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2010 - Morkheros Prophet

Titel: 2010 - Morkheros Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kravve so lange voll, bis Gunde ihn schließlich gewaltsam unterband. „Danke, Gonde", sagte Kellmi in wohliger Ermattung. „Du hast mir das Leben gerettet."
    „Dann sind wir quitt", erwiderte Gonde, der plötzlich wieder unnahbar wirkte. „Ich bin dir nichts mehr schuldig. „Aber gewiß", meinte Kellmi irritiert. In Erinnerung an Gondes Worte, die er ihm während des Mahles gesagt hatte, fragte er: „Was hat es mit diesem Gott Morkhero denn auf sich?"
    „Geh nach Olmo Hirkulum und sieh selbst!" sagte Gonde abweisend und trieb die Kravve davon. „Nur noch eines, Gonde", rief Kellmi ihm nach. „Was ist aus dem Feigling Ewoschno geworden?"
    „Er ist nun Hochschamake von Olmo Hirkulum, die längst nicht mehr die Wunderbare ist", antwortete Gonde, ohne sich nach ihm umzusehen.
    Kellmi hatte sich seiner Nomadensachen entledigt, um nicht aufzufallen. So betrat er die Stadt. Er hatte den Dialekt, den man in der Stadt sprach, nicht verlernt, und deshalb ließen ihn die Torposten passieren. Aber er mußte alle seine Waff en abgeben und bekam dafür einen gekennzeichneten Stein, mit dem er seine Ausrüstung beim Verlassen der Stadt auslösen konnte.
    So wachsam sich die Wachen gaben, Kellmi bemerkte, daß es ihnen an irgend etwas mangelte. Sie wirkten abwesend, so als beschäftige sich ihr Denken mit anderen Dingen als ihrer Wachtätigkeit. Ähnliche Anzeichen beobachtete Kellmi auch bei anderen Bewohnern der Stadt, denen er begegnete. Sie wiesen alle gedrückte Stimmung auf, sahen aneinander vorbei oder durch ihn hindurch; keiner zeigte so etwas wie Heiterkeit oder gar Anzeichen von Lebenslust. Sie wandelten mit offenen Augen wie im Schlaf.
    Es war ein sonnenheller Tag, aber die Stadt wirkte so düster, als schwebe eine dunkle Wolke über ihr. Nein, Olmo Hirkulum hatte nicht mehr das Wunderbare vergangener Tage an sich. Die Häuser wirkten ungepflegt, die Bewohner schienen sie dem Verfall preisgegeben zu haben. Die Straßen waren verschmutzt, in den Winkeln häufte sich Unrat.
    Kellmi wanderte eine Weile durch die Straßen, um die Bilder einzufangen, nahm alles in sich auf, ohne selbst von irgend jemand beachtet zu werden.
    Schließlich kam er auf den Platz mit dem Ratshaus im Zentrum der Stadt. Früher war der weite Platz um das große Rundhaus aus Steinholz sauber und gepflegt gewesen. Jetzt lag überall Abfall herum. Kellmi mußte aufpassen, nicht in einen der von Insekten umschwärmten Haufen zu treten, die die Kravven im Gehen verloren.
    Was war mit den Olmonern nur passiert, daß sie ihren Sinn für Reinlichkeit verloren hatten?
    Erinnerten sie sich nicht mehr daran, daß die Götter sie früher mit Krankheiten bestraft hatten, als sie ihre Stadt im Dreck ersticken ließen?
    Und daß Olmo erst zur Hirkulum, zur wunderbaren Stadt, geworden war, als sie allen Schmutz und Kehricht nach außerhalb der Schutzwälle verbannt hatten?
    Während Kellmi unschlüssig und nachdenklich dastand, merkte er, wie sich der Platz allmählich zu beleben begann. Aus allen Richtungen kamen Kraverker herbeigeströmt und strebten dem Ratshaus zu.
    Kellmi wandte sich an einen jungen Kraverker, der müde wie ein alter Mann im Sog der anderen auf das Ratshaus zuhielt. Kellmi sprach ihn an, aber der Bursche reagierte erst auf den dritten Anruf. „Was willst du?" fragte er verdrießlich und wollte weitereilen, aber Kellmi hielt ihn am Rüssel zurück. „Ich war lange weg aus Olmo Hirkulum", sagte Kellmi. „Ich erkenne nun meine Stadt nicht wieder, die mir einst so wunderbar erschien."
    „Das mag schon sein", sagte der junge Olmoner und wollte sich loszerren. „Es hat viele Veränderungen gegeben. Manches, was früher wichtig war, ist nun bedeutungslos geworden."
    „Was hat sich verändert?"
    „Gott Morkhero ist zu uns herabgestiegen und hat uns die Augen für die wahren Werte des Lebens geöffnet." Er entzog sich Kellmis Griff und entschwand in Richtung der Platzmitte.
    Kellmi stellte sich einem Kraverker, der etwa in seinem Alter sein mochte, in den Weg. Er wäre beinahe gegen Kellmi aufgelaufen und beschimpfte ihn deswegen. Aber Kellmi fiel ihm einfach ins Wort. „Warum strebt alles dem Ratshaus zu?" wollte er von ihm wissen. „Das weißt du nicht?" sagte er ungehalten. „Hochschamake Ewoschno hat eine Sitzung einberufen." Mit diesen Worten wich er Kellmi aus und eilte weiter, dem Rundhaus in der Mitte des Platzes zu.
    Auf ihrem Gang zum Ratshaus schienen die Kraverker ihre Umgebung nicht wahrzunehmen. Sie sahen und hörten

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