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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Ein Genuss. Beides gleichzeitig.
    Ich saß da. Okay, dachte ich, diesmal lass ihn zuerst reden. Und versuche nicht, ihn von Dingen zu überzeugen, die er nicht haben will. Versuch nicht, ihn auf die wissenschaftliche Weltsicht zu bringen. Wenn er noch an Zauberer und Werjaguars glauben will, dann soll er.
    Allmählich wurde mir auch klar, dass in dieser Gesellschaft niemand je allein war. 2 JS hatte diese anderen Leute um sich – den Affen, den Wächter und den Typen mit dem Schleier –, während er ein Gespräch führte, das er geheim zu halten wünschte, und für ihn war das bereits Alleinsein. Auch wenn man nicht gerade zufällig das Bewusstsein eines Fremden bei sich im Kopf hatte, war man hier fast nie für sich. Keiner schlief allein oder auch nur zu zweit, sondern immer mit der ganzen Familie im selben kleinen Raum, in der Oberschicht zusammen mit Dienern und Wächtern. Niemand aß allein. Niemand reiste allein, niemand bestellte allein ein Feld, und niemand lebte allein. Wenn jemand sich zufällig für eine Minute von den anderen getrennt sah, wurde er schrecklich nervös. Deshalb gab es im normalen Leben für den ganz normalen Menschen keine Gelegenheit zur Heimlichkeit.
    »Was soll ich über dir also mit dir tun?«, fragte er.
    Ich beschloss, ein bisschen Rückgrat zu beweisen.
    »Du über mir musst bereits eine Verwendung für mich haben«, sagte ich. »Warum sonst all die Mühe?«
    Nach drei Takten meinte ich, dass er lächelte, nicht mit dem Mund, aber mit den Wangen. Immerhin, ein Fünkchen Humor hatte der Kerl.
    »Was lässt dich unter mir glauben, dass ich dich für etwas Angenehmes aufgespart habe?«, fragte er.
    Oh-oh. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Ich will dich immer noch im Dunkeln«, sagte er. Das hieß so viel wie: Ich bin noch immer sauer auf dich.
    Ich schaute auf, und gegen meinen Willen sah ich ihm in die Augen. Es klickte und surrte bei diesem ungewohnten Blickkontakt. Hier schaute man sich selten direkt an, wenn überhaupt. Trotzdem konnte ich nicht wegsehen.
    Seine Augen hatten nichts Freundliches.
    »Nun, du unter mir«, sagte er, »ich habe eine dunkle Schuld bei dir zu begleichen.« Er schwieg einen Moment. »Ich werde dir Vieles antun.«
    Oh, chingalo , dachte ich. Lass dir was einfallen.
    Ich sah mich hektisch um. Mein Blick streifte den Wächter. Er hockte noch reglos da, einen knappen Meter rechts neben 2 JS , und starrte mit abgewandtem Gesicht auf einen leeren Fleck auf dem roten Baumwollteppich. Ich sah auf den Erinnerer. Er hatte zu schreiben aufgehört und reinigte den Pinsel in einem ledernen Wasserbecher. Ich sah zu den aufgestapelten Körben und Ballen. Ich sah zu dem alten Kerl mit dem Schleier.
    Ha. Jetzt wusste ich, was an seinen Unterarmen merkwürdig war. Sie waren behaart.
    Wie Sie wahrscheinlich wissen, haben die amerikanischen Ureinwohner kaum Körperbehaarung. Ich habe – ich meine, mein Jed-Körper, der sich wahrscheinlich gerade mit einer Piña colada entspannte, hat genau fünf Haare auf der Brust. Und dieser Körper ist zu einem guten Drittel spanischer Abstammung. In dieser Gegend, in den alten Zeiten war mir noch keiner mit Körper- oder Gesichtsbehaarung untergekommen. Aber ich wusste, dass es so was durchaus gab, weil ich im 21. Jahrhundert schon diverse alte Maya-Figurinen mit Bartgesehen hatte. Vielleicht musste man aus einer bestimmten Familie stammen, um einen Bart zu bekommen, oder man musste über siebzig sein oder so. Ich betrachtete ihn genauer. Er hielt einen Kieselstein in der Hand. Und an der Art, wie er ihn hielt …
    Er ist ein Sonnenaddierer, dachte ich.
    Kein Wunder, dass er die ganze Zeit hier sein und alles hören durfte … je mehr der Addierer über deine Angelegenheiten weiß, desto besser. Das heißt, desto weiter kann er für dich in die Zukunft sehen. Natürlich muss er vertrauenswürdig sein, ein vollkommener Mitwisser. Wie ein Beichtvater. Dieser Typ blieb wahrscheinlich immer im Haus. Vielleicht lebte er im Grunde wie ein Gefangener, weil er in Geheimnisse eingeweiht war.
    Ich wandte mich dem Addierer zu.
    »Ich neben dir bitte um ein Spiel«, sagte ich.



(38)
    Der Addierer neigte leicht den verschleierten Kopf.
    »Ich besitze im Augenblick nichts«, fuhr ich fort, »doch was ich an Geeignetem finde, an diesem Licht oder dem nächsten oder übernächsten, will ich dir anbieten, dir und Frau Kot, der Wiegerin dieser Nacht, 9 Dunkelheit, 11 Regenfrosch«, es war Montag, der 28. März 664 n. Chr., »und Mam und

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