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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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die kamen, um ihn zu Xib’alb’a zu bringen, näher und näher kamen sie, verlangten geheime Namen von ihm, die niemals preiszugeben er geschworen hatte, befahlen ihm, den Sarg zu verlassen und mit ihnen zu gehen, und als die Stimmen sich gleich neben ihn betteten, so laut und nahe, dass es schien, als würden sie sich in ihn hineingraben, wusste er nicht mehr, ob er schließlich in den Orkan ihrer Schreie einfiel, aber er wusste, dass er nicht davongerannt war, dass er die Namen nicht verraten, dass er sich nicht einmal gerührt hatte. Als man ihn am nächsten Tag wieder aus dem Sarg hob, hatte der Achtjährige, aus dem Schakal werden sollte, den Punkt äußerster Angst in etwas anderes überführt. Und bis er begriffen hatte, dass es nur die Hüftballpriester gewesen waren, die durch Belüftungsrohre des Sarges sprachen, änderte das nichts daran. Die Jungen, die diese und andere Prüfungen überlebt hatten, waren entweder mit einem Herzen aus Stein geboren oder hatten eines entwickelt. Sie waren gegen Leiden unempfindlich. Die Menschen des 21. Jahrhunderts würden sagen, die Traumatisierung durch die Mut- und Schmerzproben habe ihr normales Empfindungsvermögen abgetötet und einen Zorn gesät, der bei der geringsten Provokation hervorbrechen könne. Hier, in dieser Welt, bedeutete das bloß, dass sie Geblüte werden konnten.
    Fünf Meter hinter mir knisterte ein Blatt. Es half nichts. Lauf. Lauflauflauflauflauf.
    Ich lief.
    O Scheiße! Zu früh.
    Das Pfeifen eines Speeres zur Linken. Ich sprang nach links, machte eine Rolle vorwärts und drückte mich mit meinem Speerschaft wieder hoch. Einen Moment lang glaubte ich, ich hätte alles richtig gemacht, doch dann rutschte das rechte Bein unter mir weg.
    War es getroffen? Wenn ja, warum spürte ich dann nichts? Zu viel Adrenalin, oder was? Ich fing mich gerade so weit, dass ich auf die Knie kommen und in der Hocke herumfahren konnte. Ein Geblüt aus der Schnupfer-Sippe griff mich mit seinem kopflosen Speer an, den er hielt wie eine Keule. Ich stieß meinen Schaft in den Boden und machte mich auf einen Zusammenprall gefasst. Von rechts, ungefähr hundert Meter entfernt, kamen zwei Jäger heran, mit erhobenen Speeren. Einer war ein Ozelot, der andere ein Harpyien-Junge mit lieblichem rundem Gesicht. Ich kenne seinen Namen, dachte ich, Schakal hat mit ihm Ball gespielt, er ist ein Neuling in unserer Mannschaft, ich kenne seinen Namen, ha , das ist er: Hun Xoc. 1-Hai.
    Okay, dachte ich, du musst bloß an diesen drei Pennern vorbei und hast es geschafft. Ich nahm wieder Haltung an und richtete meinen Speer gegen den Schnupfer. Er wich der Spitze aus, schwang sich hinter mich und hob seinen Schaft, um mir den Schädel einzuschlagen, während ich mich umdrehte und zu parieren versuchte. Einen Moment lang zögerte er aus keinem ersichtlichen Grund, machte einen halben Schritt rückwärts und ließ die Arme sinken. Oh, ich weiß, dachte ich, ich bin unrein. Abergläubischer Kerl. Ich breitete die Arme aus, senkte mein Kopfgestell und griff an. Sein Schaft sauste nieder und schlug mir rechts zwei Spitzen ab, kratzte mir aber nur leicht über die Stirn. Du hast deine Trophäe ruiniert, Kumpel. Ich schüttelte die Benommenheit ab, brachte meinen Speer in Anschlag und schwenkte ihn in weitem Bogen zwei Handbreit über den Boden. Der Schnupfer sprang und kam mit dem linken Fuß darüber weg, aber die Zwinge traf seinen rechten Knöchel und schnellte vom Schaft. Er kippte um und landete im Gras. Ohne zu überlegen, setzte ich mit dem Schaft zum Wurf an, und einen Moment schien es, als wäre seine Haut so dünn und gespannt, dass ich hindurchsehen könnte. Ich zielte auf die äußere Hüftarterie, stieß das gesplitterte Ende des Speeres hinein und drehte und bohrte. Es folgte diese gedehnte Viertelsekunde Widerstand undNachgeben, in der das Holz durch Haut und Fleisch dringt und eine Sehne zerfetzt, und dann stieß ich auf Öl: Eine Arterie platzte, und ich bekam einen Strahl warmes Blut ab, jaaa, Strahl, Strahl, STRAHL ! Ha! Wow, du bist wirklich ein Mistkerl, dachte ich. Der Schnupfer blieb still. Die einzige Reaktion, die sich in seinem Gesicht abzeichnete, war allenfalls ein Anflug von Enttäuschung in den Augen. Ich rollte mich von ihm weg, ohne meinen Speerschaft loszulassen, und sprang auf.
    Ich schwankte ein bisschen. Aus irgendeinem Grund dachte ich an die Zahl acht.
    Man kann in kürzester Zeit viele Dinge wahrnehmen, solange der Verstand darauf verzichtet, sie in Worte

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