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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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kommen«, antwortete Marena.
    »Hier Pen-Pen, klingt gut«, sagte ich. Michael und der Kamerakerl sagten auch, dass sie hier seien. Himmel, diese Codenamen. Pendejadas. Diese Leute benahmen sich, als versuchten sie noch immer, Castro kaltzumachen.
    Wir verließen die Nissenhütte und marschierten gut einen Kilometer westwärts Richtung Río Moho. Ana führte, ich ging als Zweiter. Vom Mond war gerade noch genügend zu sehen, dass wir auf Nachtsichtgeräte verzichten konnten. Die abgeernteten Maisstoppelfelder wichen Juniperus ashei . Ich bekam allmählich das gute Gefühl, das einen erfasst, wenn man nachts marschiert, ohne allein zu sein. Selbst wenn die Lage, wie jetzt, ein wenig angespannt ist, hat es etwas Ermutigendes. Der Fußweg verengte sich, bis er nur noch ein Tapirpfad war. Ana blickte mehrmals zu mir zurück. Schließlich blieb sie stehen, drehte sich um, baute sich vor mir auf und näherte ihr Gesicht dem meinen.
    »Mr. DeLanda«, sagte sie. »Hier gibt es keine Tretminen.«
    Ihre Stimme klang, als wollte sie etwas hinzufügen, das in Richtung »Sie feige Schwuchtel« ging. Sie hatte natürlich recht. Ich hatte die ganze Zeit auf meine Füße geblickt und war immer dorthin getreten, wohin sie vor mir getreten war.
    »Okay, okay«, sagte ich. »Hab verstanden.« Sir , fügte ich in Gedanken hinzu.
    Sie wandte sich wieder nach vorn und setzte sich in Marsch. Ich hielt mit ihr Schritt. Cerota.
    Zwischen Ameisenbäumen fiel der Weg allmählich ab. Unter unseren Füßen verwandelte sich der Boden in Schlick und totes Schilf. Vor uns war der Río Moho eine schwarze Leere von etwa zehn Metern Breite. Normalerweise nur ein Bach, war er durch die Überflutung nun eine weite Strecke stromaufwärts schiffbar. Ana führte uns an eine Stelle am Ufer, wo es im Windschatten einer Stromschleife einen Strudel gab. Ich konnte gerade eben eine untersetzte Gestalt erkennen, die bis zu den Knien im Wasser stand, und dann ein lancha , ein Holzboot mit flachem Boden wie zur Entenjagd, das aus dieser Gegend stammte. Sein Heck lag am Ufer, und man sah den hochgeklappten geräuschlosen Elektroaußenbordmotor von Minn-Kota. Wir sechs gingen an Bord. Ich verrenkte mir fast den Fuß an einer der großen Batterien, die auf dem Boden aufgereiht standen. Michael stieg als Letzter ein, und wir tauchten tiefer ein und schwankten, als wollte er uns versenken. Der stämmige Mann stieß uns vom Ufer ab und sprang übers Dollbord ins Boot. Er trug eine Nachtsichtbrille mit einem Heads-up- GPS -Display, die militärische Variante, die einem auf den Zentimeter genau verrät, wo man ist. Er senkte die Schraube ins Wasser und fuhr uns stromaufwärts über die gespenstische Grenze. Angeblich war ein Netz darüber gespannt, aber irgendwie hatten die Jungs vor uns es beiseitegezogen, ohne den Alarm auszulösen. Sie müssen ein paar Leute drinnen haben, dachte ich. Auf der Guate-Seite, meinte ich. Na, mach dir keine Gedanken deswegen.
    In den Bergen nördlich von uns brüllte ein Affe. Im Dunkeln so reibungslos voranzukommen erschien mir merkwürdig. Noch mehr Flugzeuge überflogen uns, keines beleuchtet und keines so langsam, dass es nach uns suchen konnte. Man baute in dieser Gegend Kardamom an; man konnte ihn riechen. Aus dem Dunst erhob sich das Leuchten von Propangaslampen. Es war ein Dorf namens Balam. In meinem Ohrhörer piepte es. »Aufgepasst, A-Team«, sprach Anas Stimme heraus. »Alle melden.«
    »Hier Kozo, verstanden«, sagte Michaels Stimme. Wir sagten alle »verstanden«. Das Boot landete an einem auffälligen Weißgummibaum. Zwei Gestalten krochen das Ufer herunter zu uns. Einer von ihnen zog das Boot mit einem Ast heran und zeigte uns, wo wir auf Wurzelnsteigen konnten, ohne im Schlamm einzusinken. Wir kletterten hoch zu einem Pfad und stellten uns auf. Die ES -Leute betrachteten uns mit einem verächtlichen Ausdruck à la »Was denn, sollen das etwa die neuen Rekruten sein?«, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Wir alle nickten uns gegenseitig zu. Vergara wies auf den Weg – er machte den Eindruck, als folge er dem Flüsschen – und signalisierte in Amerikanischer Gebärdensprache »ein Marsch von zwei Stunden oder weniger«. Wir folgten ihr.
    Drei Kilometer marschierten wir über alte Maisstängel und Klee. Irgendein kleines Düsenflugzeug krächzte von Norden nach Süden über uns hinweg, völlig unbeleuchtet, und erzeugte vorübergehend Kräusel auf dem Wasser. Es sucht nicht nach uns, versicherte ich mir.

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