sich vier riesige Körper. Es waren Parlefanten, die größten Tiere, die Yuna je hervorgebracht hatte. Sie schleppten ihre mächtigen Körper träge
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