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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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ein Puma-Geblüt namens Abgetrennte Rechte Hand. Angeblich war er erst dreizehn Jahre alt, galt aber bereits als aufsteigender Stern. Wie es hieß, war er mit Fell und Reißzähnen auf die Welt gekommen und wusste, wie er sich in seine Katzengestalt verwandeln konnte, ohne dass man es ihn hatte lehren müssen. Angeblich aß ernur Menschen, Gefangene, die jünger waren als er. Aber das war wohl nur Propaganda. Koh hatte gesagt, seine Farben seien Gelb und Lila.
    Mein Blick folgte der Neigung der Treppe an der großen Pyramide nach unten, wo sie auf eine neu errichtete hölzerne mul stieß. Zweiundfünfzig Opfer, jedes genau neun Jahre und neunundzwanzig Tage alt, hatten fünf Tage lang darin gewacht. Wenn man die mul in Brand setzte, würden sie die anderen Opfer hinaufgeleiten und der neugeborenen Sonne darbieten. Etwa zweihundert Arme südöstlich des Baus stand eine winzige mul mit einer Art Schachbrettmuster in Orange und Schwarz. Es war die Arzneikammer der Pumas, der Klostergarten, wo sie ihre Zutat der Blutblitz-Droge zogen und destillierten. Unser Ziel.
    Kohs Worten zufolge wussten die Schwalbenschwanz-Säuger genau, wie lange die Vollbedeckung anhalten würde – etwas über achtzehneinhalb Minuten –, und sie würden versuchen, die Illusion ihrer Macht zu vergrößern, indem sie alles so knapp hielten wie möglich. Sie würden warten, bis es nur noch hundert oder zweihundert Schläge waren, ehe die Sonne wieder hervorkam, dann erst würde Kot-Locke ein Zeichen geben. Auf dem Stockwerk unter ihm würden zweiundfünfzig seiner Säuger Rasseln zu schwingen beginnen, die aus den Oberschenkelknochen ihrer Vorgänger gefertigt waren. Auf der Etage darunter stießen dann zweihundertsechzig Akolythen in ihre riesigen Hörner, und von den Ebenen darunter ausgehend und sich in die ganze Welt verbreitend würden die Männer ihre Instrumente betätigen und die Frauen und Kinder »Marhóani, marhóani« zu schreien beginnen: »Geh weg, geh weg.« Babys wurde Chilipulver in die Augen geblasen, damit sie weinten, den Hunden trat man in die Rippen, und jeder würde so viel Lärm machen, wie er nur konnte, bis der Verschlinger vertrieben war. Dann würden die obersten Opferpriester das neue Feuer an der Sonne selbst entzünden, indem sie einen riesigen und angeblich prächtigen Hohlspiegel verwendeten, der aus Hämatit geschliffen und auf Hochglanz poliert war. Das Feuer würden sie die mul hinunter zum Pavillon der Neuen Sonne senden, dem Scheiterhaufen. Während des übrigen Tages und die ganze Nacht hindurch zogen dann die Vorsteher der viertausend Ortschaften an dem Scheiterhaufen vorbei, entzündeten ihre Fackeln und trugen das neue Feuer und Geschichtenvon der Großartigkeit der Hauptstadt in ihre Heimat. Und die große Mehrheit würde glauben, es sei der Führung durch die Puma-Synode zu verdanken, dass die Sonne gerettet werden konnte.
    Das jedenfalls planten die Schwalbenschwänze. Koh und ich hatten etwas anderes vor.
    Vor zwei Tagen hatte Koh gehandelt. Kurz nach Mittag rief sie achtundvierzig ihrer engsten Anhänger zusammen, ohne ihre Mitaddiererinnen zu unterrichten, und warnte vor der Sonnenfinsternis. Der Himmelsaal, behauptete sie, habe ihr gesagt, dass der Schwarze Verschlinger sich diesmal nicht überreden ließe, die Sonne wieder auszuwürgen, sondern »den Ball stehlen« würde, das heißt, die Sonne für immer verschluckte. Der Aal, der Sternenrassler also, würde eine neue Sonne gebären, sagte sie; da diese Sonne nichts mit den Katzensippen zu tun hätte, besäßen im nächsten K’atun die Kinder des Himmelsaals Vorrechte gegenüber allen anderen. Aber vorher plane der Rassler, die sterbende Welt zu reinigen, indem er in den Wolken einen Flaschenkürbis öffnete und ein Heer von Tieren freizusetzte, die dadacanob genannt wurden, »lange Bienen« – auch Gelbjacken genannt, Vespula squamosa , eine Faltenwespenart, die in diesen Breiten eine Plage darstellte –, welche jedem in Teotihuacán die Augen ausstechen sollten, der nicht dem Rassler gefolgt sei. Alle außer den Kindern des Rasslers würden der Finsternis überantwortet. Danach würde der Himmelsaal Koh sagen, wohin sie seine Anhänger führen solle, und seinen Schutz auf eine neue Rassler-Stadt im Roten Land ausweiten, im Südosten also. In der Zwischenzeit besuchten Boten die Anführer von vierundzwanzig mit Koh verbundenen Häusern und nannten ihnen den Treffpunkt: der Gehäutete Hügel. Sobald sie die Stimmen der Gelbjacken hörten,

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