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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Bewusstsein in Schakals Kopf hineingepfeffert worden war, muss es auch in 2-Juwelenbesetzter-Schädel gelandet sein. Heiliger Schittus.
    »Was wolltet ihr stehlen?«, fragte er.
    »Wir wollen nichts stehlen«, sagte ich.
    Wieder eine Pause. Er wollte, dass ich ihn ansehe, wurde mir klar. Ich hob den Kopf, doch mein neuer Körper scheute wieder vor dem Blickkontakt zurück – in dieser Gegend hatte man die, die über einem standen, einfach nicht anzusehen – stattdessen starrte ich auf die tätowierten Hieroglyphen auf seiner Brust. So welche hatte ich noch nie gesehen. Irgendeine Geheimsprache. Er hielt die Zigarre zwischen Daumen und Zeigefinger und legte sie in einen kleinen Ständer, wobei er sich mit einer irgendwie zweideutigen Anmut bewegte, die mich an jemanden erinnerte … wer war es noch gleich? Ja, natürlich ein japanischer Kellner, der uns Tee servierte – ich glaube, das war in Naoe, als ich mit Sylvana dort war –, und der alte Mann hatte genau die gleiche Bewegung ausgeführt, als er die Holzkelle auf die Tülle des Wasserkrugs legte. Aber 2-Juwelenbesetzter-Schädel tat es in grüblerischer, hochmütiger Manier, die überhaupt nicht japanisch war, auch nicht asiatisch oder navajotisch oder sonst was, sondern total mayamäßig. Ich fühlte, wie seine Blicke meine Brust hinabglitten wie zwei Steinklingen und wie sie an den Adern meiner Arme entlang zu meinen zitternden Fingern und wieder hinauf zum Gesicht wanderten, um nach Zeichen oder minimaler Mimik zu suchen, die mich verraten könnte. Aber wenn er meine Erinnerungen in sich hat – wieso weiß er dann nicht, was ich denke?, fragte ich mich. Vielleicht hatte sein Gehirn eine kleinere Dosis von mir abgekriegt als Schakal. Oder vielleicht war er zäher als Schakal und hatte mehr Widerstand aufgebracht.
    Komm schon. Denk nach. Wie kann das passiert sein? Also, 2-Juwelenbesetzter-Schädel hatte Schakal gespendet, damit er als Stellvertreter für 9-Reißzahn-Kolibri dient. Richtig? Also muss 2-Juwelenbesetzter-Schädel an einem bestimmten Punkt der Zeremonie, wahrscheinlich als letzter Abschiedsgruß, mit Schakal in des Königs Nische gegangen sein und dabei eine ordentliche Dosis meines Bewusstseins abbekommen haben. Doch er scheint seinen eigenen Geist in guter Verfassung bewahrt zu haben. Zumindest hat er seinen Körper in der Gewalt. Augenscheinlich.
    Himmel, was sind wir doch für ein Haufen Versager. Aber wo ich gerade daran denke – Taro hatte erwähnt, dass es zu einer »Streuung« kommen könnte. Ja, so hatte er es genannt: Streuung. Natürlich hatte ich dafür nur ein Achselzucken übrig gehabt. Taro war fortgefahren, dass man sogar überlegt hätte, mein Bewusstsein auf einem breiteren Strahl zu kodieren und auf diese Weise vielleicht mehrere Personen zu treffen. Doch das Heiligtum auf der mul war das einzige Bauwerk in der Gegend, für das ein festes Datum bekannt war, und die Steinmauern sollten eine Streuung eher eindämmen, und wer konnte überhaupt wissen, was geschah, wenn sie mich über den ganzen Platz schossen? Wenn plötzlich jede Menge Jeds und Halb-Jeds herumliefen, hätte das wahrscheinlich auch im 21. Jahrhundert für Probleme gesorgt.
    »Du bist gekommen, um das Spiel gegen die Raucher zu lernen«, sagte er. Mein Schakal-Bewusstsein übermittelte mir, dass die »Raucher« in etwa dem entsprachen, was ein moderner Mensch als »die Götter« bezeichnen würde. Redet er über das Spiel? Muss wohl. Konnte er denn wissen, wie man es spielte? Vielleicht war er Sonnenaddierer? Vielleicht waren alle Ahauob’ der Hohen Häuser in gewissem Maße Addierer.
    Wenigstens war ich hier richtig. Sollte ich ihn zu einem Spiel herausfordern? Wer neun von siebzehn gewinnt, hat gewonnen?
    »Und werden dann
    Mehr wie du kommen?«,
    fragte er auf ixianischem Ch’olan.
    »Nein«, antwortete ich. »Wahrscheinlich niemand mehr.« Nicht ins Detail gehen, dachte ich.
    »Du glaubst, du kannst
    Dich lebend begraben
    Und dein Fleisch haltbar machen
    Gegen dreizehn mal dreizehnhundert Regen.«
    »Nein, nicht ganz …«, sagte ich.
    »Du planst, deinen Leib
    Himmelwärts zu halten
    Bis in dein B’ak’tun,
    In dein K’atun
    Zurück in deine
    Abgelegte Haut.«
    »Körper himmelwärts« bedeutete im Grunde nichts anderes als »lebendig«. Hierzulande liefen die Toten nämlich verkehrt herum, wie Spiegelbilder auf dem Wasser.
    »Du über mir
    Bist im Licht«, brachte ich hervor.
    »Wenn wir dich töten«, fragte er,
    »Wird dein Zwilling in

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