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2010 - Morkheros Prophet

Titel: 2010 - Morkheros Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht, was um sie vorging. Kellmi wurde etliche Male angerempelt, ohne daß sich einer der früher so höflichen Olmoner dafür entschuldigte.
    Dann hielt ein betagter Kraverker mit bedächtigem Schritt auf ihn zu. Kellmi rührte sich nicht von der Stelle. Erst als der Alte fast gegen ihn stieß, richteten sich dessen Augen auf ihn. Er machte „Oh!" und wollte Kellmi ausweichen. Der Alte erschien Kellmi weniger abwesend als die anderen, darum wollte er ihn zur Rede stellen. „Halt, Altvater!" herrschte er ihn an, und der Angesprochene zuckte zusammen. „Was soll im Ratshaus vor sich gehen, daß alle dorthin streben?"
    „Hochschamake Ewoschno hat im Namen Morkheros eine wichtige Verkündung zu machen", antwortete der Alte eingeschüchtert. „Diese darf niemand versäumen."
    „Weiß man, worum es dabei geht?"
    „Um Fluut, was denn sonst", sagte der Alte mürrisch. „Wann immer Morkhero auftritt, fordert er von uns Untertanen seinen Tribut. Und er will nichts anderes als Fluut."
    „Willst du damit sagen, daß Morkhero persönlich auftreten wird?"
    „So hat es Hochschamake Ewoschno angekündigt", bestätigte der Alte, „Läßt du mich jetzt vorbei?"
    „Ist Ewoschno ein Diener des Gottes Morkhero?."
    „Sind wir das nicht alle?" meinte der Alte und blickte Kellmi mit wachen Augen an. Er schien zu merken, daß auch sein Gegenüber nicht in einem solchen Dämmerzustand war wie alle anderen. Er sagte aber nur: „Wenn du deine Neugier stillen möchtest, solltest du diese Sitzung nicht versäumen."
    Kellmi machte ihm Platz, damit er seinen Weg fortsetzen konnte, und folgte ihm an seiner Seite. „Mir ist aufgefallen, daß du Morkhero nicht als deinen Gott bezeichnet hast", sagte Kellmi im Gehen. „Verehrst du ihn denn nicht?"
    „Wie kann ich jemanden verehren, der mir das Leben stiehlt, indem er mich des Fluuts beraubt!"
    „Fürchtest du Morkhero denn nicht, daß du deine Meinung so offen äußerst?"
    „Alle fürchten ihn, aber sie sind nicht frei. Sie können nicht kundtun, was sie in ihrem Innersten empfinden."
    „Woran, glaubst du, liegt es, Altvater, daß du frei im Denken bist?"
    „Vielleicht am Alten Vielleicht liegt es aber auch daran, daß ich früher viel herumgekommen bin und einiges erlebt habe. Das mag mich geprägt haben." Der Alte machte eine Pause und sah Kellmi forschend an. „Und woran liegt es, daß du nicht Morkhero verfallen bist?"
    „Ich bin neu in Olmo Hirkulum", behauptete Kellmi einigermaßen wahrheitsgetreu. „Gerade erst angekommen. Ich habe keine Ahnung über die Vorgänge der letzten Jahre."
    „Dann mach, daß du schnellstens wieder fortkommst!" warnte ihn der Alte und schlug seine faltigen Rüssel gegen ihn. „Verschwinde, bevor Morkhero sich in deinen Kopf einnistet und seine Gedanken in dich pflanzt!"
    „Ich bin mit ganzem Herzen Olmoner", sagte Kellmi fest. „Ich muß wissen, was in meiner Stadt vor sich geht."
    „Ich habe dich gewarnt", sagte der Alte und wurde von der Menge hinweggeschwemmt.
    Auch Kellmi ließ sich einfach treiben. Am Eingang gab es einen Stau, weil die Kraverker von allen Seiten herandrängten und in das Ratshaus wollten. Aber schließlich gelangte Kellmi ins Innere, Seine Augen gewöhnten sich schnell an das Dämmerlicht, das von den Fackeln an den Wänden und den Öllaternen, die von der Decke hingen, verbreitet wurde. Nur an den Gestank, den Hunderte von dichtgedrängten, ungewaschenen Leibern verursachten, vermochte er sich nicht so rasch gewöhnen.
    Der große runde Saal, dessen hochgewölbtes Dach von vielen steinernen Säulen gestützt wurde, war zum Bersten gefüllt. Immer noch drängten weitere Kraverker herein. Nur an der rückwärtigen Wand wurde ein kleines Halbrund für die Stadtväter freigehalten. Eine steinerne Abgrenzung verhinderte, daß die drängende Menge dorthin kam.
    Es herrschte eine seltsame, unnatürliche Ruhe, eine Stille, die man einer solch gewaltigen Menge durch keinerlei Androhungen hätte aufzwingen können. Nur jene verhaltenen Geräusche waren zu hören, die durch ständige Bewegungen verursacht wurden, aber gesprochen wurde kein Wort.
    Kellmi empfand dieses Verhalten als angespannte Erwartung. Als würden alle Olmoner eines Ereignisses harren, dem ihre ganze Aufmerksamkeit zu gelten hatte.
    Plötzlich erscholl vom Eingang her ein dreimaliges Klopfen, das von mehreren Schlagstöcken herrührte. Die Kraverker wichen zurück, drängten sich geradezu ängstlich noch mehr zusammen, so daß sich vorn Eingang bis zum Sitz

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