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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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zwei. An einem Klapptisch unter einem Schutzdach aus Plastik spielten vier Soldaten Domino. Sie sahen nur kurz zu uns hoch. Sie wirkten picklig und unausgebildet; ihre klebrig gummiüberzogenen alten L 85 A 1-Gewehre hatten sie zu einer Pyramide zusammengestellt. Die klickenden Steine lösten die Erinnerung an meinen Vater aus, als ich noch klein war und an einem kleinen Tisch saß und in den geheimnisvollen gepunkteten Zähnen rührte, während ich einschlief. Wir kamen an ein paar Gringos vorbei, die sich am Außenrand des Zuschauerrings aufhielten. Eine Gruppe sah nach deutschen Touristen aus, bei einer anderen Dreiergruppe war ich mir ziemlich sicher, dass es sich um evangelikale Missionare handelte. Von den ES -Wachhunden konnte ich keinen ausmachen, aber das war ja wohl auch so gedacht –
    Hoppla. Sorry. Wie aus dem Nichts tauchte ein Pärchen mormonischer Missionare auf. Wir wären beinahe in sie hineingelaufen. Ich hatte Angst, sie könnten Lisuarte wiedererkennen, doch anscheinendwar das nicht der Fall. Wahrscheinlich kamen sie sowieso nicht vom belizischen Stake. Eine ganze Heerschar dieser huevos durchquert Lateinamerika auf Fahrrädern und trennt Individuen schwachen Willens von der Herde, um ihren Intellekt noch weiter zu vernichten. Jemand …
    Oh, Entschuldigung. Vielleicht sollte ich mir angewöhnen, die vielen spanischen Ausdrücke zu erklären. Huevos sind Eier oder, bildlich gesprochen, Hoden. Im Petén nennen wir Mormonen huevos , weil sie weiß sind wie Eier und weil sie immer zu zweit auftreten, wie Hoden. Natürlich klingt das lustiger, wenn Sie gerade eine Vierzehn-Stunden-Schicht Kaffeebohnenpflücken hinter sich haben.
    Jemand tötete die tapa cuarenta , und die kleine Kapelle begann mit O Salutaris. Wir folgten dem Blick der Menge die Nord-Süd-Straße entlang, die zu den Bergen anstieg. Dreizehn cofradores , Hüter, alte Männer mit bunt gestreiften Anzügen und großen Hüten, kamen von einem der hoch gelegenen nördlichen Schreine herunter. Neun von ihnen trugen große grüne, in Folie eingeschlagene Kreuze, die letzten vier eine Sänfte mit einer alten Statue San Anselmos aus Maismehlbrei. Er trug eine Bischofsmitra, hatte traurige Augen und einen grünen Gabelbart.
    Ich trat von einem Fuß auf den anderen. Ich sah nach vorn zu No Way. Er erwiderte den Blick. Wir schauten der Prozession noch etwa eine halbe Minute zu; dann löste sich No Way aus der Menge und hielt sich nach Westen. Ich folgte ihm. Marena, Lisuarte und Ana folgten mir. An der dritten Wohnstraße wechselten wir auf die andere Seite. Vor uns gingen vier Quiché-Frauen – die Quiché sind eine Maya-Sprachgruppe, die westlich von hier leben. Sie trugen Kerzen, Bougainvilleen und ungeöffnete Marlboro-Päckchen, daher konnte ich mir sehr gut denken, wen sie besuchen wollten. In dieser Ortschaft hatte ich ihn noch nicht gesehen, aber er musste in der Nähe sein. Hmm. Ich fragte Marena, ob sie noch von ihren Cohiba-Zigarren habe. Sie sagte, fünfzehn seien übrig, und kramte die Schachtel aus ihrem Rucksack hervor. Ich nahm mir sechs davon.
    »Nur eine Sekunde«, bat ich. »Ich bin gleich wieder da.« Ich wandte mich um und folgte den vier Frauen.
    »Pen-pen, was tun Sie da?«, drang Anas Stimme in mein Ohr. »Kommen.«
    »Ich muss etwas erledigen«, murmelte ich.
    »Nicht verstanden«, sagte sie. »Bleiben Sie auf der Route.«
    »Warten Sie einen Augenblick«, sagte ich. Ich dachte schon, sie würde herbeirennen und mir den Weg versperren, doch No Way gelang es, zwischen sie und mich zu kommen, und bis sie ihn umgangen hatte, waren wir bereits an der offenen Vorderseite des Betonziegelbaus. Die vier Frauen waren hineingegangen; sie knieten und fügten den ungefähr hundert Kerzen, die bereits angezündet auf dem Fußboden standen, weitere hinzu. Der cuandero saß draußen an einem Klapptisch. Er kam mir bekannt vor, aber ich wusste seinen Namen nicht, und mich erkannte er definitiv nicht. Ich nickte ihm mit meinem kahlen Kopf zu. Genau diesen sah er ein wenig scheel an, aber das Nicken erwiderte er. Geh ruhig rein, hieß das.
    Ich wandte mich Marena zu. »Das kommt dir jetzt vielleicht albern vor«, sagte ich.
    »Äh … nein«, entgegnete sie verdutzt.
    Die Frauen waren fertig und gingen. Zwischen den Trauben von Blumen, Flaschen und Kerzen auf dem Betonfußboden suchte ich mir einen Weg in das Haus. Marena folgte mir. Es gab ein kleines Weihwasserbecken aus Plastik, und automatisch tauchte ich die Hand ein und

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