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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Angst
 

    Schön, wie auch immer, na und, dachte ich. Blöderweise war mir das trotzdem peinlich. Natürlich hatte ich Angst, und natürlich wusste er das, und er wusste auch, dass ich das wusste. In dieser Beziehung gab es nicht gerade besonders viel Privatsphäre. Es ist wahr, wo wir gerade davon sprechen, mein stärkstes und hartnäckigstes Gefühl war bisher schlichtweg Verlegenheit gewesen.
    Du bist zu dumm, um Angst zu haben, dachte ich. Du bist wie jeder andere auch, du glaubst alles, was man dir erzählt hat, als du noch …
    Du bist nicht aus dem dreizehnten B’ak’tun
, unterbrach mich Schakal.
Das hast du dir nur ausgedacht. Dein ganzes Leben hast du dir ausgedacht. Bilder schießen durch die Luft, Kanus schwimmen zum Mond, eine Kiste von der Größe deiner Zunge soll mehr wissen als du
 
– das alles sind lächerliche Lügen.
    Ja, das erscheint wirklich ein bisschen unwahrscheinlich, dachte ich. Aber nein, ich habe es mir nicht ausgedacht. Könnte ich gar nicht. Keiner könnte sich die Doppelhelix der DNS ausdenken oder China oder Anna Nicole Smith. Es ist wirklich so.
    B’aax?
Tatsächlich? Was ist wahrscheinlicher
 
– dass es solche Dinge gibt oder dass du nur ein trügerischer Cacodämon bist?
    Dir ist jede Neugier fremd, dachte ich. Es würde dich interessieren, woher ich komme, wenn du selbst interessanter wärst. Du bist genau wie alle anderen Dorflangweiler.
    Noch während ich das dachte, kam es mir wie Wischiwaschi vor, als säße ich beim Verhör vor einem texanischen Sheriff und versuchte den Unterschied zwischen Barock und Rokoko zu erklären. Außerdem war ich schlecht gelaunt. Eines hatte mich irgendwie enttäuscht: dass Schakal nicht tief beeindruckt war von dem, was ich mitgebracht hatte. Ich hätte geglaubt, dass er bei unserer zweiten Begegnung, wenn man es so nennen kann, zutiefst ehrfürchtig wäre und dass es nur noch heißen würde: »Yessir, Massa Jed, Sir.« Stattdessen war er völlig unbeeindruckt. Er bestand durch und durch aus Verachtung. Ich meine, ich hatte auch schon Groll und Hass und alles empfunden, aber Schakal war die personifizierte, selbstgerechte, rassistische und sonst wie -istische Verachtung. Wärst du nicht von den Harpyien oder Ozelots, würdest du nicht mal zum Fressen taugen. Ich meine, zum Gefressenwerden.
    Was für ein Scheißkerl, dachte ich. Verstehen heißt noch nicht verzeihen, ganz entschieden nicht. Ich hätte ihn umbringen können. Doch das nützte mir gar nichts. Selbst wenn ich mir auf den Kopf gehauen hätte oder so etwas, hätte ich genau das getan, was Schakal wollte. Richtig?
    Andererseits hatte er durchaus recht – das 21. Jahrhundert wirkte ein bisschen unwahrscheinlich. Zumindest von da, wo ich mich jetzt wand. Also, selbst wenn ich mir etwas davon ausgedacht hätte …
    Hua. Warte. Halt mal. Das führt zum Wahnsinn.
    Jetzt waren die Fäustlinge in Palmöl getaucht und massierten uns, kratzten uns …
    Ah cantzuc che!
, schrie Schakal in mir.
Du hast die Krankheit des inneren Blicks.
Das heißt, man ist verrückt.
Ah cantzuc che!!!
    Ich verstehe ja, dass du wütend bist, dachte ich, du erlebst es nicht jeden Tag, dass sich deine ganze Weltsicht als Bockmist entpuppt. Gut, vielleicht jeden zweiten Tag, aber trotzdem …
    B’ukumil bin cu
 

    Spar dir das, dachte ich. Du bist es, den niemand will. 2-Juwelenbesetzter-Schädel legt keinen Wert auf dich. Mich will er haben.
    N
ein.
    Doch. Du weißt, dass es wahr ist.
    Er behält dich nur, um dich zu foltern.
    Nein, er behält mich, weil er sich etwas von mir verspricht. Du bist draußen, Versager.
    Ah cantzuc che, ah cantzuc che
 

    Autsch! O Gott, sie nähten mir die Brust. Allerdings war »nähen« ein zu erhabenes Wort, denn es fühlte sich an, als würden sie Stricknadeln und Telefonkabel benutzen. Eine Million Stiche später wurden wir eingeölt und dabei hin und her gedreht wie ein Säugling beim Wickeln. Wir bekamen einen bestickten Lendenschurz umgebunden und voluminöse Haspeln durch unsere ausgedehnten Ohrläppchen geschoben. Sie bürsteten und frisierten uns das zu kurze Haar. Vermutlich knoteten sie Verlängerungen hinein. Ich kam mir vor wie ein Shi-Tzu im Hundesalon. Sie legten uns Manschetten aus Steinschuppen um die Handgelenke und schnallten einen gemusterten Steinhüftballfaustkeil an unsere rechte Handfläche. Wir bekamen einen ziemlich schweren Kopfputz aufgesetzt und ein zeremonielles Steinhüftballjoch um die Hüfte gelegt, viel zu schwer, um es in

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