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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Pobres gewesen war. Ich nahm einen Weg, den ich ein paar Mal geprobt hatte, und stieg achtzehn winzige Zickzackstufen zum zweiten Stock hinauf, von dem ich nur einen langen Gang mit fünf kleinen Türen zu beiden Seiten sehen konnte.
    Grgur lungerte vor Zelle Nr. 4 herum und spielte auf einem Militärlaptop. Er trug ein Polohemd und eine meerschaumgraue Hose von Ralph Lauren, als wäre er der stellvertretende Geschäftsführer einer Kreuzfahrtlinie. Ich winkte. Er nickte mit finsterem Blick. Ich war froh, dass er zu uns gehörte. So eine Stimmungskanone. Zu den diversen Geräten, die sie auf dem Gang ausgebreitet hatten, zählten zwei Dreißig-Zoll-Bildschirme, zwei Kästen, die wie große Lautsprecherboxen aussahen, eine Stahlstange von einem Meter zwanzig mit einem Griff und zwei Apparate auf Dreibeinen, die aussahen wie gewöhnliche tragbare Radarschüsseln, also flache Parabolantennen aus Plexiglas mit ungefähr fünfundsiebzig Zentimetern Durchmesser, davor große zylindrische, schwammverkleidete Kästen, wo das Mikrofon hingehörte. Ich schob mich an Grgur vorbei in das winzige weiße Zimmer. Das kleine Fenster stand offen und ließ Fliegen herein, aber trotzdem roch es in dem Räumchen wie in einer verschimmelten Sauna. Darin standen ein Feldbett unter einem billigen neuen Kruzifix an der Wand, ein EKG -Gerät und ein Infusionsgestell. Panik. Ruhig. Die Kombination aus Feldbett, Infusionsgestell und weißen Wänden löste diese Erinnerung aus, als ich sechs war und in Xacan im Krankenhaus lag … weg damit!
    Im Zimmer saßen Taro und seine Ashley, das heißt, die Ashley, diesie Ashley 2 nannten – Ashley Two und nicht, wie ich zuerst gedacht hatte, Ashley Thieu – um sie von den anderen Ashleys zu unterscheiden, am Boden und betätigten sich an einem Computer, während Marena und Dr. Lisuarte am Bogenfenster standen und sich unterhielten. Hitch, der Kameramann – wir nannten ihn so, weil er ein angehender Regisseur war, der ein wenig wie die hispanische Variante des jungen Alfred Hitchcock aussah –, befestigte ein Mikrofon am Türsturz. Ich bot allen von meinen Snacks an, aber keiner wollte. Ich zog die letzte überlebende Schachtel Shastasc hervor. Das Ding hatte einen eingebauten Selbstkühler – »Está Frigorífica!« stand darauf –, und es hatte noch immer diesen bitteren ultravioletten Nachgeschmack des Kalten Krieges, der Apollo-Ära, den großartigen Geschmack nach einfachen Estern und Aldehyden von damals, ehe die Geschmackschemiker zu clever wurden. Ob man das Zeug in den USA überhaupt noch kaufen konnte? Dr. L sagte, wir müssten anfangen, und mir war jetzt genauso recht wie sonst wann.
    Ich sagte okay.
    Pfui Teufel. Okay. Ruhig. Reiß dich zusammen, um Christi willen. Ich zog die Schuhe aus und setzte mich mit untergeschlagenen Beinen auf das Feldbett. Angeblich befand es sich in der gleichen Orientierung wie das ursprüngliche Strohlager, und das Kruzifix hing an der gleichen Stelle wie damals, als Sor Soledad hier gestorben war. Natürlich war es in gewisser Weise Overkill. Wir brauchten es wirklich nicht unbedingt hier durchzuführen. Der Punkt im realen Raum – was immer das ist –, an dem diese Zelle damals gewesen war, lag Milliarden Kilometer entfernt, also hätte ich theoretisch auch im Stake, in Orlando oder sonst wo bleiben können. Doch das Gefühl der Desorientierung wäre geringer, so hieß es, wenn ich mich jetzt an der gleichen Stelle befände, an der ich damals herauskäme, mit der gleichen Masse an Lehmziegeln und Gips um mich, mit dem gleichen Hof vor dem Fenster, mit den Geräuschen der gleichen Stadt. Allerdings gäbe es damals hier mehr Schafe und Ziegen als Menschen. Und es wäre natürlich die gleiche Tages-, aber nicht die gleiche Jahreszeit.
    »Dir macht es doch nichts aus, wenn ich hier bin?«, fragte Marena.
    »Nein«, antwortete ich, und dass ich auch meiner Mutter beim Hühnerrupfen zugesehen hätte. Marena schien mir aber gar nicht zuzuhören.
    Ein drohendes Summen ertönte, repente , hinter meinem Ohr.Dr. L benutzte nicht mal eine Schere, sie schob einfach ihren Haarschneider durch meine hyacinthischen Locken, als wäre er eine Mähmaschine von McCormick, von denen das Ding wohl auch abstammte.
    »Wie ging es denn mit Padre Cual-es-su-nombre?«, fragte ich.
    »Er hat es uns nicht leicht gemacht«, antwortete Marena. »Wir haben ihm genug Geld angeboten, um diese ganze pissige Stadt zu kaufen, und er wollte es nicht.«
    »Na ja, mit weltlichem Ehrgeiz

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