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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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fast viertel nach«, sagte er. »Wir machen uns besser auf den Weg.« Er blickte mich wieder an. »Vielleicht reden wir später weiter darüber.«
    »Gern«, sagte ich. Ich wollte etwas hinzufügen, was entweder Wischiwaschi oder dämlich gewesen wäre, doch Marena rettete mich.
    »Nun, Jed, wie auch immer, aber jetzt muss ich ein paar Minuten meine Anwesenheit rechtfertigen«, sagte sie. Jeder hätte gemerkt, dass sie nun über mich abstimmen würden. Sie machte Anstalten, mich zur Tür zu führen.
    »Nicht so eilig«, sagte Lindsay. »Lassen Sie mich Ihnen ein Exemplar von diesem Apparat hier geben. Ich teile die Dinger in letzter Zeit aus wie die Bucheckern, aber ich kann nicht anders. Der Stolz der ersten Vaterschaft.« Er nahm eine kleine schweinslederne Aktentasche von einem kurzen Stapel auf dem Tisch und klappte sie auf. Darin lag ein dezidiertes E-Buch, das er auf dem Bildschirm mit einer Art Schweizer Multiteil signierte, zu dem auch ein Eingabestift gehörte. Er reichte es mir.
    »Oh, toll, danke«, sagte ich. Seine Unterschrift war dunkelblau mit Goldflitter, der ständig hindurchlief wie die Glühbirnen an einem altmodischen Theatervordach. Um die Titelgrafik darunter zu lesen, brauchte ich einen Augenblick:
    T
EA
M
GEIST™:
    UNTERWEISUNG in den GEHEIMNISSEN von MOSE,
JESUS, LOMBARDI und JACKSON
    Die zeitlose Weisheit der Zusammenarbeit, die Dir den »kleinen Vorteil« einbringt
 
– sowohl im beruflichen Wettstreit als auch in Deiner Familie und im spirituellen Leben
    Aus der Hand des international tätigen Unternehmers Lindsay R. Warren
    Mit einer Einführung von Stephen Covey, Ph. D.
    Ich scrollte durch den Text, um zu zeigen, wie interessiert ich war.
WIE DU DIR DIE KRAFT DES SCHMERZES ZUNUTZE MACHST
, lautete eine Kapitelüberschrift. Kleine Werbeanzeigen öffneten sich in den Ecken und priesen die audiovisuellen Versionen des Buches an – Versionen für Kinder, Subliminalversionen, dazu passende Lehrmaterialien, Kurse und Seminare und spirituelle Erholungsurlaube und Firmenfreizeiten, motivierende Poster und Energiearmreifen aus Indium sowie eine große Auswahl an »Anreizen«, wie sie bezeichnet wurden. Glaube für die Gläubigen, dachte ich.
Einfache Antworten für den Neuen Menschen. Mach dir die Kraft der Selbsttäuschung zunutze
 

    »Gott segne Sie«, sagte Lindsay.
    Wir mussten uns wieder alle die Hände zerquetschen, ehe ich gehen konnte. Ich zog mich durch die leeren Konferenzsäle zurück. Verdammt, dachte ich. Die können mich nicht leiden. Ich habe da drin gewirkt wie ein papisongo . Und ich klang wie zwei papisongos . Sie stimmen für Sic. Verdammt, verdammt, verdammt.
    Die SkyBox war leer. Noch immer gurgelte Anne-Maries Stimme irgendwo aus einem Lautsprecher und ließ sich darüber aus, wie die einst (vermutlich) glückliche und fröhliche Stadt Orlando nun von Tod und Verwüstung geprägt sei. »Doch die langfristigen sozialen und wirtschaftlichen Folgen beginnen sich erst abzuzeichnen« , sagte sie. Ich schlenderte ans Fenster. Himmel, das Stadion war monströs. Man konnte zwei SaltLake Cosmodomes hereinsetzen und hätte noch immer Platz für das Taj Mahal und eine Pizza gehabt. Die Drahtseilbahn verlief auf der Null-Yard-Linie; daher erschien das Spielfeld von hier betrachtet völlig symmetrisch, und irgendeine optische Täuschung ließ es aussehen, als neigte sich das gewaltige Oval zu einem herauf. Ich nahm noch einen Schluck Kakao, stellte die Tasse ab und stützte mich mit den Händen auf die Schreibtischplatte, versuchte ruhig zu bleiben.
    ¿Y ahora que? Was nun?
    »Hi«, sagte Marena hinter mir. Und noch ehe ich mich umdrehte, merkte ich es allein ihrem Tonfall an und wusste, ich hatte gewonnen. Ich bin dabei, dachte ich. Ich werde es sehen. Ich bin dort . Ich war der Australopithecus aus »Morgen der Menschheit« in 2001 und schleuderte diesen zarathustrischen Schenkelknochen in die Höhe. Ich war Marie Curie und spähte auf dieses 0,0001 Gramm schwere Staubkorn, das heller war als die Sonne. Ich war der Neue Prometheus. Was für ein Gefühl. Ich drehte mich um. Marena reckte beide Daumen in die Höhe.



(19)
    Das mexikanische Campeche ist eine gelbe Stadt auf Yucatan mit dem Golf auf der falschen Seite. Calle 47 war schmal und heiß, erfüllt von Bushupen und Kanalgeruch. Aus einer entsprechend aussehenden Bodega dröhnte, was man heute Rakjano-Musik nannte – meiner Meinung nach nichts anderes als Ozomatli mit 400 Beats pro Minute. Ich ging hinein und kaufte

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