2010 - Morkheros Prophet
daran gewöhnen. Und die Kraft der Trose wird dich stärken wie uns auch."
Tags darauf mußten sie tiefer gelegenes Gelände aufsuchen und einen Dschungelstreifen durchqueren. Kellmi merkte es an seinem wie befreiten Geist, daß es hier weit und breit keine Trosen gab. Aber seine Erleichterung währte nur kurz, denn da tauchte plötzlich ein Tiver auf, der sich aus irgendwelchen Gründen in die Hochebene verirrt hatte, Der Tiver kam blitzschnell zwischen den Bäumen hervorgehuscht und verstellt den Nomaden den Weg, erhob sich auf seine Hinterbeine und bäumte sich zu dreifacher Kraverkerlänge auf.
Für einen Moment. waren die Tarimaru-Nomaden wie versteinert, starr und sprachlos vor Schreck.
Der Tiver, der es liebte, bewegte Beute zu jagen, fauchte sie an, um sie loszuscheuchen.
Gleichzeitig schickte er ihnen unsichtbare Wellen einer Kraft entgegen, die ihren Widerstand brechen sollte. Die Beute sollte aufgeschreckt werden und kopflos umherirren, ohne sich wirklich zur Wehr setzen zu können.
Kellmi kannte das, er hatte die Macht des Tivers schon mehrfach zu spüren bekommen. Und er spürte auch jetzt, wie sie nach ihm griff und ihn antrieb, sich sinnlos im Kreise zu bewegen. Es war so ähnlich wie der Tanz, in den ihn die Trose getrieben hatte. Nur daß der Tanz diesmal mit dem Tode enden würde.
Aber die Nomaden ließen sich vom Tiver weder einschüchtern noch aufscheuchen. Sie blieben von ihm völlig unbeeinflußt. Auf Mesophs Kommando schwärmten sie auseinander, um den Tiver zu umzingeln.
Kellmi irrte als einziger hilflos umher. Als der Tiver sich auf ihn stürzen wollte, gab Mesoph das Zeichen zum Angriff. Gleich darauf wurden aus mehreren Rüsselpaaren gleichzeitig Geschosse gegen den Tiver geschleudert, Wurfsteine und Äxte.
Einige Steine bohrten sich mit den Spitzen in den Körper des Tivers, andere prallten wirkungslos ab. Zwei Äxte bohrten sich in die Brust des Untieres und ließen es zusammensinken. Der Tiver schnellte seinen langgestreckten Körper vor Wut und Schmerz vom Boden hoch, peitschte mit ihm förmlich durch die Luft. Als er wieder auf die Beine kam, regnete es neuerlich Wurfsteine auf ihn.
Einer der spitzen Steine bohrte sich dem Tiver in die Stirn, aber er war nicht von solchem Kaliber, daß er ihn hätte fällen können.
Der Tiver wandte sich hierhin und dorthin, um einen seiner Widersacher zu fassen zu kriegen. Aber jedesmal, wenn er sich einem Ziel zuwandte, lenkte ein anderer Nomade die Aufmerksamkeit auf sich. Das verwirrte den Tiver, denn er war es nicht gewohnt, daß ihm seine angepeilte Beute Widerstand auf diese Weise entgegenbrachte.
Nun, da des Tivers Kräfte nachließen, gewann Kellmi seine Sinne wieder zurück. Der Tiver wandte ihm die Seite zu. Kellmi legte einen Pfeil in die Schleuder ein und schoß ihn dem Tiver in die Weichteile. Als das Untier sich darauf hin Kellmi zuwandte, schoß er einen zweiten Pfeil ab und traf eines seiner Augen. Im selben Moment wurde der Tiver von Mesophs Wurfaxt mit solcher Wucht am Schädel getroffen, daß sie seine Stirn spaltete.
Das fällte das Untier. Als es strampelnd und sich verzweifelt windend auf dem Rücken lag, sprang ihm Kellmi auf die Brust und stach so lange mit dem Speer auf es ein, bis es sich nicht mehr rührte, Danach kehrte eine unheimliche Stille auf den Kampfplatz ein. Kellmi betrachtete die Nomaden auf einmal mit ganz anderen Augen, seine Hochachtung vor ihnen stieg. „Wie kommt es, daß ihr euch der tödlichen Ausstrahlung des Tivers widersetzen konntet?" wunderte er sich. „Der Umgang mit der Trose hat uns gegen solche Kräfte gefeit", antwortete Mesoph schlicht. „Aber jetzt laßt uns die Beute zerteilen und die Kravve füttern. Vom Rest nehmen wir mit, was wir verwerten können, bevor es zu Aas wird."
„Warum machen wir nicht für ein paar Tage hier Rast und feiern diesen ungewöhnlichen Sieg ausgiebig?"
„Weil wir in Eile sind. Wir dürfen nicht zu spät zum Paarungsritual kommen. Aber du kannst deiner eigenen Wege gehen, Kellmi. Wir würden dir ausreichend Nährsud mitgeben, damit er bis Olmo Hirkulum reicht."
Kellmi wollte aus verschiedenen Gründen noch bei den Nomaden bleiben. Er verspürte im Moment kein Heimweh nach Olmo Hirkulum. Das ungebundene Leben der Nomaden behagte ihm. Und es gab einen entscheidenden Grund, warum ihm bislang nicht nach Abschied war: Er wollte auch von der Trose lernen, sich kraft seines Geistes der Magie eines Tivers zu widersetzen.
Kellmi setzte sich immer wieder neue
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