2012 – Das Ende aller Zeiten
Luftaufnahmen der Explosionsstätte zeigten einen flachen Krater, der wie ausgeschachtet aussah und über einen halben Kilometer maß und auf dessen Oberfläche der Sand zu dunkelgrünem Obsidian geschmolzen war.
Hmm …
Nachdem das Buch aus der Neuen Welt in Europa eingetroffen war, verklebten die Seiten, die aus Feigenbaumrinde bestehen und vermutlich vor über tausend Jahren beschrieben wurden, im Laufe der Jahrhunderte zu einem festen Block. Forscher waren bis vor Kurzem nicht in der Lage, die wie ein Plissee gefalteten Seiten voneinander zu trennen. Der Grund dafür ist in der Technik der Maya zu suchen, die Seiten mit klebstoffartigen Verbindungen zu grundieren, die aus Tierfellen gewonnen wurden. Die Lösung: das Scanning Tunneling Acoustic Microscope, kurz STAM, das durch verklebte Seiten Tinten »sehen« kann.
»Für unser Forschungsgebiet ist das die größte Sensation seit der Entdeckung der Paläste bei Cancuén im Jahr 2000«, erklärte Professor Michael Weiner, Dozent für Mesoamerikanistik an der Universität von Zentralflorida (UCF) und Leiter des Entschlüsslungsprojekts. »Nur wenige Bruchstücke der Maya-Literatur haben die Eroberung überlebt«, fügte er hinzu, indem er sich auf die spanische Invasion Amerikas bezog, die um 1500 begonnen hat.
Ach so, diese Eroberung Amerikas meint er.
Der Codex (dessen Inhalt zu einem großen Teil nächstes Jahr in dem angesehenen
Journal of Ethnographic Science
veröffentlicht wird) ist eines von nur vier bekannten »Büchern« der Maya, die die katholische Inquisition überstanden haben.
Weiner und seine Forschungsgruppe schweigen bislang über den genauen Inhalt des in Hieroglyphen gehaltenen Textes. Allerdings haben sich in der eng integrierten Gemeinschaft der Maya-Forscher Gerüchte verbreitet, das Buch enthalte die Zeichnung eines kreuzförmigen
»
Wahrsagebretts«, das zu einer Art Spiel gehörte, mit dem man die Zukunft vorherzusagen pflegte, und eine Reihe von eigenartig genauen Vorhersagen tatsächlich eingetretener Katastrophen, von denen viele sich erst Jahrhunderte nach der Niederschrift des Buches ereigneten.
Die Maya, die ihre Blütezeit in Mesoamerika zwischen 200 n. Chr. und ihrem geheimnisvollen Untergang gegen 900 n. Chr. erlebten, waren eine sehr fortschrittliche Zivilisation mit einem komplexen Schriftsystem. Sie beherrschten die Mathematik, die Astronomie, die Architektur und die Ingenieurskunst, wie die massigen Pyramiden zeigen, die sie von Honduras bis zur mexikanischen Halbinsel Yucatan erbauten; Letztere ist heute ein begehrtes Urlaubsziel. Geheimnisvoller und beunruhigender ist ihr einzigartiges spirituelles Leben, das Blutrituale und Menschenopfer ebenso kannte wie ein kompliziertes System ineinandergreifender Kalender, mit deren Hilfe astronomische Ereignisse verfolgt und irdische Geschehnisse bis in die ferne Zukunft vorhergesagt werden konnten. Wenigstens eines dieser Daten ist den Maya-Experten schon lange bekannt und kam in den letzten Jahren auch vielen Laien zu Gehör: der 21.
Dezember 2012 oder, wie man ihn oft nennt, 4
Ahau
.
Sie meinten damit Kan Ahau, Ox K’ank’in oder 4 Oberherr, 3 Gelbe, 13.0.0.0.0. Mal wieder der gute alte bolazo vom Ende der Welt.
Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich ungefähr seit der siebten Klasse mit diesem Datum ein gewaltiges Problem hatte. Ständig fragte mich jemand darüber aus, und ich musste erklären, dass es eine riesige Überinterpretation sei, wenn man es als Datum des Weltuntergangs bezeichnet. Der 21. Dezember sei ohne Frage ein wichtiger Tag, aber nicht notwendigerweise das Ende von irgendetwas, geschweige denn von allem. Zur großen Sache wird es nur deswegen, weil sich zu viele hochspirituelle Idioten herumtreiben, die tief enttäuscht sind, weil die christliche Jahrtausendwende ohne jede Katastrophe verstrichen ist und der 11. September ihre Gurus völlig überrascht hat. Also suchen sie sich einen neuen, bequemen Stichtag. Sobald die Welt endet, nehmen die Spenden an die Kirchen zu. Sie wissen schon – wozu sparen? Es ist ein uralter, ewig jung gebliebener Schwindel.
Wenn Sie zufällig auch nur ein Achtel Indianerblut in sich haben sollten, kennen Sie das ja selbst: Diese Hohlköpfe kommen zu Ihnen und führen sich auf, als hätten Sie irgendeine spirituelle Aura. Taucht in einem Film eine indianische Figur auf, steht es zwanzig zu eins, dass sie zumindest über außersinnliche Wahrnehmung verfügt – und obendrein wahrscheinlich die Telekinese
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