2012 – Das Ende aller Zeiten
diese Schuld begleichen«, sagte ich.
»Ich kann dir eine Puppe machen,
Die riesige Speere schleudert,
Hüftbälle, die Feuer gebären,
Und vollkommen gerundete …«
»Wir über dir brauchen nicht
Die Hilfe einer
Stinkenden Kreatur«,
sagte 2-Juwelenbesetzter-Schädel. Offenbar war ich zu dreckig, als dass ich würdig gewesen wäre, mit mir zu verhandeln.
Ich schaltete zurück ins Englische. »Ich kann zur Verteidigung gegen die Ozelots beitragen«, sagte ich. »Du kannst k’alom’te’ werden. Schau in meinem Gedächtnis unter ›Schießpulver‹ nach. Es dauert nur ein paar Tage, um welches herzustellen. Wir brauchen in den Höhlen an der Nordküste nur ein bisschen Guano zu kratzen und die Nitrate …«
Er neigte den Kopf auf eine Weise, die mir den Mund verschloss, noch ehe mir die Bedeutung klar war, nämlich: »Du hast unsere Erlaubnis, zu schweigen.«
»Du sprichst mit Sand im Mund«, sagte er. »Die Oberherren dieses B’ak’tun werden solches nicht erlauben.«
Was?, dachte ich. Fortschrittsfeindalarm. Augenblick, ich wollte sagen …
»Xi’maleech t’ul k’ooch mix-b’a’al« , sagte er. »Du gehst, als wäre nichts im Korb auf deinem Rücken.« Das gehörte zu den Idiomen, die man sofort verstand. Es hieß so viel wie: »Offenbar hast du nichts anzubieten.«
»Ich werde eure Welt zu meiner bringen«, sagte ich, »und dort neu gebären. Ich werde deinen Nachkommen ihre Namen wiedergeben, ihre Zeit, ihre Geschichte, alles.«
»B’a’ax-ti’a’al chokoj upol?« , fragte er. »Was sollte mich das kümmern?« Es war nicht eigentlich als Frage formuliert.
»Wie du über mir meinst«, erwiderte ich automatisch. »Aber …«
»Dann erlaube ich dir, deinen Jed zurückzunehmen.«
Oje.
Er muss doch wissen, dass ich das nicht kann, überlegte ich. Oder nicht? Vielleicht hat er wirklich nur ein paar Schnipsel von mir abbekommen. Oder vielleicht ist sein Ego so groß, dass er das nicht akzeptieren kann. Weiß er überhaupt, was ich bin? Vielleicht hält er mich für einen krabbelnden Kobold, der sich in sein Ohr geschlichen hat. Also …
»Aber du über mir könntest daraus lernen«, sagte ich.
»Ruf jetzt dein Spiegelbild aus meiner Haut«, sagte 2-Juwelenbesetzter-Schädel. In seiner beherrschten Stimme war ein unterdrückter Schauder zu hören. Er ist geschockt, dachte ich. Er fühlt sich schmutzig. Dass ich in ihm drin bin, ist so was wie eine Niederlage für ihn. Er denkt, man wird ihn aus der verdammten himmlischen VIP -Lounge ausschließen. Mannomann. Soll ich einfach damit rausrücken, dass er mich für immer am Hals hat? Nein, dann wird er erst recht ausrasten. Jetzt heißt es lügen, dass sich das Parkett wellt.
»Das werde ich, aber dazu brauche ich Zeit«, sagte ich.
Wie eine reißende Banjosaite schoss Schmerz durch mich hindurch, vom Magen zum linken Augenlid. Bei dem Gedanken, etwas vor seinem Großen Mutter-Vater zu verheimlichen, sprang in Schakals Nervensystem irgendwas aus der Spur. Die Vorstellung, diesen Kerl anzulügen, war in Schakals Denkvorgängen nicht vorgesehen. Halt still, um Gottes willen, zuck nicht, aber halte auch nicht die Luft an, atme einfach, atme …
»Wie bald wird das getan sein?«, fragte 2-Juwelenbesetzter-Schädel.
»Das geht nicht ohne die richtigen Vorbereitungen«, sagte ich halb auf Ixianisch, halb auf Englisch. »Wir müssen opfern, dem richtigen … ich muss ein bestimmtes Kraut finden.« Ja, elf geheime Kräuter und Gewürze, überlegte ich. Das wird er glauben.
Ich spürte seinen Blick auf meiner Haut, wie er nach einem Zittern suchte, nach einem Zucken …
»Was wirst du brauchen?«, fragte er.
Ich sagte, wenn er mir ein Stück Papier und einen Pinsel gäbe, würde ich es für ihn skizzieren. Nur Zeit gewinnen, sagte ich mir. Ich werde ein Katapult zeichnen. Eventuell eine Armbrust. FremdeMaschinen für den Krieg. Vielleicht wecken die so großes Interesse, dass er vergisst …
»Entferne sofort deinen Uay-Wurm. Fertig.«
»Fertig« sprach man, wenn ein Thema für einen beendet war. Als würde man »Basta« sagen.
Ich zögerte. Ich wiederholte die Lüge. Er schaute mich an.
Als Schakal noch ein Kind gewesen war, hatte er geglaubt, 2-Juwelenbesetzter-Schädel könne seine Gedanken durch die Lehmmauern wittern, und dass er in mondlosen Nächten in Gestalt eines Harpyienadlers über das Dorf glitte und die Schlafenden durch die Rauchschlote der Häuser betrachtete und beschützte, bereit, durch den Kamin herabzustürzen
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