2012 – Das Ende aller Zeiten
-Außenministerium und davor auch Covert Ops, Lateinamerika, die gute alte Bill Casey / John Hull / Oliver North-Truppe.
»Na, sieh mal«, sagte ich, »ich wollte ohne dich nicht herkommen, aber wenn dir irgendwas komisch vorkommt, solltest du sofort abhauen.«
Er sagte, ich hätte in gutem Glauben bezahlt, und er werde bei mir bleiben. Ich erinnerte ihn, dass sie mir eine Menge bezahlt hätten. Er sagte, das sei ihm klar. Ich weihte ihn in die Geschichte mit National Geographic ein. Er gab zurück, das passe.
»Aber es ist gut, dich zu sehen«, sagte ich. »Danke.«
Ich entspannte mich ein wenig. Ihn bei mir zu haben nahm meiner Paranoia ein wenig den Wind aus den Segeln. Die Sache war die, dass ich diese Leute – von Taro natürlich abgesehen – noch nicht lange kannte, und ich war mir nach wie vor nicht ganz sicher, worauf ich mich einließ. Ich wollte wenigstens einen Menschen dabeihaben, der zu mir hielt und nicht mit Warren in Verbindung stand.
»Schon okay«, sagte er. Er reckte die Arme zum PVC -Dach und drückte dagegen, als wollte er prüfen, wie fest es war. Ich fragte ihn, wie die Dinge bei den Dörfern in Widerstand ständen. Er sagte, es gebe keine Spur von Tio Xac; mittlerweile gehe jeder davon aus, dass er tot sei.
»Letztes Jahr habe ich Sylvana gesehen«, fuhr er fort. »In Tenosique.«
»Oh. Mmm. Wie geht es ihr?«
»Casada.«
»¿No con el pisado del ONU ?«, fragte ich. »Aber doch nicht mit diesem UNO -Heini?«
»Simon.«
»¡Mierda!«
»Me das lástima mano …«
»Daran kann ich nicht einmal denken«, sagte ich. »Si comienzo a pensar de él, me hago lata.« – Wenn ich anfange, darüber nachzudenken, mache ich aus mir eine Dose. Ich glaube, diese Redewendung ist unübersetzbar. Ich begann ihn auszufragen, welche Ausweichpläne er habe, doch er wies zur Decke, was bedeutete, dass wir später darüber sprechen sollten. Ich nehme an, er hatte recht, denn nach allem, was wir wussten, hatten diese Leute sogar noch in den Rattenkötteln Nanomikrofone versteckt.
»Pues, vos, me voy a dormir« , sagte er und stimmte sein gedämpftes Schnarchen an. No Way besaß diese Fähigkeit des Soldaten, überall binnen weniger Sekunden einschlafen zu können. Auf jeden Fall war für ihn ein Lager unter dem Dach eines klimatisierten Pick-ups wahrscheinlich wie die Talleyrand-Suite im Crillon. Ich blickte zu Marena hinüber, konnte aber nicht viel sehen. Ich blies ein Nylonkissen halb auf und lehnte mich dagegen. Die ganze Zeit überlegte ich, ob ich nicht versuchen sollte, mich ein wenig an sie zu kuscheln oder so zu tun, als sinke mir im Schlaf der Kopf auf ihre Schulter, oder ob ich sie einfach fragen sollte, ob es okay wäre, wenn ich es tat. Nein, unternimm am besten gar nichts. Vielleicht tut sie selbst etwas.
Sie tat nichts.
Wir wurden langsamer. Ein Schild tauchte auf, von einer einzigen Glühbirne beleuchtet. CAMPAMENTO MILITAR ALTA VERAPAZ stand darauf, zusammen mit einem Bild von einem tollwütig dreinblickenden Soldaten aus einem Kommandotrupp und einem Schild mit einem schwarzen Totenkopf über gekreuzten Knochen und den Worten GUARDIA DE HONOR . Kurz bevor wir es passierten, bogen wir nach links auf eine Kiesstraße ab, die im Winkel von 130 Grad in der gelben Richtung zurückführte, nach Südwesten, in Richtung der jüngsten Vergangenheit.
(22)
Anderthalb Kilometer vor San Cristóbal Verapaz stiegen wir aus dem Wagen. Die Sonne war gerade untergegangen. Man konnte eine Marimba-Kapelle hören, die Corridos spielte und mit einem Lautsprecher konkurrierte, aus dem die alte Ricardo-Arjona-Version von Time in a Bottle dröhnte. Der Wagen wendete und fuhr weg. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, um weniger Aufmerksamkeit zu erregen; außer mir waren Marena, No Way, Lisuarte und Ana Vergara in dem einen Trupp, die übrigen in dem anderen. Wir gingen zu Fuß.
Ich hatte schlechte Erinnerungen an die Stadt. Im hiesigen Krankenhaus hatte ich vom Massaker in T’ocal erfahren. Doch jetzt war eine kleine Fiesta für San Anselmo im Gange, und wir wollten uns die Menschenmengen zunutze machen und die Stadt in ihrem Schutz zu Fuß durchqueren. Wie ich sagte, vier ES -Leute waren angeblich bereits da und sollten, während wir hindurchgingen, darauf achten, ob uns jemand verfolgte oder beobachtete oder was auch immer.
Unser Äußeres bereitete mir ein wenig Sorge. Lisuarte trug einen großen abgenutzten Hut und sah okay aus. Marena ging als New-Age-bewegte Studentin durch; ihr
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