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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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sagen wir, reifen Frau getan, aber hier stellte ich einen neuen Rekord auf. Entspann dich einfach, Kleine. Mit dem Finger stieß ich gegen etwas, das ich zunächst für den Fornix hielt, doch dann begriff ich, dass es war, wonach ich suchte, und fasste es mit zwei Fingerspitzen. Eine Flut aus Erleichterung und Beklommenheit blähte mir irgendwie die Blutgefäße, bis ich mir vorkam, als hätte ich die Proportionen eines Michelin-Männchens. Ich zog die Hand heraus und drehte das Ding auf meiner Handfläche herum. Es war eine kleine sechseckige Dose von der Größe einer großen Kalzium-Magnesium-Tablette, nunmehr schwarz, aber vermutlich aus Kupfer. Sie war mit Leichenwachskrümeln verkrustet, die ich mit dem Daumennagel wegkratzte. Ein Medaillon war es nicht. Ich vermutete, dass es sich um eineNadeldose oder etwas Ähnliches gehandelt hatte. Lisuarte hatte auf einem Handtuch einen kleinen Leuchtkasten und eine Lupe auf den Boden gestellt, und ich legte die Dose ab und betrachtete sie. Etwas von dem Zeug am einen Ende sah aus, als könnte es sich um rotes Siegelwachs handeln. Nachdem ich es eine Minute lang mit einer Pinzette und einer Zahnarztsonde bearbeitet hatte, bekam ich den kleinen Deckel auf. In der Dose lag eine schwarze Rolle. Ich hob sie mit der Pinzette heraus, und als ich sie auf dem Plastik ablegte, erschien es mir, als wäre sie aus Metall. Vorsichtig begann ich sie aufzurollen, doch wie sich zeigte, war es tatsächlich ein dünner, dreieckiger Bogen aus gehämmerter Silberfolie von ungefähr der Größe und der Form einer Briefmarke vom Kap der Guten Hoffnung. Vielleicht hatte Soledad sie von einer Monstranz oder dergleichen abgerissen. Oder eher, ich hatte es getan. Zuerst erschien die Folie leer, aber als ich sie anhauchte, konnte man Linien sehen, die mit einer Nadel hineingeritzt worden waren, und zwar in einer unruhigen Mischung aus Kanzleischrift und meiner eigenen linkshändigen Sauklaue:

    Das war alles. Wie bitte, dachte ich. Tonto did   …  Was tat Tonto? Und mit den Zahlen konnte ich auch nichts anfangen. Hm. Ich konnte weder sagen, ob ich enttäuscht war oder verängstigt oder verwirrt oder was auch immer. Mir war nur, als würde ich nach einer Stunde Inversionstherapie plötzlich in eine stehende Position herumgewirbelt. Später erzählte Marena mir, dass sie mir die Hände auf die Schulterngelegt habe, weil sie dachte, ich kippte nach hinten, aber ich habe sie nicht gespürt.
    »Wow, Gratulation an alle«, sagte sie nach einem Schweigen, das wohl ziemlich lang angehalten haben musste.
    Ich sagte nichts.
    »Jed? Alles in Ordnung?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Was ist los?«
    »Es ist alles falsch geschrieben.«



(21)
    Sie schleusten uns still ein, sehr Zen-mäßig, wie die Aale. Ich muss zugeben, dass es eine qualitativ hochwertige Operation war, nicht so etwas Plumpes, wie das reguläre Militär es verbrechen würde. Ich glaube, ich habe bisher noch nicht viel zum Krieg gesagt. Vielleicht kommt es daher, dass es in Südamerika immer die gleiche Geschichte ist, ob nun mit dem Krieg oder mit der Politik. Kurz gesagt hatte Guatemala drei Tage nach dem Orlando-Zwischenfall erklärt, die USA seien nun ein nicht funktionsfähiger Staat und dass alle Abkommen, die man unter dem Druck von USA und NATO eingegangen wäre, »in Anbetracht der neuen politischen Landschaft« neu verhandelt werden müssten, und hatte von Belize die uneingeschränkte Polizeibefugnis für seine Inspektoren verlangt. Warum die Inspektoren überhaupt dort waren, ist eine andere lange Geschichte, aber letzten Endes waren viele guatemaltekische Verbrecher / eingeborene Freiheitskämpfer in Belize untergetaucht, und die Guates wollten ein paar davon vor Gericht stellen. Das Problem dabei war, dass Guatemala Belize stets als sein 23. Departamento betrachtet hatte und hin und wieder versuchte, das zu beweisen.
    Natürlich hatten die Belizer Nein gesagt und die Inspektoren eingesperrt. Die Guatemalteken hatten daraufhin Truppen an die Grenze verlegt. Am 29. Januar schlug eine belizische Boden-Boden-Rakete mit einem Vakuumsprengkopf bei einem guatemaltekischen Dorf im Petén ein. Die belizische Regierung ließ verlauten, die Rakete habe fünf Soldaten in einer Fabrik für chemische Waffen getötet. Die Guates behaupteten, sie habe 142 Zivilisten in einer Schule das Leben gekostet. Das guatemaltekische Parlament erklärte den Kriegszustand. Noch wenige Wochen zuvor hätten die USA sich eingemischt, doch dort schlug man gerade

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