2012 – Das Ende aller Zeiten
als Goldgrube betrachten. Na gut, machen wir einen kleinen Zeitsprung nach vorn.
Im vierten Wachtfeuer von 1 Getreidehalm, 1 Gelbe, 12.19.18.17.13 – oder, nach neuer Zeitrechnung, um 4.30 Uhr am Dienstag, dem 20. Dezember 2011 –, schloss der Nikkei-Index mit einem Plus von 1,2 Prozent und katapultierte mein geschätztes Gesamt-Portefeuille auf einen Punkt knapp nördlich der Fünf-Millionen- US -Dollar-Marke.Ich hatte mich auf dem Boden ausgebreitet – ich liege gern auf Stein- oder Betonfußböden – und blinzelte zu dem großen Bildschirm unter der niedrigen Decke meines so genannten Hauses hoch, das ein Stück westlich von Indiantown und nur einen Häuserblock vom Okeechobee-See entfernt lag, der Heimat des dank Östrogens hermaphroditischen Ochsenfrosches. Das Haus war eigentlich gar kein Haus, sondern ein bankrott gegangenes Ladengeschäft für tropische Zierfische, das Lenny’s Reefin’ Stall geheißen hatte und das ich gegen Begleichung der Schuld plus Anschaffung der Wohnungsausstattung erworben hatte und nun in ein Zwölfeinhalbtausend-Kubikmeter-Experiment auf dem Gebiet des Zusammenlebens verschiedenster Wassertierstämme in einem Raum umwandelte. Ich litt noch immer an den Nachwirkungen der Bali-Grippe. Das einzige Licht im Raum war ein aktinisches blaues Leuchten aus einem 1600-Liter-Zylindertank mit niederkalifornischen Nacktkiemern, im Prinzip einer bunten Seeschnecke mit dem Haus innen.
Verdammt, dachte ich, während ich zum Bildschirm hochblinzelte. Nach jahrelangem vagar , Faulenzen, hatte ich endlich eine Möglichkeit gefunden, das Opferspiel zu benutzen, um richtig Kohle zu machen. Das Spiel lässt sich in Casinos natürlich nicht anwenden, weil es zu lange dauert. Bei Lotterien ist es praktisch nutzlos, da sie dem reinen Zufall viel zu nahe kommen. Das Spiel muss mit etwas arbeiten, das man bereits kennt. Im Grunde hilft es einem, Dinge wahrzunehmen. Das ist nicht das Gleiche wie die Zukunft vorherzusagen, aber auf jeden Fall besser, als im Dunkeln um sich zu schlagen wie die meisten Leute. Jedenfalls, das Opferspiel funktionierte, wenn auch kaum merklich, bei Pferde- und Sportwetten – besonders gut bei Basketball –, aber ich musste alles über die Pferde, die am Start waren, und die Strecke herausfinden, und bis ich das wusste, blieb mir kaum noch Zeit, die Wette abzugeben, ehe die Glocke ertönte. Ich brauchte etwas, bei dem es gemächlicher zuging. Also begann ich mich ernsthaft mit dem Aktienmarkt zu beschäftigen. Da aber spielte der Zufall eine größere Rolle, als ich gedacht hatte, und ich wollte fast schon aufgeben – bis ich mein Glück mit Maistermingeschäften versuchte.
Der Vorteil bei Warentermingeschäften bestand in dem sehr langsamen Erntezyklus. Außerdem waren nicht viele Spieler auf dem Feld. Ich recherchierte daher das bisherige Verhalten der einzelnen großen Investoren und behandelte sie zu Anfang als abwesende Spieler in einem gewaltigen Opferspiel. Zumeist führte ich etwa zwanzig langfristige Klimasimulationen aus und tätigte dann Stellagekäufe von Ware, bei der es unklar aussah. Schon bald besaß ich einen kleinen, aber deutlichen Vorteil. Vor sechs Monaten brachte ich meine erste halbe Million zur Bank, und schon bald hielt ich Einzug in die Welt der Privatflugzeugbesitzer. Bei der Gelegenheit, dachte ich, ich könnte etwas Bargeld locker machen. Gute Idee.
VERKAUFE 3350 DEZEMBER KONTRAKTE ZU 223.00
bei
BÖRSEN-BEGINN
, klickte ich. Ha! Ich drückte auf
TRANSAKTION ABSCHLIESSEN
, zählte die Nullen zweimal und ließ mich zurück auf den Boden sinken.
Heilige Scheiße, dachte ich. Ich bin der KÖNIG des FUCKIVERSUMS! ¡¡DOMINO EL MUNDO!! ICH BEHERRSCHE DIE ÖDNIS!!! Jetzt war ich ein Fresser, kein Gefressener mehr. Es war, als wären meine Augen von den Seiten des Kopfes nach vorn gewandert und hätten mir die räumliche Sicht des Jägers geschenkt. Nicht lange, und der gute alte Jed wird Milliardär.
Hmm. Was als Nächstes? Nun, ich dachte, mit großer Macht kommt große Verantwortung. Ich muss mein Können für das Gute nutzen.
Ich rief Todd Rosenthal bei Naples Motorsports an. Er war früh auf und nahm sein Geschäftstelefon ab.
»Ich nehme die Kiste«, sagte ich. Es ging um einen metallicaztekenroten 1970er Plymouth Barracuda mit lückenloser Vorgeschichte, Klappverdeck, 383er Motor, komplettem Originalblech und neuer Elektronik. Ich hatte schon länger ein Auge auf die Karre geworfen und den Preis auf nur 290 Riesen heruntergehandelt.
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