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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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der ganzen westlichen Hemisphäre und wahrscheinlich in ganz Mesoamerika war jede Fackel, jedes Binsenlicht, jede Kohle, jede Zigarre und jede andere Flamme ausgelöscht worden. Gestern Nacht waren Hun Xoc und ich auf 14-Verwundeters Dach gestiegen und hatten über die dunkle Stadt hinausgeblickt. Der Himmel war bedeckt gewesen, es hatte kein Mond geschienen, und obwohl wir uns im Zentrum der derzeit dichtesten Menschenansammlung der Welt aufhielten, hätten wir uns genauso gut unter der Erde in einergewaltigen, phosphoreszenzlosen Höhle befinden können. Zwischen der Sonorawüste und den Anden war der Kontinent wieder so dunkel, wie er gewesen war, ehe ihn vor dreißigtausend Jahren die ersten Hominiden besiedelten.
    Bis auf wenige Ausnahmen waren alle Gefäße und Töpfe durchbohrt oder zerbrochen worden. Decken und Kleidung waren befleckt oder zerschnitten, Bücher zerrissen, Inschriften mit blauer Tinte übermalt worden. Vieh und Sklaven waren getötet worden, und Tausende alter, kranker oder frommer Menschen hatten sich das Leben genommen. Jeder fürchtete – jeder außer mir und vielleicht einer Handvoll anderer Skeptiker -, dass dies vielleicht der letzte Tod der Sonne sein könnte. Ich ängstigte mich natürlich auch, nur eben nicht deswegen.
    Auf unserem Platz hier an der Schnauze der mul des Rasslers – das heißt, etwa auf halber Höhe an der Pyramidenfront, die über das südliche Ende der Hauptachse hinweg nach Osten dem Fetischmarkt zugewandt war – spürten wir die Wärme, die von den Leibern aufstieg, rochen die Melange ihres Atems, die saure Luft aus den eitrigen Kehlen der Gefangenen in ihren Stehkäfigen aus Korbgeflecht, die schwarze Luft aus den tabakgegerbten, krebsverseuchten Lungen der Alten. Der Himmel war klar, und zu unserem Glück ging nur ein schwacher Wind. Ein Tag wie geschaffen für das Ende der Zeit. Ich trat von einem Fuß auf den anderen. Ein loses Ende der Darmschnur meiner Kampfsandale stach mir ins Schienbein, aber ich wollte mich nicht bücken, um das Problem zu beheben. So etwas tat man einfach nicht. Ich schwankte nach vorn. Hun Xoc streckte einen Arm aus und stützte mich.
    Nach Westen gewandt standen wir im Zentrum unserer Kerngruppe von Harpyien-Geblüten. Hun Xoc stand an meiner linken Seite, Gürteltierschiss hinter mir. Seine Aufgabe bestand im Sinne des Wortes darin, mir den Rücken zu bedecken. Wir befanden uns im Zentrum einer Gruppe von elf anderen Harpyien-Geblüten und zweiundzwanzig Harpyien-Nichtgeblüten. 12-Kaiman machte die Vorhut und stand bereit, im Fall eines Angriffs nach hinten zu gehen.
    Alle trugen wir blaue Übermantas, die uns als Aspiranten derRasslergemeinschaft auswiesen. Darunter hatten wir so viel Rüstung angelegt, wie möglich war, ohne dass wir verdächtig aussahen: Jeder von uns trug Arm- und Beinschienen aus Flechtwerk und eine Weste, die aus zwei Lagen dickem Leinenpikee bestand und die meisten Klingen aufhalten würde, denn beide Lagen waren mit Holzspänen gefüllt. Jeder von uns hatte sich einen kurzen Streitkolben oder eine Keule an die Innenseite eines Schenkels gebunden und einen zusammengerollten Flechtwerkschild an die andere. Wir hatten außerdem einen dreiteiligen Speer dabei, der uns an dünnen, leicht zu zerreißenden Fäden unter den Mantas den Rücken hinunterhing. Daneben besaßen wir alle einen weiteren zusammengerollten Flechtwerkschild, den wir eigens für dieses Vorhaben angefertigt hatten und der drei Querstreben aufwies, die sich einfalten ließen, und ein Paar kräftiger Lederriemen, die es einem erlaubten, den Schild mit beiden Armen zu halten. Trotzdem wünschte ich mir, die Schilde wären größer. Sie konnten sich als das schwache Glied erweisen.
    Die Puma-Geblüte auf der gegenüber liegenden mul trugen volle Paraderüstung und hielten lange Paradespeere, die auch mit ihren schmuckvollen Spitzen aus exzentrischem Feuerstein üble Wunden verursachen konnten. Wie ich bestimmt schon erwähnt habe, hassten die Pumas die Kinder des Rasslers, und beim ersten Anzeichen eines Kampfes würden sie die Gelegenheit ergreifen, so viele Rasslerkinder zu beseitigen wie nur möglich. Und noch immer bewirteten die Pumas einige ixianische Ozelots. Wer konnte sagen, ob sie etwas gehört hatten? Nachrichten reisten viel schneller als Menschen. Zu Hause konnte durchaus jemand begriffen haben, dass 2 JS etwas plante; er hätte eine Nachricht hierhergesandt und ließe die Pumas nach Harpyien aus Ix Ausschau halten. Von allem

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