2010 - Morkheros Prophet
Ziele, nach deren Erreichen er sich von Mesoph und seinen Jägern verabschieden wollte. Zuerst war es die „Versöhnung mit der Trose", wie Mesoph es nannte.
Dieser Prozeß dauerte viele Tage, und ihre Gruppe drang in dieser Zeit tief nach Süden vor, wo die Trose bis in die Täler wuchs und fast die Größe von Bäumen erreichte.
Und hier war es, als Kellmi eines Tages feststellte, daß sein Alpdrücken endgültig vorbei war und er die Ausstrahlung der Trose auf einmal förmlich genoß. Es wäre ein günstiger Zeitpunkt gewesen, nach Olmo Hirkulum zurückzukehren. Aber da der Sammelplatz, an dem sich die Tarimaru-Nomaden zum Zeugungsritual treffen wollten, nicht mehr weit war, entschied sich Kellmi, Mesophs Gruppe noch so weit zu begleiten. Dann war ohnehin Endstation für ihn, denn ein Shruum der Nomaden war nicht seines.
Sie erreichten nach vielen weiteren Tagen den Ritualplatz von Khaum-Kaun. Es war ein wunderschöner Ort, den die Trosen prägten. Hier zeigte sich diese Pflanze in ihrer wahren Pracht, die sie im hohen Norden nicht annähernd erreichte. Sie entwickelte prächtige Blüten, die einen so betörenden Duft verbreiteten, daß Kellmi am liebten durchgetanzt hätte.
Aber er besann sich, daß dies eine Kultstätte der Tarimaru-Nomaden war, und erinnerte sich seines Vorsatzes. Er suchte Mesoph auf, um sich von ihm endgültig zu verabschieden.
Doch der greise Jagdführer sagte: „Warum bleibst du nicht und beteiligst dich an unserem Fest?
Mirkakva ist inzwischen längst auch zu deiner Kravve geworden. Sie hat dich wie einen von uns gesäugt und dich liebgewonnen."
Das bestätigte der Kravventreiber Ebasa. Und der fügte hinzu: „Außerdem könnten wir frisches Blut brauchen. Du würdest für eine prächtige Nachkommenschaft sorgen."
„Und wenn ich versage?"
„Dann kannst du dich immer noch heimlich, still und leise davonmachen", sagte Mesoph in einem Ton, als schließe er eine solche Möglichkeit sowieso völlig aus.
Kellmi verspürte zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Gefühle, und das war der Grund, warum er seine Bedenken äußerte. Nach wie vor fühlte er sich unter den Nomaden als Fremdkörper, so freundlich sie ihn auch in ihre Reihen auf genommen hatten, Er sah dem Zeitpunkt einer möglichen Vereinigung mit Mirkakva mit Bangen entgegen. Seine Angst davor stieg von Tag zu Tag, je mehr Nomadengruppen eintrafen, anstatt daß er sie abbauen konnte. Darunter litt auch seine Beziehung zur Trose, und ihre Aura verschaffte ihm wieder Alpdrücken Doch alle diese, quälenden Begleiterscheinungen verschwanden an dem Tage wie von selbst, als alle dreiunddreißig Jagdgruppen der Tarimaru-Nomaden am Ritualplatz eingetroffen waren, Es war der Beginn des Festes, bei dem zuerst Fluut zwischen den Kravven ausgetauscht wurde, damit kein Weibchen an Mangel leiden mußte. Dazu tanzten die Nomaden unter dem Einfluß der Trose. Sie wurden dazu angetrieben, Lieder zu singen, die schöner waren als alles, was Kellmi je zuvor in seinem Leben zu hören bekommen hatte.
Er schloß sich wie selbstverständlich dem Reigen der Tanzenden an, obwohl das dem Pochen in seinem Kopf nicht zuträglich sein konnte. Doch je länger der Tanz dauerte, desto freier wurde Kellmi im Geist. Nun stimmte er auch in die Gesänge ein, daß seine Rüssel bebten. Er bewegte sich wie im Rausch.
Die Rhythmen griffen auch auf die Kravven über, und sie bewegten ihre Körper wie nach den Gesängen. Sie fanden zwar keinen Takt, und ihre Tänze waren alles andere als graziös, aber sie trugen insgesamt dazu bei, die Stimmung zu heben und die Kraverker zur Ekstase zu treiben.
Kellmi hatte immer noch keine anderen Gefühle als die Lust an der Bewegung und den Drang, diese Lust voller Inbrunst in die Nacht zu trompeten. Auch als die Kravventreiber das Shruum eröffneten und es die Nomaden zu ihren Weibchen drängte, um von ihren Zitzen den wunderbaren Lebenssaft Fluut zu trinken, vermochte Kellmi nicht wirklich aus sich herauszugehen. Er trug seine Furcht vor dem Versagen im Kopf, und er konnte sich nicht vorstellen, sich dazu zu überwinden und sich mit Mirkakva zu vereinen.
Aber als dann die Reihe an ihn kam und er sich von Mirkakva das Fluut spenden ließ, da war es, als explodiere etwas in ihm und reiße alle Schranken und Hemmungen in ihm nieder. Jetzt erst erfuhr Kellmi, was wahrer Sinnenrausch war. Er verspürte Gefühle in sich hochwallen, die ihm bisher völlig fremd gewesen waren, die ihm aber dennoch so vertraut erschienen, als
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