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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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alle Luken zu. An dem Tag, den wir für dieGrenzüberschreitung angesetzt hatten – Samstag, dem 17. März –, hatte sich der Kleinkrieg zu einem sogenannten »gelegentlichen Artilleriefeuer« bei Benque Viejo del Carmen beruhigt. Keine große Sache. Trotzdem bedeutete es, dass ich nicht die einzige Person aus unserer Crew war, die nicht unbedingt offiziell nach Guatemala einreisen wollte. Ohne mich wären sie vielleicht mit Bluffs, falschen Papieren oder Bestechungsgeld durch einen Kontrollpunkt gekommen. Stattdessen beschlossen sie, auf die gute alte Art vorzugehen und die Grenze heimlich zu überqueren. Zuerst sollten wir fünf gebracht werden – Marena, Michael, Grgur, Hitch und ich –, am folgenden Tag dann die anderen auf einer anderen Route, und wir sollten uns außerhalb von San Cristóbal Verapaz wiedertreffen.
    Wir waren vierzig Kilometer südlich des Stakes an einer einer kleinen Ausgrabungsstätte mit Namen Pusilhás. Angeblich war es in der Spätklassik eine wichtige Stadt gewesen, doch davon sah man heute nicht viel. Wir saßen auf Zeltbahnen in einer Nissenhütte, die irgendwelche Archäologen vor Jahren gebaut hatten. Ach so, mit »uns« meine ich natürlich uns fünf mojados, illegale Einwanderer, plus Ana Vergara, das Green-Beret-Mädel, die uns bei den Florida Keys losgeeist hatte, und ihren Stellvertreter, der Boy-Commando-mäßig aussehende Bursche namens … hmm, Augenblick mal. Vielleicht halten wir an unserer Gewohnheit fest, die Namen von Randfiguren unserer Verbrechen nicht preiszugeben. Wir warteten auf die Dunkelheit. Wir hatten zwei Tische, einen Stapel alter Fensterrahmen und eine Menge Besen und Bürsten. Michael streckte seine Massen auf einer Zeltplane aus und schien schlafen zu wollen. Hitch überprüfte im Sitzen seine Ausrüstung. Marena schwatzte mit Ana. Über uns stotterten Hubschrauber – Juckfuckjuckfuckjuckfuckjuck  – von Norden nach Süden die Grenze entlang. Ana hatte mir einen großen Tyvek-Umschlag gegeben, der mit meinen toten Babys gefüllt sei, wie sie sich ausdrückte, und ich betrachtete sie im Lichtschein meines Handys. Ein abgegriffener US -Reisepass und eine angenehm dicke alte Kellnerbörse. Der Pass war echt und nicht manipuliert; er gehörte einem Martin Cruz, einem real existierenden Menschen – einem Reisejournalisten sogar –, der im Moment außer Sicht in Guatemala-Stadt weilte und dessen Biografieund ausgewählte Schriften ich einen halben Tag lang auswendig gelernt hatte. Ich öffnete die Brieftasche. Darin waren zwei internationale 5000- $ -Scheckkarten, eine Thulium-Karte von American Express, ein Führerschein des Bundesstaates Florida, auf Martin Leon ausgestellt, aber mit meinem neuen Warren-Passfoto versehen, 1155 US -Dollar in Zwanzigern und Fünfern und 2400 guatemaltekische Quetzales – die etwa zweihundert Dollar wert waren; ich konnte nicht verstehen, wie man solch eine wertlose Währung nach solch einem kostbaren Vogel benennen kann. Hinzu kamen, um die Identität Martin Cruz’ zu unterstreichen, eine Sammlung abgegriffenen Kleinkrams, wie man ihn in den Taschen mit sich herumträgt, Kassenbons und Taxiquittungen und sogar ein paar Fusseln und Schmutz. Schließlich ein internationaler Presseausweis von National Geographic. Oh-oh, dachte ich.
    »Äh … Marena?«
    »Ja?« Sie kam auf den Knien zu mir und schlug die Beine wieder über.
    »Du weißt doch sicher, dass National Geographic nur eine Fassade für die CIA ist.«
    »Klar, und?«, fragte sie.
    »Na ja, ich habe hier einen Presseausweis von denen.«
    »Okay.«
    »Und ich frage mich manchmal, was eigentlich gespielt wird.«
    »Was meinst du damit?«
    »Für wen arbeiten wir wirklich?«
    »Wir arbeiten nur für Lindsay«, sagte sie.
    »Und das kannst du mir persönlich garantieren?«
    »Ja. Soweit ich es weiß.« Sie schwieg kurz. »Hör zu, er hat beim Außenministerium ganz sicher ein paar Gefälligkeiten eingefordert, aber ich kann dir garantieren, dass die Schlapphut-Schwadron von nichts weiß. Komm schon, benutz deinen Kopf. Wenn irgendein hohes Tier in D .  C . von uns wüsste, hätten sie uns den Laden längst dichtgemacht.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich, »heutzutage machen sie eine Menge seltsame Dinge.«
    »Das hier ist für jede staatliche Stelle viel zu abgedreht.«
    »Ich bin halt nur allergisch auf die Typen von der ›Firma‹. Das sind die absoluten Gangster …«
    »Na gut«, sagte sie, »dann scheiß drauf, spring ab. Brich die

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