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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Angeblich wurde von Flugzeugen aus nicht mehr viel aufgeklärt. Heute machte man so etwas mit Satelliten oder kleinen Drohnen, die man kaum sehen oder hören konnte. Auf der Guate-Seite wurden außerdem noch Bodensonar und Wärmespürer eingesetzt, aber in diesem Busch gab es so viele Schweine und Hirsche und weiß Gott für Viecher, dass sie diese Geräte so gut wie nutzlos machten, solange nicht eine ganze Armee auf dem Vormarsch war. Ein Ostwind kam auf und trug den Geruch nach Pferden heran. Ich erinnerte mich, wie ich als kleiner Junge mit meinem Bruder in einer ähnlichen Nacht unterwegs gewesen war und Angst vor Fleischabstreifern hatte – bösen Skeletten, die sich tagsüber in Anzüge aus Fleisch kleideten, um nicht aufzufallen –, die aus den Maisfeldern kamen und sich von hinten an uns anschlichen. Wir sprangen über einen weiteren Zaun und stolperten eine Böschung hinunter zur Route 13. Man roch, dass die Fahrbahn kürzlich neu geteert worden war. Vergara ließ uns eine Reihe bilden und zwei Minuten warten. Sie ging in nördlicher Richtung an den Rand der Straße und winkte uns dann, ihr zu folgen. Und wir folgten ihr. Der Mond war hinter die Bäume verschwunden, aber es war gerade noch hell genug, um sich zurechtzufinden. Ein Pick-up kam mit abgeblendeten Scheinwerfern von hinten näher und scharrte mit dem Dach an den niedrigen Kiefernzweigen entlang. Es war ein dunkler alter Ford Bronco aus den Achtzigerjahren, das bevorzugte Transportmittel des anspruchsvollen lateinamerikanischen Wanderarbeiters. Er hatte auf der Ladefläche eine Holzkabine Marke Eigenbau, auf die das Zitronenlogo von Squirt-Limonade gemalt war. Wir machten Platz. Der Bronco fuhr an uns vorbei und blieb zehn Meter weiter stehen. Der Fahrer verharrte auf seinem Platz. Jemand von ES stieg an der Beifahrerseite aus, noch jemand kletterte aus dem Heck. Als die Füße dieses zweiten Mannes den Boden berührten, erkannte ich No Ways Umriss, vielleicht an seiner Haltung oder seinen Bewegungen oder etwas noch Subtilerem. Mir schnellen Schritten ging ich auf ihn zu. Er war auf jene Weise gealtert, bei der die Menschen älter aussehen, ohne dass man sagen konnte, inwiefern; sie wirken nur ein wenig schwerer oder langsamer, als wären sie die gleiche Skulptur wie eh und je, nur aus einer anderen Legierung gegossen. Vielleicht liegt es an einem Ausdruck der Augen, den man nicht zustande bringt, solange man jung ist. Trotzdem war es merkwürdig oder auch verrückt, ihn wiederzusehen, besonders hier, und ich empfand die Überschwänglichkeit, die einen befällt, wenn man nicht recht weiß, ob man in Tränen ausbrechen soll, weil man innerlich aufgerührt ist.
    »¿Qué tal, vos?« , fragte er. Er schloss mich in einen abrazo . Das heißt, er umarmte mich männlich.
    »¡Cabron!« , sagte ich. »¿Qué onda, mano?«
    »Sano como un pimpollo« , antwortete er. »Gesund wie ein junger Spross«, hieß das wörtlich. »¿Y que onda, al fin compraste ese Barracuda?«
    » Tengo dos. Podemos competir.«
    »¡He, mucha, callenze!« , hörte ich Anas leise Stimme in meinem Ohrstöpsel. »Nur daf Wiftigfte.« Im ersten Moment fragte ich mich, ob sie plötzlich lispelte, weil sie Kastilisch sprechen wollte; dann begriff ich, dass sie es tat, damit die Zischlaute nicht weit trugen. Ich hob den Finger, um No Way »einen Moment« zu bedeuten, und sagte: »Fuldigung, verftanden, Keelorenf«, versuchte dabei zu zeigen, dass ich in meinen Ohrhörer sprach. Auf keinen Fall möchte ich in deine GI -Jane-Fantasie eindringen, Schätzchen. Voy aca loca.
    Ana nahm den Beifahrersitz. Die anderen, einschließlich der beiden ES -Leute, quetschten sich nach hinten. Das Gefährt war mit leeren Maissäcken aus Nylon möbliert. Ich stellte No Way leise den anderen vor. Jeder begrüßte ihn, aber keiner schien in Redelaune zu sein.
    »¿Pues, vos« , flüsterte ich No Way ins Ohr. »Qué piensas en este?«
    »Me da pena, vos« , sagte er. »Confías en estos cerotes?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich, »traust du jemandem?«
    »Confío en que dios se cague en mi« , sagte er. »Ich vertraue in Gott, dass er mich verarscht.«
    »Es verdad.«
    »Esa Ana, en los noventa trabajó para los embotelladores« , sagte er. »In den Neunzigerjahren hat Ana für die Abfüller gearbeitet.«
    Mit »Abfüllern« meinte er die »Limonadenfirma«, ein alter Ausdruck der Guatemaltekischen Nationalrevolutionseinheiten für COLA – das heißt Chef der Operationen in Lateinamerika im US

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