2012 – Das Ende aller Zeiten
es dann wie ein Entgegenkommen erscheinen lassen; andernfalls würde sie mich für einen Gauner halten.
Sie änderte ihre Haltung wieder. Eine Sekunde lang glaubte ich, sie würde einfach aufstehen und gehen, und das wäre es dann. Doch stattdessen sprach sie:
»Also wettest du neben mir, dass 2-Juwelenbesetzter-Schädel sein Hüftballspiel gegen die Ozelots gewinnen wird?« Sie meinte, sie glaube, dass die Harpyien verlieren würden – fair oder anders –, woraufhin man sie aus Ix vertriebe.
»Ma‘lo‘yanil«, sagte ich, kein Problem. »Sieg oder Niederlage, die Harpyien werden bleiben. Und die Ozelots werden fliehen.« Der Gedanke war, sie glauben zu machen, dass mein übermenschliches Wissen 2 JS genügend Feuerkraft verschaffte, um sich die Ozelots vom Hals zu halten.
Wie Sie sich vielleicht schon gedacht haben, folgte ein weiteres endloses Schweigen. Na ja, wenigstens plapperte sie nicht ununterbrochen wie so eine typische chica perica.
»Du bist wegen des Steuermanns gekommen, und nicht meinetwegen«, sagte sie.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Na, vielleicht war’s das dann, dachte ich. Ich werde rausgeschmissen. Zurück aufs Startfeld.
Doch stattdessen sagte Koh:
»Deine Heimzeitler haben vergessen, wie man einen Zyklus einsetzt.«
Ja, schnalzte ich.
»Aber die Ahauob, die du nährst, würden gern eine neue Stammlinie von Sonnen auf die Welt bringen. Nachdem die Sonnen des dreizehnten B’ak’tuns ausgestorben sind.«
»Ich würde gern helfen, einen neuen Zyklus zu beginnen«, sagte ich.
»Und wieso?«, fragte sie. »Kehrst du zurück?«
»Ich möchte es versuchen«, antwortete ich und wich der Frage halb aus. Ich dachte schon, sie würde nachhaken, was ich beabsichtigte, doch stattdessen nahm sie die Antwort als ein Ja auf und fragte:
»Bax ten tex kaabet?« Das hieß: Warum willst du [das alles auf dich nehmen]?
»Jeder möchte seine Familie schützen.«
»Und hast du neben mir dort Familie?«
»Ich habe … Menschen, die ich als meine Pflegefamilie betrachte.« Oder zumindest ein paar Quasi-Freunde im Internet, dachte ich. Ich nehme an, Koh war klar, dass sie mich da in Schwierigkeiten brachte. Trotzdem ging sie dem Gedanken nicht weiter nach.
»Und wenn deine Landsleute doch überlebten,
Vergäßen sie uns dennoch?
Begingen sie unser aller Namenstage,
Und unser aller Todestage?
Vergäßen sie, wie wir pflanzten und plünderten,
Wie wir bauten und Kinder gebaren?
Sängen sie manchmal ein Lied mit unseren Namen?
Würden sie sich erinnern?«
»Ich werde dafür sorgen, dass sie deine Stammlinie kennen und dein Uay an deinen Todestagen nähren.«
»Aber du hast mir gesagt, dass sie nur Wertloses opfern.«
Mit einer Gebärde versicherte ich ihr, dass es nicht notwendigerweise so sein müsse.
»Und du sagtest, deine Heimzeitler seien unehrenhaft«, sagte sie. Im Ixianischen gab es kein Wort für »schlecht«, und selbst wenn es so gewesen wäre, »unehrenhaft« wäre trotzdem schlimmer gewesen.
Wann soll ich das gesagt haben, wunderte ich mich. Hm. »In vielerlei Hinsicht sind sie schlimmer als die Menschen heute«, sagte ich. »Aber in anderer Hinsicht könnte man sagen, dass sie besser sind.«
»Und nun möchtest du, dass ich vor deinen Augen ein Spiel mit neun Steinen spiele. Und du glaubst, du könntest in zwei Lichtern lernen, es zu spielen«, sagte sie. »Zwei Lichter« war eine stehende Redewendung, so als sagte man: Du glaubst, du könntest es über Nacht lernen.
»Ich unter dir glaube das nicht.«
»Was sollen du neben mir und ich dann hier tun.«
»Ich unter dir erbitte eine Lesung«, sagte ich.
»Aber ich habe schon für dich gelesen.«
»Ich möchte diesmal etwas Größeres tauschen«, sagte ich. Ich fügte hinzu, ich könne ihr fast alles erklären, was in den nächsten vier B’ak’tuns entdeckt oder erforscht oder geschaffen werde.
»Ich weiß schon genug, um zu bereuen, dass ich es weiß«, entgegnete sie. Es war nicht ganz klar, ob sie damit die Dinge meinte, die ich ihr gesagt, oder Dinge, die sie schon vorher gewusst hatte. Oder beides.
»Dann lass mich dir etwas sagen, das dir helfen wird. Lass mich dir etwas schenken.«
»Du hast mir schon die Form der Sonne geschenkt.«
»Lass mich dir etwas geben, das Honig in den ch’anac deiner Anhänger rinnen lässt.« Das bedeutete etwas, das den einfachen Menschen nützte. »Ich neben dir … wir könnten jede Anzahl von bisher ungekannten Dingen bauen«, sagte ich.
Wie etwa, bedeutete sie mir.
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