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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Die Fliegenpatsche legte sie hin.
    »Wie wäre es mit gefangenen Rollen?«, fragte ich.
    Mit einer Gebärde fragte sie mich, was ich meinte.
    Ich begann ihr zu das Rad zu erklären. Räder seien das Gleiche wie Rollen, nur hätten sie eine Stange im Zentrum; ich schwärmte von der Nützlichkeit einer Schubkarre und zeichnete ihr eine auf, doch sie entgegnete, dass sie so etwas bereits kennten, und schickte die Pinguinin, ein Beispiel zu holen. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Die Zwergin brachte einen kleinen gelben Jaguar aus Holz mit respektablen Rädern an jeder Pfote. Koh sagte, dass solche Spielzeuge bei der Elite sehr beliebt seien, aber man dürfe sie nicht aus dem Haus bringen, wo die Öffentlichkeit sie sehen könnte. Soweit ich sagen kann, ging es nicht darum, dass die einfachen Leute auf die Idee kommen könnten, Räder seien vielleicht ganz nützlich, sondern weil jemand sie womöglich kopieren und mit ihrer Hilfe eine Gefolgschaft um sich sammeln würde. So jemand könnte in eine andere Stadt gehen, jeden dort mit seinen Tüfteleien verblüffen, sich als großen Zauberer hinstellen und irgendwann ein Problem für den Hochadel werden. Das Rad würde zu einem weiteren magischen Kultgegenstand und wie das Messer oder das Feuer oder das streng gehütete Geheimnis des Hohlspiegels zum Zentrum eines weiteren Ordens. Oder wie die Blutblitz-Drogen, natürlich. Außerdem, fuhr Koh fort – und ich gebe hier sehr frei wieder, was sie sagte –, gebe es so viele Rundhäusler, dass überhaupt kein Bedarf für Schubkarren bestehe. Wenn man etwas Schweres bewegt haben wollte, ließ man es vom Pöbel schleppen.
    Es war frustrierend, aber ich ließ das Thema fallen. Ich fühlte mich sehr an die Gelegenheit erinnert, als ich ein Mädchen vom Park-Avenue-Typ im Auto nach New Haven mitnahm und anmerkte, dass sie lernen sollte, selbst zu fahren. »Was, wenn ich heute nicht vorbeigekommen wäre?«, fragte ich.
    »Ich hätte einen anderen angehalten und ihn dazu gebracht, mich zu fahren«, hatte sie geantwortet. »Und dann hätte eben er mich vögeln dürfen.«
    Okay, dachte ich, vergessen wir Räder als Transportmittel. Aber was ist mit dem Essgeschirr?
    Ich erzählte ihr von der Töpferscheibe. Um offen zu sein, was das Geschirr hier anging, in Mesoamerika, meine ich, dann muss man zwar zugeben, dass es manchmal toll bemalt war, aber ein bisschen wie Borke fühlten sich alle an. Alles, was perfekt runde, glatte Töpfe erzeugte, musste eine Sensation sein. Doch als Koh begriffen hatte, worauf ich hinauswollte, brachte sie den gleichen Einwand vor wie eben. Die Synoden würden behaupten, wer immer die neuen Töpfe herstellte, müsse ein unanständig mächtiger Zauberer sein, und sofort Schlägertrupps losschicken, um ihn loszuwerden. Und wenn es nichtso käme und die Töpferscheibe sich durchsetzte, wären tausende von Töpferfamilien zum Hungertod verurteilt, weil sie niemals in der Lage wären, mitzuziehen. Ich schätze, dahinter steckt die gleiche Überlegung wie dahinter, dass wir – ich meine, die Maya oder die Teotihuacáner oder irgendeine anderes Volk in Mesoamerika – Pfeil und Bogen nicht benutzen, obwohl die Zu-Großen sie besaßen. Es war das Gleiche wie beim Schwertkult der Samurai – wie Tokugawa sich sagte, dass in dem Moment, in dem anständige Feuerwaffen nach Japan kämen, die Machtstruktur ins Wanken geraten würde, auch wenn das Sho¯gunat sie zuerst erhielte. Daher beschlagnahmten er und seine Nachfolger Feuerwaffen und Schießpulver, verwehrten den portugiesischen Händlern den Zugang zum größten Teil Japans und hielt das Land für zweihundertfünfzig Jahre so rückständig wie möglich.
    »Wir können so etwas hier nicht gebrauchen«, sagte sie. »Fertig.«
    Hölle. Mir gingen die Ideen aus. Auf diese Eventualität hatten wir mich am Stake nicht vorbereitet.
    »Dann tu es einfach, um einen neuen Ball zu werfen«, sagte ich. Das war, als sagte man beim Poker: »Erhöhe und will sehen«, damit man erfuhr, welches Blatt die anderen Spieler hatten. Tu es, weil du gewettet hast, tu es, weil man sagt, du hast Angst, tu es einfach, weil du es tun kannst.
    »Du glaubst, ich bin nicht neugierig auf deine Ebene«, sagte sie. Ich gab keine Antwort. »Dabei bin ich neugierig. Aber Neugier kommt vom Necker, vom Folterer.« Das hieß, wenn sie neugierig war, würde Menschen geschadet, denen zu schaden sie keinen Grund hatte.
    Na, das zeigt ja wenigstens, dass ihr das Mitgefühl nicht ganz fremd

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