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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Todd sagte, er lasse den Wagen mitsamt Papieren morgen um neun Uhr anliefern, damit ich es mir bloß nicht mehr anders überlege. Klick.
    Aaah. So ist es richtig. Das war mein Beitrag, die Welt zu verbessern. Man kann doch nicht zulassen, dass irgendein Affe ein Kunstwerk wie dieses Auto in die Finger bekommt, nur weil er in einer Fernsehserie mitspielt. Vor meiner Tür parkte bereits ein 73er Road Runner,und ein anderer Barracuda stand in der Werkstatt der Villaneuvas, aber ich hatte meine Plymouth-Sättigung noch nicht ganz erreicht. Ich weiß, irgendwie habe ich einen schlechten Geschmack. Aber der macht am meisten Spaß. Okay, was dann? Vielleicht ein Stück Land an der Küste. Eine mittelgroße Insel, ein Laib Brot, ein Eimer Limo, ein 100000-Liter-Korallenaquarium, ein 20000-Liter-Jacuzzi, zwei japanische Pornostarlets und ein Vatnajökull-Gletscher aus reinem kolumbianischem Crack. Einfache Vergnügen. Orientalinnen verlangen Liquidität. No problemo.
    Natürlich hielt der Anfall nicht an. Zwölf Stunden später lag ich auf meinem Lieblingsplatz am Boden und blinzelte zu den Monitoren hoch, während ich eine Lesung für eine Klientin vornahm. Sie gehörte zu denen, bei denen ich es nie übers Herz gebracht hatte, sie abzuschießen. Sie hieß Mutter Flor de Mayo von der Grace Rural School. Sie fragte sich, ob sie dieses Jahr endlich ihren Abschied von der Landschule nehmen und in den Ruhestand gehen sollte.
    »¿Podré caminar después de la operación?« , drang ihre Altfrauenstimme aus der Freisprechanlage.
    »Déme un momento« , sagte ich. Ich hatte einige Schwierigkeiten, weil ihr Operationstermin am Morgen lag, und aus irgendeinem Grund schien das Spiel besser bei Dingen zu funktionieren, die später am Tag geschahen. »Estoy dispersando estas semillas amarillas y las semilas negras   …«
    Codex.
Das Wort tauchte im GoogleSearch-Fenster mit der hohen Priorität auf meinem Geschäftebildschirm auf. Ich klickte es an. Wenn überhaupt etwas kommt, stammt es gewöhnlich aus einem ziemlich obskuren Post auf Websites wie der der Stiftung für Mesomerikanische Altertumsforschung oder des Cyberslugs-Webrings, doch diesmal war es ein Artikel in Time:
    Ein altes Buch
    Holla! Tzam lic   – das Blitzen unter der Haut.
    Ein altes Buch mit moderner Relevanz kommt in Deutschland ans Licht
    Der »Codex Norenbergae«, eine achtzigseitige Schrift der Maya, die im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg seit den Fünfzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts Staub und Spekulation angesammelt hat, konnte endlich entziffert werden.
    Das Aufmacherfoto zeigte die obere Hälfte einer Seite aus einem Maya-Codex, eine zierliche Zeichnung von etwas, das man den Wasserlilien-Jaguar nennt, der in einem Feld aus Hieroglyphen aus der klassischen Epoche saß. Das bedeutete, die Figuren datierten vor 900 n. Chr.
    Ni modos. Unmöglich, dachte ich.
    »¿Joaquinito? ¿Está allí?« , fragte Mutter Flor.
    »¿Madre? Perdóneme« , sagte ich. » Äh, no estoy teniendo mucha suerte con las calaveras esta noche. ¿Usted piensa que podría venir mañana y la intentaremos otra vez?«
    Sie sagte, das sei doch selbstverständlich. Ich sagte danke und legte auf. En todos modos.
    Ich vergrößerte das Bild des Codex – was ich seit der Markteinführung jenes Höhepunkts menschlicher Erfindungsgabe tun konnte, den man Logitech Laser Mouse nennt, indem ich nur einen Finger bewegte – und zoomte die Zahlenhieroglyphen heran. Hmm. Die Kalligrafie erschien mir nachklassisch. Dennoch sah es nicht nach einer Fälschung aus. Fälschungen sind entweder schlecht oder viel zu gut. Und nach allem, was ich gehört hatte, war die Herkunft des Nürnberger Buches ziemlich sauber. Seit wenigstens fünfzig Jahren waren immer wieder neue Versuche angestellt worden, das Werk zu entziffern. Vielleicht war es eine nachklassische Abschrift eines klassischen Textes.
    Nanu?
    Eine der Datumsgruppen wirkte ein wenig beunruhigend. Ich vergrößerte sie und versuchte, das Bild zu schärfen. Es blieb undeutlich, aber es schien 7 Quetzal, 7 Camazotz, 12.19.17.7.7 zu sein. Das entspricht dem 2. Juni 2010, dem Tag, an dem an der Universidad Tecnológica de la Mixteca bei Huajapan de Léon in Oaxaca ein Partikelbeschleuniger explodiert war. Zwei Angehörige einer Zapatista-Gruppe der Tzotzil waren wegen Sabotage ins Gefängnis gewandert,weil sie den Unfall verursacht haben sollten, obwohl weder ich noch irgendein anderer klar denkender Mensch sie für schuldig hielten.

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